„Für den Neuanfang müsse es eine Tabula rasa geben, so Gernandt, der häufig in Bildern sprach.“ (Abendblatt, 21.05.2014)

Tabula rasa (lateinisch: geglättete Tafel) steht daher im übertragenen Sinne für die gründliche Beseitigung zugunsten des Neuen.

Leute, bevor hier wieder der große Aufschrei durch die Halle tönt, möchte ich hier und heute noch ein letztes Mal etwas ganz deutlich klären.

1.Ich bin nicht der Haus- und Hofberichterstatter von HSVPLUS! Ich habe mich vor vielen Monaten nach langer Auseindersetzung mit dem Thema dafür entschieden, dass meiner Meinung nach ein Strukturwandel im Sinne der Initiative HSVPLUS die einzige und vor allem die letzte Chance für den HSV auf eine bessere Zukunft sei. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass ich von Sekunde an alles gut und lustig finden muss, was nach dem 25.05. passiert bzw. passiert ist. Wenn ich das tun würde, würde ich gegen meine eigenen Prinzipien verstoßen und ich würde gegen den Sinn dieses Blogs verstoßen, der sich zur Aufgabe gemacht hat, unabhängig, kritisch und ehrlich zu beobachten und zu berichten. Wenn jetzt jemand meint, er käme damit nicht klar oder würde das nicht akzeptieren wollen, dann muss er entweder wegbleiben oder weggucken, ich werde damit leben können.

Ich möchte auch gern mit dem Eindruck aufräumen, ich hätte irgendwelche Vorteile dadurch gehabt, dass ich mich relativ frühzeitig pro HSVPLUS positioniert habe, das Gegenteil war der Fall.

Ein kleines Beispiel? Ich wußte bereits Wochen vor den anderen Medienvertretern, dass sich die Initiatoren von HSVPLUS auf die Personalie Dietmar Beiersdorfer festgelegt hatten, aber man bat mich, es nicht zu schreiben. Nun bin ich vielleicht ein unlustiger Vogel, aber mein Wort gilt etwas. Ich habe mich an die Absprache gehalten und durfte dann einige Wochen später sehen, wie BILD und Abendblatt exklusiv verkündeten. Für einen Klickjäger wie mich (werte Realos) ist das ausgesprochen uncool und dies ist nur ein Beispiel von vielen.

2. Ich bin nicht der Haus- und Hofberichterstatter des HSV.  Auch hier muss man scheinbar einiges klarstellen, ich bin nicht für gute oder schlechte Stimmung innerhalb des Vereins verantwortlich. Ich schreibe nicht für den Verein, wäre das so, müßte mich der HSV bezahlen, was er nicht tut. Wenn ich aus meiner Sicht etwas beobachte, dann beschreibe ich es, das ist die Aufgabe eines Beobachters oder Berichterstatters. Es ist nicht die Aufgabe eines Bloggers, ihm bekannte Vorgänge zu verschweigen oder zu übersehen, nur damit sich einige Leser, die nicht lesen wollen, was ihnen nicht in den Kram passt, besser fühlen. Es ist auch nicht meine Aufgabe, „im Sinne des HSV“ Sommerpause zu machen und mich an der WM zu erfreuen.

Es werden nämlich die gleichen Leute sein, die etwas derartiges fordern, die später lamentieren, dass man als Medium ja immer erst hinterher über Mißstände berichtet, weil man Angst hatte, seine Quellen zu eliminieren.

Aber zum Thema. Herr Gernandt redete am 21.05. von „Tabula rasa“ aber was kann man von einer gründlichen Bereinigung zugunsten des Neuen erkennen? Bisher wenig bis nichts und das fängt bereits beim neuen Vorstandsvorsitzenden an.

In einem Interview mit Ernst-Otto Rieckhoff, welches ich vor der Mitgliederversammlung am 19.01. führte, fragte ich Rieckhoff nach seinen Vorstellung bzgl. des neuen HSV-Chefs. Meine Vorstellung von HSVPLUS wäre eigentlich (Im Sinne von gründliche Bereinigungzugunsten des Neuen) ein völliger Neuanfang mit unvorbelastetem Personal gewesen. Rieckhoff aber antwortete damals: „Ein Experte mit Stallgeruch“, was die Auswahl der Kandidaten auf einen extrem kleinen Personenkreis einschränkte. Mir fielen damals spontan die Namen Hieronymus, von Heesen, Beiersdorfer, Bierhoff und vielleicht noch Rost ein. Problem nur: Alle diese Personen haben eine Vorgeschichte und die ist nicht in allen Fällen unvorbelastet.

