Spiele werden im Kopf entschieden, heißt es und das ist selbst in Zeiten der Laktattests, Syndesmosenbänder und der totalen Überwachung der Spieler wahrer als alles andere. Spiele werden im Kopf entschieden und Klassenerhalte umso mehr.

Beim HSV stimmt es nicht im Kopf und damit meine ich ganz ausdrücklich nicht (nur) die Mannschaft.

Wenn ein Vorstandsvorsitzender vor der Saison einer qualitativ offensichtlich geschwächten Mannschaft einen Platz 6 als Zielvorgabe mit auf den Weg gibt….

Wenn ein Vorstandsvorsitzender vor der Saison davon fabuliert, dass man mit Vereinen wie Schalke und Wolfsburg auf Augenhöhe sei…

Wenn ein völlig überforderter Sportchef bereits vor der Saison die ersten Brandreden hält und schon da seine letzten Patronen verschießt…

Wenn ein völlig überforderter Sportchef sich bei jeder Gelegenheit medial hinter, aber nicht vor die Mannschaft stellt….

Dann, liebe Freunde, dann spielt der Kopf irgendwann nicht mehr mit. Der HSV hat sich in eine Abwärtsspirale begeben, ohne es zu merken. Man habe doch eindeutig zuviel Qualität, als dass man ernsthaft in Abstiegsgefahr gelangen könnte.

Stimmt, hat man eigentlich auch. Im Spiel gegen Augsburg standen 7 aktuelle Nationalspieler in der Startelf, fünf von ihnen machen sich ernsthaft Hoffnung auf eine WM-Teilnahme. Später wurden dann noch zwei Nationalspieler eingewechselt, von denen einer bei der WM dabeisein wird. Wieviele Nationalspieler hatte Augsburg am Wochenende auf dem Platz ?

Man erkennt: Die Qualität in den Beinen könnte reichen, die Qualität in den Köpfen reicht nicht. Man hat diese Mannschaft systematisch kaputtgelabert, es ist mittlerweile nicht mal mehr ein Milligramm an Selbstbewußtsein vorhanden.

Na schön, werden jetzt einige sagen. Wenn’s schon nicht läuft, kann man wenigstens laufen. Stimmt,das kann man. Aber auch hier spielt der Kopf eine mitentscheidende Rolle. Mit Angst läuft es sich wesentlich schwerer als mit Selbstbewußtsein.

Das Problem des HSV ist – den Kopf kann man kurzfristig nicht trainieren und deshalb wird es diesmal wohl soweit sein.

Nürnberg und Braunschweig waren im Grunde bereits zur Halbserie abgestiegen, sie haben nichts mehr zu verlieren. Derjenige, der am meisten zu verlieren hat, ist der HSV.

Dino-Status – weg.

Einziges Dauermitglied in der Bundesliga – weg.

Die Schande, die auf jedem einzelnen Spieler im Falle eines Abstiegs lasten wird, ist enorm und die Spieler wissen das. Jeder von ihnen kann in die Geschichte eingehen als das Mitglied einer Truppe, die es geschafft hat, den HSV das erste Mal aus der Bundesliga absteigen zu lassen. Diese Gewissheit lähmt ohne Ende, denn kein Spieler möchte freiwillig mit dem HSV absteigen.

Die Führung des Vereins hat es nicht nur versäumt, eine charakterlich festere Mannschaft zusammenzustellen, sie hat auch versäumt, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die Köpfe zu stärken.

Dauerhafte Medienpräsenz ist keine Maßnahme, zumindest keine, die der Mannschaft hilft, Herr Kreuzer.