Nach dem 1:1 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League zwischen Manchester United und Bayern München titelte „The Sun“ in großen leuchtenden Buchstaben

„You Schwein“

 

„Daily Mirror“ ging sogar noch ein Stückchen weiter, indem man mit den freundlichen Worten

„You dirty Schwein“

aufmachte.

Nicht mit uns

Was man, wenn man denn derart veranlagt ist, als lustige Wortspielerei mit dem Namen des Spielers Bastian Schweinsteiger verbuchen kann, kann man andererseits als Beleidigung auslegen und auf Beleidigungen reagieren Menschen ebenso wie Fußballvereine unterschiedlich. Die Bayern hätten diesen Blödsinn registrieren können, hätten akzeptieren können, dass es in England ca. 8 Boulevard-Blättchen gibt, die sich durch den Umgang mit Überschriften ebenso voneinander abgrenzen müssen, wie in der Intensität ihrer Abneigung gegen  Deutschland an sich und die Deutschen im Speziellen.

Aber die Bayern haben (endlich) anders reagiert und damit möglicherweise einen Präzedenzfall geschaffen, an dem sich andere Klubs in Zukunft orientieren können. Man hat demonstriert, dass man eben nicht alles mit sich machen lassen muss, dass man eben kein Spielball des Boulevards ist. Und vielmehr ist die landesübergreifende Sportberichterstattung schon lange nicht mehr.

Der FC Bayern München demonstrierte Stärke, man verweigerte den „You Schwein-Blättchen“ die Akkreditierung für das Rückspiel. Wer jetzt erwartet hatte, dass ein Shitstorm der Häme über dem deutschen Meister ausbrechen würde, sah sich getäuscht. Zustimmung zu der Aktion von allen Seiten, sogar der VDS (Verband Deutscher Sportjournalisten) äußerte Verständnis für diesen radikalen Akt des Selbst- und Spielerschutzes.

Und – wer hätte es gedacht ? – selbst die britischen Revolverblättchen knickten ein und entschuldigten sich. „Sorry Bastian“ tiltelte „The Sun“ und die Bayern akzeptierten.

Ich denke, ab sofort wird sich ein jeder Headline-Jongleur deutlich mehr zurücknehmen, wenn wieder einmal die Pferde mit ihm durchgehen sollten.

Der krasse Gegensatz

Ungefahr 800 km nördlich von München kann man das exakte Gegenteil dessen beobachten, was man Stärke nennt. Hier spielt ein Verein, der wie kein anderer seit Jarhzehnten ein Spielball des Boulevards ist. Der sich von schreib-untauglichen Feierabend-Redakteuren Trainer rein- und wieder rausschreiben lässt. Der aufgrund von lancierten Falschmeldungen Sportchefs feuert, obwohl rein faktisch dazu überhaupt kein Anlass besteht.

Zusammengefasst: Ein Verein, der weder von einem Aufsichtsrat kontrolliert, noch von einem Vorstand geführt wird. Hier spielt ein Zeitungsclub.

Kreuzer’s nächstes Eigentor

In der aktuellen Ausgabe des Nachrichten-Magazins „Der Spiegel“ (erscheint heute) wird von einem Telefonat eines namentlich nicht genannten Spielerberaters mit HSV-Sportchef Oliver Kreuzer berichtet und der Inhalt dieses Gesprächs rechtfertigt im Grunde eine sofortige Kündigung.

“Ein Telefonat Mitte März, Oliver Kreuzer, Sportchef des Hamburger SV, hat einen Spielerberater am Apparat. Der Agent erkundigt sich, ob der Club im Sommer an der Verpflichtung eines Abwehrspielers interessiert sei, eines Nationalspielers, der auch zur WM nach Brasilien fahren würde. An einen Einkauf sei nicht zu denken, sagt Kreuzer, im Gegenteil, der HSV wolle eher Spieler loswerden. Dann, so schildert es der Berater, fällt ein prominenter Name: René Adler.