Nun möchte ich an dieser Stelle nicht den Stab über Dietmar Beiersdorfer brechen, zumal der 50-Jährige noch nicht einmal offizielle im Amt ist, aber die Persönlichkeitsstruktur und der Charakter Beiersdorfers sollte bekannt sein. Beiersdorfer ist ein Fußball-Experte, ein Mann mit einem Gespür für den Sport. Er ist in höchstem Maß integer, kann bilden. Aber Beiersdorfer ist kein Entscheider und unglücklicherweise ist es genau das, was der HSV braucht. Jemanden, der auch äußerst unbequeme Entscheidung trifft und sie durchzieht. Beiersdorfer aber ist eher dafür bekannt, abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln, aber diese Zeit hat der HSV nicht mehr. Beiersdorfer gilt als jemand, der sich bei Gegenwind zurückzieht und schweigt.

Aber weiter – Tabula rasa.

Hilke soll bleiben. Joachim Hilke ist seit 2011 Vorstand Marketing- und Kommunikation. Wenn man sich auch schwertut, den Bereich Marketing vollumfänglich bewerten zu können, den Bereich Kommunikation kann man bewerten und der war in den letzten Jahren eine einzige Katastrophe. Und man bedenke: während Mediendirektor Jörn Wolf lediglich beraten, aber nicht anweisen kann, so ist Joachim Hilke Vorstandsmitglied. Aus dem Verein hört man, dass sich Hilke aus dem Thema Kommunikation weitesgehend ferngehalten hat, was an einigen Stellen zur Frustration geführt haben soll.

Weitergedacht. Der neue Vorstand soll aus nur noch zwei Personen bestehen.

1. Vorstandsvorsitzender (ein Sportfachmann) – jetzt Beiersdorfer

2. Ein Vorstand Finanzen (Ein Finanzfachmann) – jetzt Hilke

Problem nur – Hilke ist überhaupt kein Finanzfachmann, erst ist Marketing-Experten. Und auch wenn es Menschen gibt, die denken, das sei ein und dasselbe, so irren sie. Das ist bei weitem nicht dasselbe.

Hilke hat sich seinen Verbleib im Vorstand des HSV damit „erkauft“, dass er HSVPLUS aus dem Verein heraus betrieben hat, er war von Anfang an mit im Boot. Ob die Vergabe einen Vorstandsposten aus Gründen der inhaltlichen Verbundenheit jetzt tatsächlich „Tabula rasa“ sein soll, nun ja.

Kreuzer soll bleiben. Oliver Kreuzer wurde bereits wenige Tage nach Dienstantritt von Klaus-Michael Kühne als „Drittliga-Manager“ bezeichnet und auch, wenn man der Auffassung ist, dass der greise Milliardär jede Menge Humbug verbreitet, hier hatte er recht. Kreuzer blieb so gut wie alles schuldig, was man auch nur schuldig bleiben kann. Er versuchte verzweifelt, in seiner ersten Saison als Bundesliga-Manager ein eigenes Profil zu schärfen, leider tat er dies auf Kosten des Vereins.

Kreuzer hat keinerlei Unterstützung in der Mannschaft, er ist restlos verbrannt. Eine Weiterbeschäftigung, egal in welcher Funktion, würde die Zielsetzung und auch die Versprechungen von HSVPLUS bis zur Unkenntlichkeit konterkarieren.

Jarchow soll bleiben. „Der Mann hat einen Vertrag, soll er doch bis Vertragsende Präsident des e.V. spielen, da kann er keinen Schaden anrichten“. Schaden hat Jarchow in den letzten 3 Jahren weiß Gott genug angerichtet. Hohle Phrasen, ständiger Verweiß auf das schlimme Hoffmann-Erbe, welches er gezwungen war, anzutreten. Sinnbefreite sportliche Zielsetzungen, schwarze Nullen, die sich im Endeffekt als rote Millionen entpuppten. Zusammengefasst: Drei verschenkte Jahre.

