Liebe Leser,

diese  Transfers sind schon so eine Sache. Auf einem Markt, auf dem finanziell gepushte Vereine wie Paris St. Germain, Manchester City, Manchester United, FC Chelsea, AC Monaco aber auch diverse Klubs aus Rußland und der Ukraine etc. im europäischen Wettbwerb, aber eben auch Vereine wie Hoffenheim, Wolfsburg, Leverkusen, Schalke jetzt auch noch Red Bull Leipzig in Deutschland mit gesponsorten Dollarnoten wedeln, ist ein Verein wie der HSV nicht gerade an der Spitze der Nahrungskette angekommen.

Hinzurechnen muss man außerdem Vereine wie Bayern München und Borussia Dortmund, die aufgrund ihrer gesunden Entwicklung mehr Geld zur Verfügung haben, außerdem grundsätzlich die meisten Klubs aus England und Spanien, die allein aufgrund der TV-Vermarktungsgelder einfach einen größeren finanziellen Spielraum haben.

In Hamburg stimmt leider nichts mehr

Wäre das noch nicht genug, laufen in den letzten Jahren Vereine wie Mainz 05, der SC Freiburg, sogar der SC Augsburg dem Hamburger Sport Verein den Rang ab, wenn es darum geht, hoffnungsvollen Nachwuchs frühzeitig an den Verein zu binden, auszubilden, an den Bundesliga-Kader heranzuführen und – wenn nötig – gewinnbringend zu veräußern.

Mit anderen Worten: Der HSV ist auf dem Transfermarkt weniger als eine graue Maus und professioneller Fußball ist ein knallhartes Geschäft. Hier zählen keine Sentimentalitäten, hier zählt Geld und Erfolg. Wer heute immer noch glaubt, dass sich ein begabter Spieler für den HSV entscheidet, weil hier die Elbe fließt oder weil wir ein ach so tolles Stadion mit so wunderbaren Fans unser eigen nennen dürfen, der sollte endlich aufwachen.

Fakt ist: Der HSV 2014 kann, auch aufgrund der desaströsen finanziellen Situation, keinem Fußball-Profi etwas bieten, was er nicht ähnlich und größtenteils besser in mindestens 50 anderen europäischen Klubs bekommen kann. Das Alles wäre eventuell noch zu verargumentieren, wenn nicht ein weiterer Punkt hinzukommen würde, der es einem Spieler und seinem Berater nicht gerade leicht macht, sich für einen Vertrag in Hamburg zu entscheiden. Unterzeichne ich einen Lizensspieler-Vertrag in Hamburg, so weiß ich nicht, wer in 2 Monaten mein Trainer sein wird. Ich weiß auch nicht, wer in 2 Monaten mein Sportchef sein wird. Aber eines weiß ich sicher: Sollte ich nicht in der Lage sein, die Leistungen zu erbringen, die man von mir erwartet, so werde ich binnen kürzester Zeit von den hiesigen Medien wie ein Leprakranker durch die Stadt getrieben. Wahrscheinlich gibt es Ähnliches in vielen anderen Städten ebenfalls, aber kaum irgendwo ist es so schlimm wie in Hamburg und das hat  sich rumgesprochen.

Was hat das alles zur Folge ? Der HSV bekommt nicht mehr die Spieler, die er bekommen will, sondern nur noch die Spieler, die er bekommen kann. Dies bedeutet jedoch, dass eben die Letztgenannten von anderen (besseren) Vereinen nicht gewollt wurden. Resultat: Man bekommt eine unterdurchschnittliche Mannschaft, die irgendwann wahrscheinlich von einem unterdurchschnittlichen Trainer trainiert wird.

1. Liga sieht anders aus

Damit ich falsch verstanden werde, mit vielen dieser Probleme haben andere Vereine auch zu kämpfen, aber viele dieser Vereine haben zumindest ein Argument auf ihrer Seite. Sei es der finanzielle Aspekt, sei es ein anerkannter Trainer, sei es eine gute Jugendarbeit oder sei es das schöne Wetter (ironisch). Der HSV hat nichts von alledem, der HSV meint, seine Tradition wäre ein Argument, welches heute noch zieht. Der HSV und seine Anhänger halten den Hamburger Sport Verein für einen „großen Verein“, aber das ist er schon lange nicht mehr.

Große Vereine haben mehr als Traditionen aus einem vergangenen Jahrtausend, große Vereine haben mehr als Bronzefüße ehemaliger Stürmer vor dem Stadion.

Große Vereine zeichnen sich durch sportliche Erfolge und durch große Taten aus, diese Taten kann man in Hamburg vergeblich suchen. Das wirklich Einzige, was für den HSV heute noch spricht, ist die Stadt Hamburg. Wäre der HSV nicht in der Hansestadt beheimatet, sondern in Braunschweig oder Osnabrück, er wäre gänzlich unerheblich geworden.

Ich möchte (deshalb heißt die Überschrift auch Teil1) in den nächsten Tagen die Geschichte der Transfers des HSV ein wenig deutlicher beleuchten, auch und besonders deshalb, weil die Person Dietmar Beiersdorfer angesichts der Strukturdebatte erneut eine Rolle in Hamburg spielen könnte.

Der HSV steht vor seiner wohl bedeutsamsten Mitgliederversammlung seiner Geschichte und deshalb ist es dringend notwendig, mit der Vergangenheit abzuschließen und in die Zukunft zu blicken, sei es nun in Liga 1 oder 2.

Und wenn es sonst schon niemand macht, ich mache es.