Der Torwart ist einer der Stars des HSV, Rückhalt der Mannschaft, Publikumsliebling, und er hat einen Vertrag bis 2017. Aber Adler soll wohl weg. Kreuzer fragte den Spielerberater, ob der seine Kontakte zu spanischen Spitzenclubs nutzen könne, um den Torhüter zum Saisonende zu verkaufen. Schwierig, lautet die Antwort. Vielleicht die Premier League? Schon eher denkbar, antwortet der Agent, der wissen will, welche Ablösesumme der HSC erwarte: 12 Millionen? 15 Millionen?

Deutlich drunter sei in Ordnung, soll Kreuzer zum Erstaunen des Beraters gesagt haben. Ein Nationalspieler zum Dumpingpreis – der HSV verscherbelt offenbar sein Tafelsilber.”

 

Ab heute am Kiosk: DER SPIEGEL mit einer brisanten Story zum HSV und einem potentiellen (Not-)Verkauf von Adler & Co. #lesenswert

Gepostet von t-online.de Fußball am Sonntag, 6. April 2014

Weiter heißt es in dem Artikel:

„Fakt ist: Rene Adler wurde bei englischen Premier League-Clubs „im Auftrag des HSV“ ins Gespräch gebracht.  So sagt es der Berater, mit dem Oliver Kreuzer nicht gesprochen haben will….“

 

Die Reaktionen der HSV-Verantwortlichen lassen nicht lange auf sich warten.

Oliver Kreuzer wurde heute, konfrontiert mit dieser Meldung, wütend: „Das ist absoluter Blödsinn. Solch ein Gespräch hat es nie gegeben. Warum sollte ich jetzt, mitten im Abstiegskampf, unseren Torwart irgendwo anbieten?“ Vereins-Chef Carl Jarchow ergänzte: „Die Geschichte ist totaler Schwachsinn.“

 

Wow, meine Herren, das ist beeindruckend. Ich schätze, die Herren vom SPIEGEL sind bei diesen markigen Worten ebenso ängstlich zusammengezuckt wie der unbekannte Spielerberater, mit dem von Seiten des HSV nie geprochen wurde.

Sollte es dieses Gespräch tatsächlich nie gegeben haben, so kann die Reaktion des HSV doch nur eine sein: Klage gegen den SPIEGEL, Veranlassung einer sofortigen Gegendarstellung. Andernfalls Verlust der Akkreditierung eines jeden SPIEGEL-Mitarbeiters bis zum Widerruf.

Ich möchte fast wetten, dass nichts davon passieren wird. Man wird auf Nachfrage erklären, dass das alles so überhaupt nicht passiert ist und zur Tagesordnung übergeben. Das Zeichen an die Presse wird das ewig gleiche bleiben.

„Mit uns könnt ihr machen, was ihr wollt“

 

Oder aber man zieht sich in gewohnter Art und Weise ins Schneckenhaus zurück und erklärt kleinlaut, dass man ja gern mal etwas tun würde, aber eine drastische Aktion in Richtung Schmuddelpresse könne man sich aufgrund der sportlichen Situation zur Zeit nicht erlauben.

Exakt so geschehen (O. Scheel) auf die Nachfrage, warum man sich beispielsweise nicht von einem Forum distanziert, welches im Internet als „Der HSV-Blog“ firmiert und in dem seit Jahren in widerwärtigster Art und Weise mit Spielern und Trainern des Vereins umgegangen wird. Bezeichnungen wie „der Quoten-Mohr“ (Dennis Aogo), „Dick-Mayer“, oder „Mözil“ sind noch die harmlosen Variationen.

Man möchte ja, aber man traut sich nicht

Ich frage mich bei solchen Gelegenheiten immer wieder, warum man Stärke nur dann demonstrieren kann, wenn man tabellarisch unter den besten 6 steht. Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun ? Warum ist man in Hamburg nicht in der Lage zu sagen: Bis hierhin und nicht weiter ?

Bzw. warum ist man zu solchen Demonstrationen der Stärke nur gegenüber kleinen oder Randmedien in der Lage ?

Was lernen wir ? Nicht nur sportlich sind die Bayern dem HSV um Lichtjahre enteilt.