Es ist einfach nur zum abrollen. Saure Gurke, WM im Anflug, Manuel Neuer noch verletzt und HSVPLUS durchgewunken. Der alte Aufsichtsrat sagt nichts mehr und der neue Aufsichtsrat sagt überhaupt nichts mehr. Schwarze Zeiten für die investigativste Berufsgruppe Deutschlands, die Hamburger Sportjournalisten.

Die Spieler lassen sich auf den Malediven die Sonne auf den dicken Grasbauch scheinen und die zu füllenden Seiten sind leer. Was tun, sprach Zeus ?

In solch dunklen Stunden greift der findige Hamburger Sportjournalist gern zum beliebten Stilmittel, der blanken Erfindung. In Zeiten, in denen der HSV keine Schlagzeilen bietet, macht man seine Schlagzeilen eben selbst, wäre doch gelacht, wenn man das sensationslüsternde Volk nicht befriedigt bekommt.

Nun gibt es ja einige Kandidaten, die jederzeit in der Lage sind, sich dieses Werkzeugs bedienen zu können, jedoch keiner macht es ungeschickter und durchsichtiger als Dieter M. aus Hamburg.

Lasst uns doch mal zusammen den Weg dieser Sensation begleiten und schauen, wie sowas geht.

Am Dienstag, den 03.06.2014 schreibt Ex-Journalist und Blognamensgeber Dieter M. zum Thema „Neuer Sportchef“:

„Ich lege mich da mal ganz stark auf Nico Hoogma fest….“

Als Basis für dieses radikale Outing weiß M. mit folgenden Aussagen des Holländers zu gefallen:

Erstens:„Ich würde mich freuen, wenn der Didi wieder zum HSV zurückkäme . . .“

Und zweitens: „Der HSV bleibt für immer mein Verein.“

Hurra. Nicht nur M. weiß nach diesen beiden, aus dem Zusammenhang gerissenen Aussagen: „Das klingt nach einem Comeback, und nach dem sportlichen Duo Didi/Nico.“

Klingt es ? Also für mich klingt das erstmal nach gar nichts. Außerdem hätte ich als Leser gern gewußt,

in welchem Zusammenhang Hoogma dies gesagt haben soll…

zu welchem Zeitpunkt Hoogma das gesagt haben soll…

wem gegenüber Hoogma das gesagt haben soll….

Für den wißbegierigen Leser soll der Eindruck entstehen, dass M. den Herrn Hoogma direkt vor Erstellung des Blogs am Handy erwischt hat. Hat er das ?

Anyway. Im weiteren Verlauf des Geschreibsels fallen dann noch 5 bis 23 weitere Namen, womit auch die Methode des Schrotgewehrfeuers erneut benutzt wurde. Keiner dieser Namen wurde vom Verein bestätigt, es sind bis hierhin schlicht Behauptungen bzw. Erfindungen. Aber – sollte einer dieser Namen tatsächlich in den nächsten 14 Jahren beim HSV auftauchen, M. hat es als erster gewußt. Die anderen 22 Namen vergessen wir an dieser Stelle einfach mal.

Aber weiter. Für eine echte Sensation ist so ein Nischenblog nicht wichtig genug, also schreiten die Print-Kollegen ein.

Hamburger Abendblatt:

Nico Hoogma und St.-Pauli-Altstars sollen den HSV verstärken

Schade, dass dieser Weltklasse-Artikel nicht namentlich gekennzeichnet war. Noch „schader“ allerdings, dass der Urheber (oder Erfinder, ganz wie man möchte) dieser Ente im Schwesterblatt nicht mal mehr genannt wird.

Nicht zuletzt fiel im Volkspark in der jüngsten Vergangenheit auch immer wieder der Name Nico-Jan Hoogma

Ach so. Im Volkspark. Ist M. jetzt das Synonym für „den Volkspark“? Oder traut man der Quelle aus dem eigenen Haus nicht ? Ach egal, die Geschichte ist raus, steht kein Name drunter, weiter geht’s. Die Sache läuft, das Volk ist on fire.

Spätestens jetzt müsste eigentlich die Konkurrenz von der Mopo auf den Zug aufspringen, aber die sind immer noch mit Milan Badelj beschäftigt und mehr als ein Gedanke am Tag ist nicht machbar.

Im Grunde ist die Ente hiermit gestorben, aber es herrscht ja bekanntlich saure Gurke. Normalerweise passiert an dieser Stelle Folgendes – die BILD betritt die Bühne. Irgendein Pulitzerpreisträger des Fisch-Einwickelpapiers müsste jetzt bei Hoogma anrufen, der dann erwidern wird, dass er diese Sätze vielleicht irgendwann einmal gesagt hat. Aber er weiß nicht mehr, wem gegenüber und vor allem nicht wann.

Resultat des Gesprächs – der BILD schwillt der Kamm.

„CHAOS BEIM NEUEN HSV!!! Hoogma: Mir mir hat keiner gesprochen!“

 

Nö, hat auch keiner. Warum auch? Außer Herrn M. am Anfang dieser Meldung hat auch niemand beim HSV über den Namen Hoogma überhaupt nur nachgedacht. Warum also sollte man mit ihm sprechen?

Die Wirkung aber bleibt nicht aus. Das angestachelte Volk wittert erneut Kommunikations-Versager an den Schaltstellen der HSV-Zentrale und verzweifelt.

Begleitet wird der „Skandal“ selbstverständlich von den üblichen Abschreib-Verdächtigen wie Videotext, Twitter-Experte etc

Man hätte einen Hoogma haben können!!! Der Mann hat doch – nach eigener Aussage – die Raute in irgendeinem Organ kleben. Haben wir denn doch nur wieder neue Versager gewählt?

Dabei waren wir uns doch am 25.05. noch insofern einig, dass eine Raute irgendwo in Zukunft kein alleiniges Kriterium mehr sein kann, schon vergessen ?

Fazit: Mindestens ein Blog wurde gefüllt, mehrere Seiten Zeitung geschrieben, der HSV in Erklärungsnot gebracht, die Fans verunsichert.

Und das alles nur, weil Herr M. den Weg zur Erfindermesse vergessen hatte. So werden Nachrichten gemacht 🙂

Das wirklich erschütternde hierbei – niemand traut einem M. eigentlich zu, solche oder ähnliche Geschichten, Gespräche, Informationen einfach zu erfinden. Viele gutgläubige Leser sind nach wie vor der Auffassung, dass es sowas nicht geben kann. „Ein Journalist erfindet doch keine Gespräche“.

Doch, tut er. Ständig, bei jeder sich bietenden Gelegenheit und er ist nicht allein. Traurig, aber wahr.