Mal angenommen, ich lebe in einem Land mit 70 Millionen Einwohnern. Dem Land geht es eigentlich ganz gut, wenn auch die wirklich goldenen Jahre schon einige Zeit zurückliegt, Trotzdem – hier muss niemand hungern, die Außenhandels-Bilanz ist okay, es existiert sogar ein Wirtschaftswachstum.

Der Kanzler in meinem Land ist nicht jedermanns Sache, aber er weiß, wovon er redet. Er hat Ideen und Visionen, wie man es schaffen könnte, dass es diesem Land zukünftig noch besser gehen könnte. Wichtige Voraussetzung für dieses funktionierende System ist der Umstand, dass an den Schaltstellen kompetente Persönlichkeiten sitzen und dies ist größtenteils gegeben.

Mein Land befindet sich zwar in Konkurrenz, aber in Frieden mit seinen Nachbarn. Man wird respektiert, teilweise geachtet. Der Grund dafür ist: Man weiß hier, woran man ist. Verläßlichkeit ist das Stichwort. Diese Verläßlichkeit hat dafür gesorgt, dass es einige große ausländische Firmen gibt, die in meinem Land investieren. Warum tun sie dies ? Weil sie sich auf eben diese genannte Verläßlichkeit verlassen können. Das Land hat einen guten Namen, man möchte das Image seiner Firma und seines Produktes mit dem positiven Image des Landes verknüpfen.

Das Parlament des Landes ist zwar ein bunt zusammengewürfelter Haufen, aber seine Mitglieder halten sich im Wesentlichen im Hintergrund und lassen die Regierung machen.

Plötzlich aber wird alles anders. Eine kleine Splittergruppe organisiert sich und fängt zuerst im Hintergrund an, Stimmung gegen die Regierung zu machen. Diese Gruppe repräsentiert wahrlich keine Mehrheit in dem Land, aber angesichts der soliden Lage sind viele der 50 Mio Wahlberechtigte nicht gewillt, einmal im Jahr in die Hauptstadt zu reisen, um die Mitglieder des bis hierhin leisen Parlaments zu wählen. Warum auch ?

Diese Bequemlichkleit und Gleichgültigkeit macht sich die Splittergruppe zu Nutze, denn eines ist sie garantiert. Gut organisiert. Im Jahr 2011 gelingt der Coup, man schafft es tatsächlich, mehrere Anhänger der Radikalen ins Parlament zu befördern.

Das konnte unter anderem deshalb gelingen, weil von den 50 Mio. stimmberechtigten Bürgern gerade mal eine Millionen zur Wahl erschienen waren. Es klingt unglaublich, aber plötzlich sitzen Abgeordnete im Parlament, die gerade mal ein paar Hundertausend Stimmen auf sich vereinen konnten.

Zum Vergleich: Wäre diese Wahl in Deutschland abgelaufen, dann hätte nur halb Hamburg gewählt und ins Parlament wären Vertreter entsandt worden, die von den Wählern aus Wandsbek und Hamburg Nord gewählt wurden.

Zum Glück wurde ab sofort alles besser als vorher. Die Parteichefs der Splitterpartei hatten zwar vor der Wahl angekündigt, auch weiterhin mit dem Kanzler arbeiten zu wollen, aber kurz nach den Wahlen wurden große Teile der Regierung gefeuert.

Das nun von der Splittergruppe dominierte Parlament ernannte flugs einen Laiendarsteller zum Kanzler, der in seiner ersten Rede erklärte, er würde diesen Job nur für eine kurze Zeit und übergangsweise machen wollen, bis der designierte  Regierungschef kommen würde. Darauf wartet mein Land bis heute, denn der Laiendarsteller sitzt heute noch auf seinem Thron und verbreitet Frohsinn.

Schwache Leute holen schwache Leute und so wurde einige Zeit später ein Außenminister ins Amt gehoben, dessen Hauptbeschäftigung es werden sollte, zu einer Art Fettnäppchen-Suchmaschine zu werden. Binnen kürzester Zeit hatte dieser „Diplomat“ alles falsch gemacht, was man in seiner Position nur falsch machen konnte. Er taucht jeden Tag mehrere Male im Fernsehen auf und bringt die Bevölkerung dazu, täglich neue Fremdschäm-Rekorde aufzustellen. Im Ausland wird mein Land schon lange nicht mehr ernstgenommen, nein, es wird bemitleidet.

