„Ich liebe die Demokratie“

Diese wunderbaren Worte wählte Aufsichtsrat Jürgen Hunke während des Wahlkampfs und im Vorfeld der Mitgliederversammlung mehr als einmal, man könnte fast behaupten, inflationär. Ich persönlich liebe die Demokratie ebenfalls, aber noch mehr liebe ich Menschen, die eben diese Demokratie auch dann noch lieben, wenn sie in einer demokratischen Abstimmung den Kürzeren gezogen haben.

An genau dieser Stelle fängt die Geschichte an zu haken, denn ganz so sehr scheint Ex-Präsident Hunke die Demokratie dann doch nicht zu lieben. Anders ist es jedenfalls nicht erklärbar, dass er nach einer Wahl, bei der eine Initiative nahezu 80% der Wählerstimmen auf sich vereinte, trotzdem die Entscheidung von ca. 5.600 wahlberechtigten Mitgliedern nicht akzeptieren möchte.

„Wer 1:0 führt, der oft verliert“

 

Sehr humorvoll, lieber Jürgen, aber mit Demokratie hat das wenig zu tun. Ebensowenig hat es etwas mit Demokratie zu tun, wenn man in einem Interview mit einer Sportzeitschrift bekanntgibt, dass man verzeifelt und bis zum letzten Halali alles Menschenmögliche versuchen wird, die notwendigen 5 % Wählerstimmen zur Verhinderung von HSVPLUS zusammenzukratzen. HSVPLUS kam bei der Abstimmung bekanntlich auf nahezu 80% und benötigt 75,1%, um durchgewunken zu werden.

Um der Mehrheit der Mitgliedschaft die Meinung und das Diktat der Minderheit aufzuzwingen, sind viele Mittel recht. So frage ich mich heute noch, woher die Tausenden von Adressen der HSV-Mitglieder gekommen sind, an die die wundervolle „Traditions-Broschüre“ verschickt wurde. Ach, was soll’s. Ist ja Geschichte.

Ebenso Geschichte wie die gescheiterten Annäherungsversuche an andere Gruppierungen innerhalb der Mitgliedschaft, die allesamt kläglich scheiterten.

Allerdings – so ehrlich muss man selbst hier sein, teilt Herr Hunke nicht nur sein Schicksal, sondern auch sein Demokratie-Verständnis mit 10 anderen, ehrenwerten Personen – die Rede ist natürlich vom Kontroll -respektive Regierungsgremium.

Während nicht unwesentliche Teile des Aufsichtsrats während des Wahlkampfs nicht nur Chamäleon-gleich die Identitäten wechseln und  – schwupps – von Räten zu Privatiers mutieren konnte, um dort nicht nur Stimmung zu machen, sondern sogar als Galionsfiguren zu wirken, blieben andere Teile des Rates ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Von Rücktritten wurde im Vorfeld der Versammlung gemunkelt, von Resignation.

Das traurige Resultat bis heute, zwei Wochen nach Ultimo:

Null ! Nada ! Nichts ! Alles heiße Luft.

 

Weder Demokratie-Hunke, noch Parkplatz-Klüver und auch nicht Facebook-Ertel haben auch nur die geringste Konsequenz aus der Wahlklatsche gezogen.

Halt, Moment,bevor ich lüge. Manfred Ertel ist zur turnusmäßigen Wahl zum Aufsichtsratsvorsitzenden nicht wieder angetreten, wohlwissend, dass er eh keine Mehrheit bekommen hätte. Ein radikaler Schritt.

Wie kriegt man das eigentlich gebacken, wenn man morgens vor dem Spiegel steht ? Man kriegt eine historische Abreibung bei den Reform-Wahlen. Anschließend wird das gesamte Gremium nicht entlastet. Aber, wen interesseren denn solche Lapalien, oder ?

Ich nehme mal an, dass es in Hamburg, mit Ausnahme von Serienkillern und Menschenfressern, keine unbeliebtere Gruppierung von Menschen gibt als die 10 Herren und eine Dame. Frage: Warum tut man sich das eigentlich noch an, wenn man doch weiß, dass einen wirklich niemand mehr will ?

Aber um sich über solche Kinkerlitzchen Gedanken zu machen, fehlt der Pattex-Fraktion schlicht die Zeit. Vielmehr muss man sich doch mit dem ungeheuren Vorfall beschäftigen, dass ein Vorstand Politiker-mäßig durch die Blume und ein Anderer erfrischend direkt so unverfroren war, die Wahrheit zu sagen.

Die Wahrheit ? In einer Demokratrie ? Jetzt ? Das ist nicht hinnehmbar !!! Intern wird gemunkelt, dass es Bestrebungen innerhalb der UHU-Fans gibt, die aufsässigen Vorstände durch die kalte Küche loszuwerden und durch die Königslösung zu ersetzen. Felix „Jesus“ Magath soll uns alle retten. Naja, zuerst und in allererster Linie soll er den Kollegen im Aufsichtsrat die Ehrenkarten retten, den die müßten eigentlich in akuter Gefahr sein.

Man muss sich diese Perversion noch einmal ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen.

Da gibt es einen Rat, in dem es vor Maulwürfen nur so wimmelt.

Da gibt es einen Rat, der in den letzten drei Jahren so ziemlich alles falsch gemacht hat (Verpflichtungen, Entlassungen, Vertragsverlängerungen, Außendarstellung, Beleidigungen anderer Vereinspräsidenten, Schlägereien mit Ordnern und und und), was man falsch machen kann.

Da gibt es einen Rat, in dem mindestens 4 Mitglieder als klassische Wahlverlierer gelten müssen.

Da gibt es einen Rat, der von der Mitgliederversammlung durch eine Nicht-Entlastung deutlich abgestraft wurde und der in dieser Zusammensetzung eigentlich nur noch in Nordkorea existieren dürfte.

Und dieser Rat sägt an den einzigen Personen herum, die die Eier haben, die Wahrheit zu sagen ? Ja seid ihr denn alle komplett vom Hahn gehackt ?

 

Eines kann ich ihnen garantieren, meinen Herren und die eine Dame. Solllten sie tatsächlich versuchen, diesen Schwachsinn in die Tat umzusetzen, wird es für sie eisig in Hamburg. Die Mitglieder sind vielleicht nicht die Schnellsten, aber irgendwo hört der Spaß auf. Entsprechen sie verdammt nochmal den Grundsätzen der Demokratie, wenn sie selbst schon nicht genug Ehre im Leib haben, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Vergreifen sie sich nicht auf den letzten Drücker an den Falschen.

Ich liebe die Demokratie !!!

 

Wie immer – ebenfalls lesenswert:

http://www.goal.com/de/news/1025/kolumne/2014/02/04/4593577/jovanovs-hsv-die-struktur-fordert-opfer?ICID=HP_BN_1