Sollte auch er in welcher Funktion auch immer weiter fuhrwerken dürfen, kann man langsam aber sicher anfangen, über „Tabula Rasa“ zu lachen.

Ich weiß, ich fasse jetzt ein Thema an, welches viele möglicherweise nicht verstehen und nicht akzeptieren wollen. Ich halte den Kauf von Pierre-Michel Lasogga für ein kolportiertes Gesamtvolumen von geschätzten € 18 Mio für 4 Jahre für einen Riesenfehler und ich möchte auch erklären, warum.

Zuerst einmal ist ein solcher Transfer exakt genau das, was HSVPLUS im Vorfelde der Wahl eben nicht wollte. Man wollte mit Bescheidenheit agieren, wollte entschulden und neu aufbauen. Man wollte auf Nachwuchs und auf Perspektivspieler setzen und organisch und gesund wachsen. Ein solcher Transfer aber ist das genaue Gegenteil davon. Um ihn zu realisieren, muss sich der Verein weiter verschulden. Hinzu kommt, dass man mit einem geschätzen Jahresgehalt von € 3 Mio. den Gehaltsetat weiter aufbläht, anstatt ihn – wie versprochen – zu entschlacken. Man setzt also auch weiterhin auf Stars und verläßt den versprochenen Weg bereits am Anfang der Schaffenszeit. Tabula rasa?

Oft und gern wird gefordert, man solle doch bitte nicht zu ungeduldig sein, man sollte den handelnden Personen doch die gewohnten 100 Tage Schonfrist einräumen. Bei dieser Forderung verwechseln die Antragssteller aber die Geduld zum Neuaufbau einer Mannschaft und einer Vereinsstruktur und die Geduld mit den notwendigen Personal-Entscheidungen.

Für einen erneuten sportlichen Erfolg wird es viel Zeit und eben auch viel Geduld brauchen, für die notwendigen Personal-Entscheidungen aber ist diese Zeit nicht vorhanden, diese müssen jetzt , in diesem Moment geschehen. Wir befinden uns nicht in der Politik, sondern im wohl schnellsten und schnellstlebigen Markt überhaupt und wer hier zögert, ist zweiten Sieger oder erster Verlierer.

HSVPLUS hatte einen Nauanfang versprochen und Karl Gernandt hatte – vor der Wahl – von Tabula rasa geredet. Bis jetzt macht der HSV im Grunde nichts anders als vorher.

Wie heute spät in der Nacht bekannt wurde, wird Hakan Calhanoglu nicht am heutigen Trainingsauftakt teilnehmen. Der Türke wurde von einer Heidelberger Psychologin krankgeschrieben, die Rede ist von vier Wochen!!! Grund für den gelben Schein: Calhanoglu habe nach Anfeindungen in verschiedenen sozialen Netzwerken derart gelitten, dass er nicht in der Lage sei, seinen Dienst anzutreten.

Meiner Meinung nach stoßen die Herren Calhanolgu und Demirtas mit dieser Aktion eine Tür in eine neue Dimension des Söldnertums auf und der HSV wäre gut beraten, diese Geschichte auszusitzen. Ein Spieler, der bei jeder Gelegenheit twittert und facebooked ist plötzlich über den Gegenwind so traurig, dass er nicht mehr laufen kann. Hakan Calhanoglu ist auf Anraten seinen zwielichtigen Beraters auf dem besten Wege, seine Karriere zu zerstören, aber das kann und darf nicht das Problem des HSV sein. Ich bin einigermaßen sicher, dass den 20-Jährigen eine spontane Wunderheilung ereilen würde, könnte er am Anfang Juli in Leverkusen trainieren und € 3,5 Mio im Jahr kassieren.

Den krönenden Abschluss bildet heute das erneute gebrochene Schweigegelübde des Herrn Kühne, der mehr und mehr zu einer Mischung aus Uwe „The Sorge“ Seeler und Manfred „Ich rede hier als Privatmann“ Ertel mutiert. Ohne Worte.

http://www.mobil.abendblatt.de/sport/fussball/hsv/article129188716/Kuehne-gegen-Slomka-Der-Trainer-muss-getauscht-werden.html