Aufgewärmte Beziehungen führen zu nichts, sagt der Volksmund. Selbstverständlich kennt man sich gut, kennt die Vorlieben und Abneigungen des Ex-Partners und man kann sich auch gut an die gemeinsame Vergangenheit erinnern.

Aber – es gab ja irgendwann einmal einen guten Grund, warum man sich getrennt hat. Man hatte sich mehr gestritten als vertragen, man hatte sich gegenseitig mehr blockiert als bereichert oder man hatte schlichtweg voneinander die Nase voll.

Was für private Beziehungen gilt, gilt für berufliche Beziehungen auch und die Geschichte besonders des HSV zeigt, dass Aufwärmen keine Lösung sein kann.

Seeler war ein Fehler

Da war die Geschichte auf der Präsidial-Ebene. Uwe Seeler war als Spieler eine Legende, als Präsident war er eine Katastrophe. Man kann Seeler selbst wahrscheinlich den geringsten Vorwurf machen, immerhin ließ er sich von (falschen) Freunden ins Amt drängen. Was folgte waren Jutesäcke, Autopolituren, Ost-Immobilien und zu guter Letzt die Erfindung des sogenannten Aufsichtsrats, der es nach jahrelanger Kleinstarbeit immerhin geschafft hat, den Verein an den Rand des Ruins zu kontrollieren.

Da war die Geschichte mit Jörg Albertz. Von 1993 bis 1996 spielte der gebürtige Mönchengladbacher für den HSV, wurde hier zum Publikumsliebling. 1996 ging es dann für € 4,2 Mio nach Glasgow zu den Rangers. 5  Jahre später holte der HSV den damals 30-Jährigen für € 5 Mio als Hoffnungsträger zurück, eine fatale Fehleinschätzung. Albertz hatte seinen Zenit überschritten und konnte die in ihn gesetzen Erwartungen nicht mehr erfüllen.

Der gleiche Fehler zum zweiten Mal

Ähnlich wie im Fall Albertz verhält es sich beim aktuellen Problemfall des HSV – Rafael van der Vaart. Dieser wurde dem Verein in einer extrem Krisensituation aufgeschwatzt und seine Anwesenheit brachte zuerst einmal den erhofften, aber teuren Effekt. Rückblickend betrachtet hat die Verpflichtung des Holländers dem HSV perspektivisch mehr geschadet als genützt. van der Vaart hatte, ebenso wie Albertz seine besten Zeiten hinter sich und lebte weite Teile seiner zweiten „Amtsperiode“ vom Ruf vergangener Zeiten. Dies ist im Grunde weniger die Schuld des Kapitäns als vielmehr die Schuld derer, die die Hoffnungen für die Zukunft mit den Verdiensten der Vergangenheit verknüpfen wollen.

Im Jahr 2014 steht der HSV vor den wohl wichtigsten Struktur- und eben auch Personalentscheidungen seiner Vereinsgeschichte und es muss geklärt werden, wer den Klub in eine bessere Zukunft führen soll. Die Mitglieder, Fans und besonders die Unterstützer der Initiative HSVPLUS dürsten nach den Namen derer, die für eine goldene Zukunft stehen sollen. Da sich die Initiative selbst mit der Nennung von Namen aus taktischen Gründen zurückhält, machen die bekannten Medien das, was sie immer tun, wenn sie nichts wissen: Sie spekulieren, sie raten, sie vermuten. Dass sie mit dieser Verhaltensweise der Sache mehr schaden als helfen ist ihnen egal.

Wer nichts weißt, der erfindet

Investigativ wie eh und je werden Namen wie Hieronymus, von Heesen und Karl Gernandt genannt, aber um auf diese Namen zu kommen, hätte man lediglich die letzte Mitgliederversammlung besuchen müssen. Jetzt aber wird aus purer Verzweiflung der Name Dietmar Beiersdorfer genannt. Nach Informationen von HSV-Arena spielt Beiersdorfer in den Überlegungen von HSVPLUS nicht die Rolle, die die Medien gern vermitteln möchten und das ist auch richtig so.

Für Beiersdorfer gilt nämlich genau das, was für Seeler, Albertz und van der Vaart gilt und was im Grunde auch für Hieronymus und von Heesen gilt – sie alle haben eine HSV-Vergangenheit. Nun ist „eine Vergangenheit haben“ eigentlich nichts Verwerfliches, jeder von uns, der das 10. Lebensjahr beendet hat, hat eine. Aber im Sport und ganz besonders beim HSV ist eine Vergangenheit mit zwei (oder sogar mehr) Dingen verbunden, die der Sache eben nicht dienen.

1. Eine im Grunde nicht zu erfüllende Erwartungshaltung

2. Verbindungen/Verknüpfungen, Verpflichtungen zu den hiesigen Medienvertretern

Abhängigkeiten lähmen

Was würde denn beispielsweise passieren (können), sollte ein Dietmar Beiersdorfer in irgendeiner Art und Weise ins neue Präsidium der AG geholt werden ? „Dukaten-Didi“ würde bei jeder Gelegenheit mit seiner HSV-Vergangenheit konfrontiert werden. Man würde Vergleiche zu seiner ersten Zeit als Funktionär beim HSV anstellen und wie die Menschen so sind, wird man ihn eher mit den Transfers von Sanogo, Sorin und Ljuboja konfrontieren als mit den Transfers von Boateng, Kompany und de Jong.

Anders ausgedrückt: Der Druck wäre vom ersten Tag an übermenschlich groß und ein Scheitern an diesem Druck wäre aus meiner Sicht vorprogrammiert.

Hinzu kommt, dass sich Beiersdorfer und die hiesigen Pulitzer-Preisträger noch bestens kennen und auch hier dürfte die eine oder andere Geschichte hinterlegt sein, die bisher noch nicht gedruckt wurde. Wie das Geschäft aber nun mal so läuft, könnte man doch einfach mal andeuten, dass….. (mehr muss ich wohl nicht sagen, oder)

Meiner Meinung nach kann der Aufbruch in eine neue, hoffentlich erfolgreiche Zeit nicht an Personen geknüpft werden, die sich in früheren Jahren einmal in irgendeiner Art und Weise um den Verein verdient gemacht haben.

Eine neue Struktur muss zwingend verbunden sein mit neuen Personen.

Der für mich optimale Fall würden dann eintreten, wenn Personen ans Ruder kämen, die weder eine Raute in irgendeinem Körperteil noch eine irgendwie geartetete HSV-Vergangenheit vorweisen können. Unabhängig von früheren Ereignissen und nicht im geringsten verknüpft mit der Intriganten-Presse. Solche Personen könnten völlig neu anfangen, sie könnten dem Verein die so dringend benötigte Philosophie verpassen.

Stellt man nach einer hoffentlich erfolgreichen Abstimmung am 25.05. nicht alles auf Null, sondern schiebt man alte Bekannte auf neue Ämter, ist bereits jetzt abzusehen, dass sich nichts ändern wird.