Liebe Leser,

gestern hatte ich einen Blog zum Thema „verbesserte Nachwuchsförderung“ geschrieben, heute nun kommt die Fortsetzung. Wichtig ist mir dabei, aufzuzeigen, dass alle anzugehenden Veränderungen unmittelbar zusammenhängen und der gesamte Neu-Aufbau in ärgste Gefahr geraten würde, wenn nur Teile dieser Veränderungen vollzogen werden würden bzw. wenn besonders wichtige Bestandteil des „Gerüsts HSV“ unangetastet blieben.

Der Umgang mit den Medien

Ich weiß, einige werden an dieser Stelle die Augen verdrehen und stöhnen „Jetzt fängt er schon wieder damit an“. Dennoch – die mediale Meinungsmache auf maßgebliche (Personal-)Entscheidungen innerhalb des HSV ist nach wie vor existent und hat einen gravierenden Einfluss auf den maroden Zustand des Patienten HSV.

Oft und gern wird, besonders in Internetforen, die Arbeit von Mediendirektor Jörn Wolf kritisiert und ich denke, desöfteren ist die Kritik auch gerechtfertigt. Was allerdings dabei nicht berücksichtigt wird: Wolf ist nicht weisungsbefugt. Er ist weder Vorstandsmitglied noch Kindergärtner der Spieler. Wenn also beispielsweise ein Oliver Kreuzer der Meinung ist, er müsste durchschnittlich 7 Interviews pro Tag geben und dabei sich selbst und den Verein der Lächerlichkeit preisgeben, dann kann der Mediendirektor Hinweise und Tipps geben, hindern kann er den Sportchef nicht.

Ebensowenig kann Wolf verhindern, dass Spieler twittern, facebooken etc. Dass Spieler zur Presse laufen und versuchen, medialen Druck auszuüben (Calhanoglu), kann er ebenfalls nicht verhindern. Und wenn ein Berater meint, er müsse bei Mopo oder BILD anrufen, so what ?

Diese Handlungsunfähigkeit hat sich der Verein allerdings selbst zuzuschreiben. Viel zu lange wurde von Seiten des HSV zugelassen, dass Medienvertreter wie die Berserker wüten dürfen. Persönliche Animositäten werden innerhalb der Blätter ausgetragen, Rechnungen beglichen.

Der HSV ist vor langer Zeit zum Spielball geworden, anstatt der Spieler zu sein

Um an dieser Stelle die Klammer zum Vorblog aufzuzeigen – eben auch deshalb, weil in Hamburg die Presse eine besonders Stellung meint genießen zu müssen, halten sich viele Jugendspieler und deren Berater/Väter von der Hansestadt fern.

Ein schöne Beispiel ereilte uns doch erst vor wenigen Tagen. Im Länderspiel Deutschland-Kamerun spielte EricMaxim Choupo-Moting eine wirklich ansehnliche Partie und in Hamburg beginnt der vorhersehbare Shitstorm.

„Wie konnte man dieses Jahrhundert-Talent damals bloß gehen lassen“

Glücklicherweise leide ich noch nicht an Alzheimer, also kann ich mich noch gut an Choupo-Motings Zeit in Hamburg erinnern. Sicherlich talentiert, jedoch (zu) oft mit den Gedanken woanders. Außerdem behaftet mit einem Hauch von Arroganz, aber der Junge war halt Anfang 20.

Meine Herren, wie wurde EMCH damals von der Hamburger Sportpresse zerrissen und was für ihn gilt, das galt für Spieler wie Kampany, Boateng, Sam, Son etc auch und gilt für Calhanoglu jetzt. Von 20-Jährigen werden dauerhafte Weltklasse-Leistungen einfordert, andernfalls veröffentlicht die BILD mal eben ein Dokument mit seinen monatlichen Bezügen.

Talente bekommen in Hamburg, besonders von Seiten der Medienvertreter keine Zeit bzw. keine Chance und das liegt u.a. daran, weil der HSV es zulässt bzw. zugelassen hat.

Es wird dringend notwendig sein, dies zu ändern!

„Mich stört gar nicht so sehr, was BILD, Mopo und Abendblatt schreiben. Das ist Boulevard und sie können es einfach nicht anders. Damit kann ich umgehen. Mich stört vielmehr, dass mittlerweile die Süddeutsche und die FAZ von denen abschreibt und dem Ganzen dann einen Anstrich von Seriosität vermitteln“

Diese Zitat ist nicht von mir, sondern von jemandem, der den Verein nach Außen vertritt.

Nur – was ist die Konsequenz ? Wie reagiert man darauf ? Selbstverständlich werden Telefonate geführt, werden auch härtere Töne angeschlagen. Das empfundene Resultat ? Null! Die Herren aus den Redaktionsstuben schütteln sich vielleicht einmal, aber am nächsten Tag geht es ungebremst weiter.

