Liebes Team von Alster Radio,

schlecht versucht ist nicht unbedingt gut gemacht, oder ?

Ich muss ehrlich gestehen, ich hätte euren Aufruf überhaupt nicht mitbekommen und so wie mir geht es garantiert vielen Tausend HSV-Fans auch. Das mag daran liegen, dass ich noch nie zu euren Zuhörern gezählt habe, was aber mehr an mir liegt als als euch. Vermute ich jedenfalls.

Wisst ihr, ich mag euch einfach nicht und das bereits seit vielen Jahren. Ich bin beim „zappen“ im Auto irgendwann mal bei euch auf 106,8 hängengeblieben und durfte dann mit anhören, wie eine „Maren“ und ein „Ay Sie“ irgendwelche armen Seelen in eine Art Treuefalle lockten, an deren Ende offenkundig das Ende der Beziehung der zum Zwecke der Volksbelustigung Verarschten stand. Es mag sein, dass es einfach strukturierte Menschen gibt, die über sowas lachen können, ich gehöre nicht dazu.

Ich neige in solchen Situationen eher zum Fremdschämen und exakt dieses Gefühl überkam mich damals, insofern habe ich für mich die Konsequenzen gezogen und euch nicht mehr gehört. Ich muss zugeben, gefehlt hat mir deshalb nichts.

Jetzt aber durfte ich, das social Networking macht es möglich, an eurem aktuellen Spaß teilhaben. Ihr ruft HSV-Fans, die mit ihrem Verein „durch sind“, dazu auf, ihre Fan-Utensilien bei euch abzugegen.

HSV Fans, die durch sind mit ihrem Verein bringen Schals und T-Shirts vorbei! Wir sind hier! Am Meßberg 4. Kommen Sie vorbei! Für jeden Schal und jedes Shirt spenden wir 20 Euro für das Tierheim Süderstraße!

 

Liebes Team von Alster Radio, an dieser Stelle garantiere ich euch, dass eure Ausbeute überaus überschaubar bleiben wird, aber darum ging es euch ja auch zu keinem Zeitpunkt. Euch ging es weder darum, dem Tierheim Süderstraße etwas Gutes tun zu wollen, denn dafür hättet ihr den HSV nicht gebraucht. Es ging euch auch nicht im entferntesten um den HSV, denn der Verein ist euch als Hamburger Radiosender scheißegal.

Euch ging es um Aufmerksamkeit, um PR für euer Nieschenprogramm. Für teure Werbung habt ihr kein Geld bzw. ihr wollt kein Geld ausgeben. Bei Facebook habt ihr 23.373 „Freunde“, NDR 2 hat 74.365, Radio Hamburg hat 113.351. Mit anderen Worten – ihr seid komplett unbedeutet und daran wolltet ihr etwas ändern.

Was liegt da in diesen Tagen näher, als sich am kranken Dino zu vergreifen, auf den ohnehin jeder eintrampelt ?

Mädels und Jungs, lass euch eines gesagt sein: Es gibt Dinge, die tut man einfach nicht. Man tritt nicht auf einen am Boden liegenden ein, man macht über Kranke keine Witze. Früher einmal gab es sowas wie ethische Wertmaßstäbe, leider weiß ich auch, dass diese Zeiten vorbei sind. Heute wird zum Zwecke der PR und der Selbstdarstellung jegliche Moral über Bord geworfen, im Kampf um die werbe-relevanten Hörer ist keine Stange beim Niveau-Limbo zu tief aufgehängt.

Und trotzdem, das was ihr macht, das geht einfach nicht. Ihr nehmt für euch in Anspruch, ein Hamburger Sender sein zu wollen und versucht nun, auf Kosten des wichtigsten Sportvereins der Stadt (die St Pauli-Fans mögen mir verzeihen) eure Reichweite zu erhöhen ? Das ist billig und sehr traurig. Habt ihr die Tränen erwachsener Männer nach dem letzten Heimspiel gesehen, die verzweifelt die Arena verlassen haben ? Denkt ihr an die unglücklichen Kinder und Jugendlichen, die trotz allem voller Stolz das Trikot mit der Raute tragen, egal in welcher Liga ?

Nein, tut ihr nicht. Ihr denkt an euch. Ihr denkt daran, dass Radio Hamburg schon mal mit einem viralen Marketing-Trick auf Kosten des HSV eine Menge Aufmerksamkeit einfahren konnte,  und – hey – auch dieser Horst hat sich davon wieder erholt, nachdem er „Hamburg, meine Perle“ durch den Dreck gezogen hatte. Ein Lied übrigens, in dem es vielmehr um die Stadt Hamburg und wenig bis gar nicht um den HSV geht.

Aber was soll’s ? Auch ihr werdet euch von dem Ein-Tages-Shitstorm erholen und Hörer wird es auch keine kosten, ihr habt eh relativ wenige.

Eines habt ihr aber auch jeden Fall demonstriert: Es geht immer noch ein wenig tiefer und wenn es um Geld geht (Reichweite = Marktanteil = Werbe-Einnahmen) ist heutzutage fast jedem jedes Mittel recht.

Mich jedenfalls habt ihr als Hörer nicht verloren, ihr hattet mich nie und werdet mich garantiert nie haben.

Schlaft gut.