Jahr 2 mit Dietmar Beiersdorfer als HSV-Sportchef

Um eventuell auftretenden Spekulationen vorzubeugen, möchte ich eines an dieser Stelle klarstellen. Es geht nicht im Mindesten darum, jemanden zu brandmarken, zu diskreditieren oder jemanden vergangene Fehlverhalten vorzuhalten, das können andere wesentlich besser als ich. Es geht darum, eine möglichst detaillierte Aufarbeitung einer Zeit (aus Transfersicht) anbieten zu können, anhand derer sich jeder ein eigenes Bild davon machen kann, ob diese Zeit tatsächlich so glohrreich war, wie sie bei vielen offenbar in Erinnerung ist oder nicht. Vielleicht war sie ja sogar besser, als einige vermuten, das muss jeder für sich entscheiden.

Tatsache ist jedoch, dass sich aufgrund der gewohnten einseitigen medialen Berichterstattung das Bild des „Dukaten-Didi“ in den Gehirnen festgesetzt hat und ich möchte eine Gelegenheit für jeden bieten, sich anhand von Fakten ein eigenes Bild machen zu können, ob dieses Bild der Realität oder der Vergangenheits-Optimierung entspricht.

Ausgangssituation Saison 2004/05:

Der HSV beendete die Saison 2003/04 als Tabellen-8.(49 Punkte) und verpasste die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb.

http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/spieltag/1-bundesliga/2003-04/0/0/spieltag.html

Jeder, der sich ein wenig mit der Materie beschäftigt, weiß, dass eine solche Nicht-Qualifikation im Normalfall einen negativen Einfluss auf die Transfer-Aktivitäten im Hinblick auf die neue Saison bedeutet, das Geld für teure Transfers ist einfach nicht vorhanden.

Zielsetzung für die nächste Saison dürfte eine Rückkehr zur stabilen Defensive, sowie eine Belebung der offensiven Kreativität gewesen sein. Zeitgleich sollte der Altersdurchschnitt beibehalten, wenn möglich sogar gesenkt werden.

Mit Trainer Klaus Toppmöller (am 18.10.2004 ersetzt durch Thomas Doll) wurde die Saison 2004/05 geplant und nachfolgende Transfers wurden abgewickelt.

Zugänge:

Piotr Trochowski/20 (Bayern München) – € 1 Mio

Rene Klingbeil/23 (HSV II)

Khalid Boulahrouz/22 (Waalwijk) – € 1,5 Mio

Benjamin Lauth/22 (München 60) – € 4,1 Mio

Emile Mpenza/26 (Lüttich) – € 2,5 Mio

Almami Moreira/26 (Lüttich) – € 250.000 (Leihgebühr)

Miso Brecko/20 (Smartno) – ablösefrei

Jean Carlos/20 (Rotterdamm) – ablösefrei

Sascha Kirschstein/24 (Essen) – ablösefrei

Besart Berisha/18 (TB Berlin U 19) – ablösefrei

Mustafa Kucukovic/17 (Bochum U 19) – ablösefrei

Alexander Laas/20 (HSV II) – ablösefrei

Christian Ledesma/25 – war ausgeliehen

Gesamtmarktwert der Zugänge: 1.500.000 € Summe: 13.150.000 €

Abgänge:

Christian Rahn/25 (Köln) – € 150.000

Bernardo Romeo/26 (Mallorca) – € 400.000 (Leihgebühr)

Stephan Kling/23 (Saarbrücken) – ablösefrei

Fabian Bröcker/21 (Aue) – ablösefrei

Vyacheslav Hleb/21 (Zürich) – ablösefrei

Beart Berisha/18 (Aalborg) – verliehen

Tomas Ujfalusi/26 (Florenz) – € 7,5 Mio

Milan Fukal/29 (Gladbach) – € 350.000

Nico-Jan Hoogma/35 (Almelo) – ablösefrei

Alexander Meier/21 (Frankfurt) – verliehen

Lars Jacobsen/24 (Kopenhagen) – ablösefrei

Marcel Maltritz/25 (Bochum) – ablösefrei

Christian Streit/20 (Lübeck) – ablösefrei

Christian Ledesma/25 (River Plate) – verliehen

Rodolfo Esteban Cardoso/35 – Karriereende

Bend Hollerbach/34 – Karriereende

Gesamtmarktwert der Abgänge: 10.575.000 € Summe: 8.400.000 €

Die aufgeführten Transferaktivitäten entsprechen einem Minus von € 4,75 Mio

Im Gegensatz zur Vorsaison, in der der Hamburger Sport Verein knapp über € 2 Mio in neue Spieler investierte, nahm man vor dieser Saison deutlich mehr Geld in die Hand (€ 13,15 Mio). Dies ist u.a. dem Last minute-Verkauf von Tomas Ujfalusi (€ 7,5 Mio) nach Florenz) geschuldet. Als Ersatz für den Kapitän, für den bewährten aber alten Hoogma und für den unkonstanten Milan Fukal investierte man € 5,3 Mio in die bis dato relativ unbekannten Boulahrouz und van Buyten. Für den gefährlichen, aber langsamen Strafraum-Stürmer Romeo holte man mit Mpenza und Lauth zwei schnell Spitzen, das System sollte verändert und der Zeit angepasst werden.

Auch wichtig: Aufgrund der Transfers wurde der Alters-Durchschnitt des Teams nochmals reduziert.

Die Maßnahmen rentierten sich zumindest im ersten Jahr nicht, der HSV beendete die Saison 2004/05 wiederum als Tabellen-8.

http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/spieltag/1-bundesliga/2004-05/0/0/spieltag.html

Im dritten Jahr seiner Sportchef-Tätigkeit gelang es Dietmar Beiersdorfer mit den Spielern Alexander Laas/HSV II (Ein Bundesliga-Einsatz, 9 Minuten Spieldauer) und Collin Benjamin/HSV II (26 Bundesliga-Einsätze, 1.699 Minuten Spieldauer)  zwei Spieler im Profikader zu etablieren.

Wichtig dabei: Beide Spieler kamen aus der HSV II zum Profikader, wurden jedoch nicht im Nachwuchsleistungszentrum des HSV ausgebildet. Laas kam vom TSV Niendorf in die U 19 des HSV, Benjamin kam aus Elmshorn zur HSV II.

Bei einem jährlichen Einsatz von € 5 Mio für den Nachwuchsbereich darf sich jeder ein eigenes Bild davon machen, ob man dies als Erfolg oder Mißerfolg verbuchen kann.