Bevor ich diesen Blog 2012 ins Leben gerufen habe, hatte ich eine nahezu 20-Jährige „Karriere“ in mehreren großen Verlagshäusern Deutschlands hinter mir. Ich kenne viele Journalisten, mit einigen bin ich gut bekannt, teilweise sogar befreundet (nicht aus dem Sportberech ;-)). Dennoch glaubte ich bis 2012, dass an vielen Geschichten, die BILD, MOPO, Abendblatt, SportBild etc. täglich veröffentlichen, zumindest ein Teil Wahrheit dran sein müßte. Andernfalls könnten/würden die das doch nicht so schreiben, oder ?

Heute weiß ich, dass mehr als 80% der Sportberichterstattung schlicht erfunden ist!

Es werden Spieler, Trainer, Sportchefs zitiert, die gar nicht mit dem Zitierenden gesprochen haben. Es werden Scheißhaus-Gerüchte in die Welt gesetzt, in der Hoffnung, mit Hilfe der Schrottkugel-Methode irgendwann einmal einen Treffer landen zu können. Gnadenlos werden Spieler- oder Trainerkarrieren zerstört, obwohl es nicht den geringsten Anlass dafür gibt. Egal, die Blätter müssen schließlich verkauft werden. Via Twitter bekämpfen sich die Redakteure verschiedener Publikationen gegenseitig, weil ungeklärt ist, wer welche Lüge von wem abgeschrieben hat.

Es ist an der Zeit, dass sich der HSV emanzipiert!

Vor einiger Zeit sprach ich mit dem Verein über die Möglichkeit einer Akkreditierung. Schließlich hat dieser Blog mittlerweile die Reichweiten eines Massenmediums und liegt damit weit vor ca. 70% der Bevölkerung, die verschiedene Publíaktionen repräsentieren und auf der Pressetribüne Platz nehmen. Es ging mir gar nicht so sehr darum, mit diesen Menschen zusammen zu sitzen oder mich auf eine Ebene mit ihnen zu begeben. Es ging mir vielmehr darum, dem HSV eine Möglichkeit zu verschaffen, den Herren von der manipulativen Presse aufzeigen zu können, wer Herr im Haus ist. Nachdem mir die Akkreditierung zuerst bedingungslos zugesagt wurde, wurde sie später widerrufen. Offizielle Begründung: Ich würde mein Geld ja nicht mit dieser Art Arbeit verdienen. Tatsächliche Begründung: Einige Herren des Axel Springer Verlages hatten Wind bekommen und gegen meine Akkreditierung protestiert. Mehr muss ich darüber wohl nicht mehr schreiben, oder ?

Erneut hatte der Verein die Chance verpasst, ein Zeichen zu setzen. Die freien Mitarbeiter des Abendblatts triumphierten und hatten erneut das Gefühl, dass sie es sind, die den Verein führen.

Damit muss endlich Schluss sein!

Der Hamburger Sport Verein muss in Zukunft endlich (wieder) agieren und nicht bloß reagieren. Er muss zum Macher und nicht mehr zum Gemachten werden. Wenn sich die Herren von der Presse nicht an die Regeln halten, dann muss man sie es halt spüren lassen. Die Schundgeschichten kommen so oder so, dass muss man dann einfach mal aushalten. Der HSV sollte sich meiner Auffassung nach dringend überlegen, ob er einem Pöbelforum, in dem Spieler, Trainer und Offizielle des Verein permant mit den widerwärtigsten Begriffen tituliert werden, weiterhin das Recht einräumt, die Raute zu nutzen und sich als „Der HSV-Blog“ bezeichnen zu dürfen.

 

Sollte dies nicht passieren, bricht man auf halben Weg ab. Man erlaubt weiterhin  „externen vereinsinteressierten Kreisen“ über deren Medienkontakte Einfluss auszuüben. Man gestattet, dass Angestellte des Vereins ohne Aussicht auf Sanktionen diskreditiert werden. Man würde sich Trainer „rausschreiben“ und Spieler „wegschreiben“ lassen.

Der HSV hat hier die Hosen an. Analog zu dem, was Karl Gernandt vor der Mitgliederversammlung sagte:

„Wer den Weg mit uns gehen möchte, ist herzlich eingeladen. Wer dies nicht möchte, von dem müssen wir uns dann trennen“ (sinngemäß).

Das alles hat nichts mit Pressezensur zu tun, das hat etwas mit Selbstverständnis zu tun. Mit Selbstschutz und mit dem Schutz von Mitarbeitern. Ohne das wird es nicht gehen.

An dieser Stelle ein erneutes Beispiel für den „Erfindergeist“ der Pressevertreter.

http://www.goal.com/de/news/3643/exklusiv/2014/06/03/4856996/hsv-badelj-vor-absprung-zu-atletico-madrid-milan-denkt-nicht?ICID=HP_BN_1

„Ich weiß nicht, wie solche Gerüchte in Umlauf kommen. Das kann nur eine Erfindung sein. Wir wurden weder kontaktiert, noch gibt es ein Angebot“