Deutschland – Portugal 4:0 Es müllert effizient

Im ersten Gruppenspiel bezwang Mitfavorit Deutschland den Weltranglisten-4. Portugal mit 4:0 und zeigte taktisch perfekt eingestellt auf beeindruckende Art und Weise, wie man nicht nur mit einem Gegner, sondern auch mit den klimatischen Bedingungen umzugehen hat.

Ein wenig überraschend begann Löw mit einer Viererkette, die ausschließlich aus gelernten Innenverteidigern bestand (Boateng rechts, Höwedes links). Dies hatte unterschiedliche Gründe. Zum einen wollte der Bundestrainer im ersten WM-Spiel das Risiko minimieren und verzichtete daher auf Nationalmannschafts-Neuling Durm. Zum zweiten lag dieser Entscheidung eine taktische Überlegung zugrunde, die aufzeigt, dass man im deutschen Analyse-Team im Vorfeld der WM gut gearbeitet hatte.

Fakt ist, dass bei dieser kräftezehrenden WM auf die Standardsituationen eine besondere Bedeutung zukommen wird. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt fiel jedes 3. Tor aus einem Standard heraus. Wenn ich jetzt allerdings mit kopfballstarken Kanten wie Hummels, Mertesacker, Höwedes und Boateng (zusätzlich noch Khedira und Müller) bei Ecken und Freistößen im gegnerischen Straufraum eine größenmäßige Überzahl schaffe, habe ich einen grundsätzlichen Vorteil.

Deshalb verzichtete Löw auf einen offensivstarken Flankengeber auf der linken Seite zugunsten einer weiteren Kopfball-Option bei Standards. Dies konnte sich die deutsche Nationalmannschaft leisten, da mit den positionswechselnden Götze, Müller und Özil ohnehin viel Unruhe geschaffen wird und zudem sind Flanken im Spiel der Deutschen ohnehin keine Option, solange Klose nicht spielen wird.

Ein weiterer Plan des Bundestrainers ging ebenfalls auf – Pepe’s Nervenkostüm. Es war von vornherein klar, dass der dauerhaft-übermotivierte Portugiese an einem unkontrollierbaren Spieler wie Thomas Müller verzweifeln würde, zumal dann, wenn ihm aus der eigenen Abwehr keine Hilfe angeboten wird. So war es im Grunde eine Frage der Zeit, bis bei Pepe die Sicherungen durchbrannten.

Ansonsten spielten die Deutschen aufgrund der Tatsache, dass ihre technischen Fähigkeiten es erlauben, exakt so, wie man bei diesen klimatischen Bedingungen spielen muss. Um 13.00 Uhr Ortszeit, bei mehr als 30 Grad im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit von über 80% ist ein Dauerpressing absolut unmöglich, also ist man, wenn man es dann kann, am besten damit beraten, den Ball und den Gegner laufen zu lassen.

Das sieht vielleicht für den einen oder anderen nach langatmigem Ballbesitzfußball aus, ist aber das einzig probate Mittel, möchte man auf diesem Niveau 7 Spiele bestreiten. Denn auch das wird am Ende den Ausschlag geben:

Welche Mannschaft hat in den Vorrunden am besten mit den Kräften

hausgehalten.

Ansonsten ist die Geschichte des Spiels eigentlich schnell erzählt. Die Portugiesen durften sich 5 Minuten wie ein ebenbürtiger Gegner fühlen, aber spätestens nach dem 1:0 durch den von Müller verwandelten und völlig berechtigten Foulelfmeter war die Messe gelesen. Manuel Neuer musste in den gesamten 90. Minuten zwei Bälle (beide von Ronaldo) halten, das war’s.

In der zweiten Hälfte verwalteten die Deutschen das Ergebnis, um Kräfte zu schonen und verzichteten darauf, die Südeuropäer zu demütigen.

In der deutschen Elf gefielen mir ganz besonders Kroos, Boateng und natürlich der dreifache Torschütze Müller. Bei den Portugiesen erreichte kein Spieler Normalform.

Kurze persönliche Anmerkung: Mein Schwiegersohn aus Australien schrieb heute morgen bei Facebook (ich übersetze mal):

„Ich war überrascht, dass sie das deutsche Spiel bis zum Ende übertragen haben. Es passiert nicht so oft, dass sie Vergewaltigungen live im TV zeigen“