Die ehemals engagierten ausländischen Investoren haben ihree Engagments auf ein Minimum zurückgeschraubt und planen, demnächst gänzlich auszusteigen. Neue Firmen, die in meinem Land investieren würden, sind nicht in Sicht. Warum ? Ihnen fehlt die Verläßlichkeit. Die neue Regierung hat im Zusammenspiel mit dem neu zusammengestellten Parlament dafür gesorgt, dass das ehemals positive Image meines Landes verschwunden ist. Heute ist mein Land für Skandale bekannt. Für schwatzhafte Parlamentarier und für täglich zurückgehende Produktivität. Kein Investor der Welt möchte sich mit diesem Image verknüpft sehen.

Was ist in den letzten 3 Jahren aus meinem Land geworden. Früher regten wird uns mal darüber auf, dass es nicht jeden Tag Rinderfilet auf dem Markt gab, heute sieht man in den Straßen der Städte Menschen hungern. Während früher die Menschen über die Regierung diskutierten, gibt es heute Straßenschlachten.

Die Bürger meines Landes sind es leid so leben zu müssen. Das aber interessiert die Spillterpartei und ihre Sympathisanten nicht. Sie wollen gern weiternhin im Palast leben, von den Vergünstigungen profitieren, sie wollen die Macht behalten, für die sie so lange gekämpft haben. Das Interesse von 70 Mio Menschen ist ihnen – sorry – scheißegal. Und ja, man könnte dies tatsächlich als Diktatur einer Minderheit bezeichnen.

Am 25.05. stehen in meinem Land die nächsten Wahlen an und es könnten die Letzten sein. Erneut sind 50 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, in die Landeshauptstadt zu pilgern, um von ihrem Recht auf Mitbestimmung Gebrauch machen zu dürfen. Denn auch die Möglichkeit, aus der Ferne zu wählen, hat die Splitterpartei bisher erfolgreich verhindert.

Die Bevölkerung hat wohl ein letztes Mal die Wahl. Erneuerung des Landes oder Drift in die Bedeutungslosigkeit. Aussicht auf Frieden in den Straßen oder brennende Autoreifen ? Versorgungssicherheit oder Hunger und Armut.

Früher redeten die Anführer meines Landes mit Staaten wie den USA, Rußland, China, Frankreich. Heute können wir froh sein, wenn uns der Außenminister von Malta oder Somalia empfängt.

Aber – das Ganze hat auch eine gute Seite. Wir können immer noch wählen. Die Anführer der Splitterpartei haben zwar auch vor dieser Wahl erklärt, dass ihnen die Meinung von 74,9% komplett egal ist und dass sie in Jubelstürme ausbrechen werden, wenn sie mit einem Votum von 25,1% der Stimmen an der Macht bleiben würden, aber es liegt an den Bürgern dieses Landes, diesen Jubel zu verhindern.

Tun sich das nicht, werden sie weiterhin hungern müssen. Vielleicht werden ihre Kinder sogar verhungern, weil sie zu bequem waren, für einen Tag in die Hauptstadt zu reisen und dem Spuk ein Ende zu bereiten.

Natürlich sind die „Machthaber“ nicht untätig, haben sie doch einige wenige Gefolgsleute für sich gewinnen können. Es sind Ex-Generäle, Ex-Minister, Ex-Geschäftsleute und Ex-Exen. Keiner von ihnen hat ein Konzept für eine Verbesserung der Situation, sie haben nur ein Konzept, um den Wandel zu verhindern und das Land weiterhin in den Abgrund zu wirtschaften.

Nun haben die „Konzept-Befreiten“ ihre Steigbügelhalter von den (Schmuddel)-Medien zum großen Gespräch ins Oval Office gerufen, in der Hoffnung, auf den letzten Drücker ein wenig PR bekommen zu können.

Bei einigen der wertenden (nicht objektiv-berichtenden) Damen und Herren könnten sie sogar Erfolg haben, wenn es ihnen auch wie bisher gelingt, diese mit Exklusiv-Informationen ködern zu können

 

Einladung zur Pressekonferenz (2)