Liebe Leser,

meine zweite Pressekonferenz war, wenn ich ehrlich bin, genau so ereignislos wie die Erste. Mirko Slomka gibt selbstverständlich eine gute Figur ab, allein schon deshalb, weil er rhetorisch geschult und von vergangenen Vereinen wie Schalke und Hannover medial gestählt erscheint. Vo Beginn an der Fragerunde stellt er im Grunde die wichtigsten Punkte heraus, von denen er, natürlich auch gebrieft von Jörn Wolf annehmen muss, dass sie zum Thema werden können. Agieren und nicht reagieren ist hier das Stichwort oder vielleicht sogar – den Fragestellern schon vorher den Wind aus den Segeln zu nehmen. Wer die Fragen selbst stellt und sie dann im eigenen Sinne auch selbst beantwortet, gerät natürlich wesentlich weniger in Bedrängnis als jemand, der sich verschlossen oder sprachlich nicht gewandt gibt, wie es bei Slomka’s Vorgängern Fink und van Marwijk häufig der Fall war.

Da viele von euch die PK oder Teile davon wahscheinlich schon selbst gesehen haben, möchte ich nur die für mich wichtigen Punkte herausgreifen.

Heiko Westermann wird definitiv nicht spielen können, er leidet an einer starken Erkältung, die in der Klinik medikamentös behandelt werden musste. Für ihn wird Dennis Diekmeier auf die Position des rechtehn Außenverteidigers rücken. Mit Diekmeier hatte Slomka am Donnerstag ein längeres Analyse-Gespräch geführt, in dem er ihn ganz besonders auch seine defensiven Aufgaben hinwies.

 

Ein für mich extrem wichtiger Punkt ist die „Begnadigung“ von Robert Tesche. Nach den Reanimationen von Michael Mancienne (schon unter van Marwijk) und jetzt Boban Rajkovic, wurde nun auch der letzte „Aussätzige“ in den Profikader zurückgefürt, was Sportchef Kreuzer noch im September 2013 in einem SportBILD-Interview derart kategorisch ausschloss, dass in Grunde kein Zweifel bestehen konnten.

Die beiden aussortierten Verteidiger Michael Mancienne (25) und Slobodan Rajkovic (24) hätten entgegen Finks Aussagen keine Zukunft beim Klub. „Unser Beschluss bleibt bestehen. Für Mancienne und Rajkovic gibt es keine Rückkehr aufs Spielfeld”, sagte Kreuzer der Bild-Zeitung.

Fink hatte die beiden Spieler zuvor begnadigt und ihnen sogar Hoffnung auf einen Platz im Aufgebot gemacht. „Sie haben sich ja nichts zuschulden kommen lassen”, erklärte der 45-Jährige: „In der Saison kann viel passieren. Deswegen hätte ich gerne, wenn sie bei uns bleiben.”

Kreuzer spielt dabei aber nicht mit. „Die beiden haben definitiv keine Einsatz-Chance, werden auch künftig nicht im Aufgebot sein. Wenn wir sie spielen lassen, machen wir uns unglaubwürdig”, stellte der Sportchef nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub klar: „Das ist mit Thorsten klar besprochen. Unser Ziel ist es weiterhin, die Spieler in der nächsten Transferperiode zu verkaufen.”

 

Mirko Slomka nun scheinen diese drakonischen Sprüche seines direkten Vorgesetzten einigermaßen egal zu sein, anders sind seine Aussagen wohl nicht zu interpretieren. Slomka im O-Ton:

„Sie haben sicher schon bemerkt, dass ich Robert Tesche in den Trainingskader zugeholt habe, weil ich einfach der festen Überzeugung bin, dass wir als Verein, wenn wir einem Spieler einen Profivertrag geben und er sich nichts zu Schulden kommen läßt im Training oder im Spiel oder im Umfeld des Vereins, dann sind wir auch in der Pflicht, den Spieler mitrainieren zu lassen und ihm die Chance zu geben, ihn besser zu machen und einfach dafür zu sorgen, dass er seinen Beruf gut ausführen kann.“

 

Diese im Grunde wirklich spektakuläre Aussage des neuen Trainers, der damit die Fallbeil-Sprüche seines unmittelbaren Vorgesetzten nicht nur im Handstreich wegwischt, sondern diesen auch ziemlich dämlich aussehen läßt, wäre eigentlich eine Nachfrage Wert gewesen, aber  – klarer Fall von Denkste.

Grundsätzlich muss man sagen, dass es Slomka gelungen ist, eine positive Atmosphäre zu schaffen. Er spricht über alles im Club nur freundlich und nach vorn gerichtet, finde über jeden Spieler, ob Nachwuchsmann Matti Steinmann oder Kapitän Rafael van der Vaart nur positive Worte und lässt dort auch keinen Keil reintreiben.

„Ich glaube, dass wird auf einem guten Weg sind, aber immer den Gedanken behalten müssen, dass Ausruhen absolut verboten ist. Nicht nur auf dem Trainingsplatz, auch drum herum. Der Gedanke muss da sein und das fordere ich auch von allen ein. Ausruhen können wir uns kurz, wenn der Klassenerhalt geschafft ist….“

 

Hier spricht Slomka einen außerordentlich wichtigen Punkt an, auch ihm ist im fernen Hannover scheinbar nicht entgangen, dass zu schnelle Selbstzufriedenheit in der Vergangenheit oftmals die „Hamburger Krankheit“ war. Ein Sieg, und die Ersten fingen schon wieder an, den Abstand zu den europäischen Plätzen zu berechnen. Diese Mentalität aus den Köpfen des Vereins und der Fans (nicht nur aus denen der Mannschaft) zu bekommen, stellt wohl Slomka’s größte Aufgabe dar.

Im Anschluss an Slomka kam Tomas Ricon zur PK. Seine schönste Aussage während der ca. 10 min lautete: „Derby ist immer geil“.

Beim nachmittaglichen Training wurde dann fast auschließlich mit dem Ball gearbeitet. Auf einem verkleinerten Feld (ca. 40 m kürzer und 20 m schmaler) spielte in der ersten Häfte des Trainingsspiels die Mannschaft (Ausnahme Diekmeier für Westermann) die Elf, die gegen Dortmund gewann. In der zweiten Hälfte wechselte Slomka dann van der Vaart für Rincon, wobei van der Vaart auf die zentrale Position und Calhanolgu auf die rechte offensive Außenposition rückte.

Zum Schluss kann ich noch sagen, dass ich während meiner nun zweiten Pressekonferenz viele alt-bekannte Gesichter erblicken konnte, meine Freude darüber schien jedoch einseitig zu sein 😀

 

PK27.02.