Ja Mensch, wenn Kaiserslautern in Leverkusen gewinnen und ins Pokal-Halbfinale einziehen kann, warum kann dann ein Bundesligist wie der HSV nicht mal eine Sensation gegen die Bayern schaffen, zumal in einem Heimspiel ?

Ach, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Zuerst einmal – der FC Bayern ist nicht Bayer 04 Leverkusen. Unter normalen Umständen sind die Bayern auch eine Klasse besser als der derzeitige Tabellen-Zweite der Fußball-Bundesliga. Leverkusen ist nicht in der Lage, einen Gegner total zu beherrschen. Im Normalfall spielt Leverkusen ein horizontales Konterspiel, lange Bälle auf Kießling, Gewinn des zweiten Balls, um dann mit Steilpässen auf die schnellen Son und Sam zum Abschluss zu kommen.

Spielt eine auf Konter ausgelegt Mannschaft dann gegen ein anderes Team, welche ebenfalls nicht gewillt ist, das Spiel machen zu wollen, kommt es – trotz des eigentlichen Klassenunterschiedes – häufig zu einer Patt-Situation.

Ein weiterer Unterschied zum Spiel HSV – Bayern: Die Lauterer belegen zur Zeit den 3. Tabellenplatz in der 2. Liga, kämpfen um den Aufstieg ins Oberhaus und haben garantiert kein mentales Problem.

Das „Problem“ der Patt-Situation wird man in einem Spiel gegen die Bayern nicht haben, das Problem werden auch Mannschaften wie Real Madrid, ManCity oder Arsenal nicht haben. Ganz einfach aus dem Grund, weil auch die Spieler dieser Team riesige Probleme haben werden, überhaupt in Ballbesitz zu kommen.

Die Bayern sind zur Zeit im Weltfußball derart dominant, wie es meiner Meinung nach nicht einmal der FC Barcelona zu seiner besten Zeit war. Die Mannschaft hat einfach keine Schwachstelle. Das Team ist auf absolut jeder Position mit Weltklasse besetzt und selbst wenn es ein Gegner einmal vor den Bayern-Kasten geschafft hat, steht im Tor immer noch der beste Torhüter der Welt.

An der Seitenlinie steht der derzeit wohl beste Trainer der Welt, der Verein ist auch außerhalb des Spielfeldes überragend aufgestellt (Sammer, Rummenigge, Gerland, Müller-Wohlfart etc.), hat Geld wie Heu und ist ein gewachsenes, gesundes Gebilde.

Selbst Vorfälle wie Hoeness (Steuern), Ribery (Prostitution), Breno (Brandstiftung), Rummenigge (Uhren-Schmuggel), die bei anderen Vereinen zu existenbedrohenden Skandalen ausufern würden, prallen an dem Verein ab. Man steht in Krisenzeiten eng zusammen und läßt sich auch von der Springer-Presse nicht erpressen. Exakt so funktioniert ein Verein, der an der Spitze des Weltfußballs steht und dort auf viele Jahren verweilen wird.

Das genau Gegenstück ist der HSV in den heutigen Tagen. Ein von zahllosenen Trainern und Sportchefs zusammengewürfelter Kader, ein sich bekämpfender Verein (Vorstand/Aufsichtsrat), eine Horde machtgeiler Fans, Anhänger, die ihren Spielern an die Wäsche wollen. Dazu eine intrigante Pressemeute, die nicht ausgegrenzt, sondern von zahllosen Maulwürfen munitioniert wird. Im Hintergrund ein williger Milliardär, der medial alles falsch macht, was man falsch machen kann und ein Ex-Spieler/Manager/Trainer, der durch tägliche süffisante Interviews versucht, einen Fuß in die zerdepperte Tür zu bekommen.

Zusammengefasst: Bei diesem Verein stimmt nichts, aber auch gar nichts mehr.

Wer sich jetzt ernsthaft hinstellt und die Frage stellt, warum der aktuelle HSV gegen den aktuellen FC Bayern mit 0:5 verliert, dem kann ich auch nicht mehr helfen.

Ich denke, man konnte der Mannschaft gestern nicht den Vorwurf machen, dass sie sich nicht gewehrt hätte, aber allein der Vergleich zwischen Mario Götze und Zhi Gin Lam sollte ausreichen, die Dimensionen des Abstandes zu begreifen.

Der Gegner des HSV in diesen Tagen ist nicht der FC Bayern. Der Gegner des HSV ist eigentlich noch nicht einmal Eintracht Braunschweig. Der größte Gegner des HSV ist er selbst und den zu besiegen, dürfte die schwerste Aufgabe seit 1887 werden.