Hakan will weg !!! Skandal !!! Obwohl der 20-Jährige Deutsch-Türke seinen Vertrag erst vor wenigen Wochen, ohne festgeschriebene Ablösesumme und Ausstiegsklausel vorzeitig bis 2018 verlängerte, provozieren erst sein Berater Demirtas und jetzt Calhanoglu selbst einen unmittelbaren Abgang aus Hamburg. Leverkusen soll der Favorit sein, Calhanoglu selbst schreibt via Facebook von „Champions League-Clubs“. Nun denn.

Selbstverständlich beginnt im selben Moment ein Sturmlauf der Entrüstung. Die Fans fühlen sich vom Spieler ob seiner getätigten Treueschwüre verarscht und betrogen und machen sich vornehmlich im Internet Luft. Verständlich, wenn man immer noch nicht begriffen bzw. akzeptiert hat, wie das Geschäft läuft.

Tatsächlich ist es so, dass all dies ein vollkommen normaler Ablauf im Business Profi-Fußball ist. Das Gleiche passiert bei absolut jedem Club der Welt immer wieder, Ausnahmen sind hier lediglich die ganz Großen – Bayern München, Real Madrid, FC Barcelona, ManCity, ev. wieder Juventus Turin.

Alle anderen Vereine sind im Grunde nur Ausbildungs-Clubs für die Spitze der fußballerischen Nahrungskette. Diese Vereine sind weder sportlich noch finanziell gezwungen, auch nur einen Spieler freiwillig abzugeben, alle anderen Vereine werden immer Spieler verlieren, wenn einer dieser Clubs ruft.

Das ganze System ist im Grunde organisch und in diesem Organismus hat jeder Verein seinen Platz.

Beispiel: Geht Calhanoglu jetzt nach Leverkusen und in 2 Jahren ruft Liverpool, dann ist der Spieler schneller in England, als Völler Rudi sagen kann. Klopft dann weitere zwei Jahre später der FC Bayern an der Anfield Road an, wird Hakan seine Zelte umgehend in Bogenhausen aufschlagen. Jeder in der Branche weiß, dass es so läuft und den Platz des Vereins in der Nahrungskette bestimmen zwei Dinge maßgeblich, die unmittelbar zusammenhängen.

1. Der sportliche Stellenwert des Vereins

2. Die finanziellen Möglichkeiten des Vereins.

Fußballer sind Ein-Mann-Unternehmen und es mag den Romantikern unter den Fans nicht gefallen, aber die Jungs spielen für Geld.

Was man Calhanoglu und seinem Berater allerdings vorwerfen kann, ist der allzu offensive Umgang mit der Geschichte. Als „Prinz Hakan“ gestern auch noch via Facebook seine mehr als 200.000 „Freunde“ um Verständnis für seinen „großen Ehrgeiz“ bat, schoss er für seine persönlich Bilanz das 12. Tor der Saison, allerdings sein erstes Eigentor.

Gerade zu lustig finde ich aber in diesem Zusammenhang Äußerungen wie die von Hoffnungs-Aufsichtsrat Karl Gernandt, der Calhanolgu als „ungezogenes Kind“ bezeichnete. Warum ? Weil dieser aus einem Vertrag aussteigen möchte, der bis 2018 datiert ist ?

Ist Herr Gernandt eigentlich auch ein „ungezogenes Kind“, wenn er für die Rolle des zukünftigen Vorstandsvorsitzenden Herrn Beiersdorfer (Vertrag bis 2015) oder Herrn Bierhoff (Vertrag bis 2016) anspricht ? Ist Oliver Kreuzer ein „ungezogenes Kind“, wenn er sich um den Fürther Arzemi (Vertrag bis 2015) bemüht ?

Oder ist es vielmehr so, dass in den Augen der eigenen Fans der HSV sehr wohl Personen mit laufenden Verträgen umwerben darf, andere dürfen dies mit HSv-Angestellten aber nicht ? Sorry Freunde, aber das nicht nur Doppelmoral, das ist schlichtweg dumm.

Nicht lustig, sondern vielmehr peinlich und gefährlich sind allerdings journalistische Höchstleistungen wie die des Herrn Scholz gestern im Qualitätsblog, der in hooligan-artige Weise den Spieler als Beinahe-Serienkiller brandmarkte. Hier wird dem kreischenden Volk Nahrung verabreicht, mit qualifizierter Berichterstattung hat das absolut nichts mehr zu tun, schon lange nicht mehr.

Was aber soll der HSV jetzt mit dem wanderlustigen Hakan machen ? Man könnte auf Einhaltung des Vertrages pochen, natürlich. Hat in Dortmund mit Lewandowski schließlich auch geklappt. Mit dem kleinen Unterschied jedoch, dass die Borussia auch in der letzten Saison durchaus ambitionierte sportliche Ziele hatte, da hängt man sich schon noch ein wenig rein. Beim HSV weiß der Deutsch-Türke, dass er auch in der nächsten Saison gegen den Abstieg kämpfen werden muss, während sein neuer Lieblings-Club in Athen, Madrid oder London aufläuft. Das schwächt.

Natürlich könnte man den Abtrünnigen auch ein Jahr auf die Tribüne setzen, immerhin hat unser Noch-Sportchef Kreuzer in solchen Maßnahmen Erfahrung ohne Ende. Der stellte immerhin sogar Spieler ins OFF, die gar nicht weg wollten.

By the way – Kreuzer. Aus Kreisen von HSVPLUS ist zu hören, dass der Null-Performer Kreuzer auch nach einer Struktur-Anpassung ab dem 25.05. in irgendeinem Amt verbleiben soll und nicht nur ich betrachte das als klassisches Eigentor. Auf der einen Seite will man alles neu und besser machen, auf der anderen Seite hält man an den Urhebern des Schreckens (Hilke, Kreuzer) fest ? Sollte das tatsächlich der Fall sein, fehlt mir jegliches Verständnis.

Meine Prognose: Calhanoglu wird gehen und in der nächsten Saison nicht mehr in Hamburg spielen. Interessant wird lediglich sein, wieviel der neue Verein zu zahlen bereit sein wird, aber hier ist der HSV in einer glänzenden Verhandlungsposition. Lange Vertragslaufzeit, begehrter Spieler, keine Ausstiegsklausel, keine festgeschriebens Ablösesumme. Alles unter € 15 Mio wäre angesichts eines bis 2018 datierten Vertrages nicht denkbar.

Anderes Thema: Gestern Abend trafen sich im Funkhaus des NDR die Herren Hieronymus, Formeseyn und Hoffmann zur einstündigen Diskussionrunde zum Thema HSVPLUS. Für mich gab es nach 60 Minuten außer diversen „Irgendwie’s“ und „Stück weit’s“ keine neuen Erkenntnisse, außer vielleicht der Einsicht, dass es Menschen gibt, die vor Kameras und Mikrophonen binnen Sekundenfrist ihre Meinungen über Themen und Menschen um 180 Grad drehen können. Aber ich nehme mal an, dass man sowas im Bereich des Bundesliga-Fußballs als „professionell“ verbuchen muss 🙂