Liebe Leute,

ich denke, es ist höchste Zeit, einmal endgültig mit diesem Käse abzuschließen und damit es auch der Letzte begreift, möchte ich mich heute hoffentlich zum letzten Mal dazu äußern.

„Die Medien sorgen für Unruhe beim HSV“

„Die Presse will nicht, dass beim HSV endlich Ruhe einkehrt, dann haben sie nichts mehr schreiben…“

Diese und hunderte ähnliche „Aussagen“ fliegen nicht erst seit den Tagen der ersten Gernandt-Interviews durchs Netz und sie sind ebenso falsch wie albern.

Bei der Betrachtung des Wahrheitsgehaltes einer Nachricht ist der Leser gut beraten, wenn er genau hinschaut, denn es gibt mehrere Arten der Nachrichten-Übermittlung und wenn man als Leser in der Lage ist, die Art zu identifizieren, dann kann man daraus auf den möglichen Grad des Wahrheitsgehaltes schließen.

Zuerst einmal wären da verbreitete Agenturmeldungen, bei denen über dem Artikel Kürzel wie „sid“ (Sport-Informationsdienst) oder Ähnliches steht. Diese Artikel, bei denen kein Redakteur mit seinem Namen eine Verantwortung kennzeichnet, sind in der Regel Massenprodukte mit geringem bis geringstem Wahrheitsgehalt. Es ist produzierte Leseware, die Zeitungen oder Web-Angebote füllen sollen und mit ihrer Veröffentlichung übernimmt der „Verbreiter“ keinerlei Garantie für den Inhalt. Diese Sprüche kann man getrost in die Tonne treten.

Als Nächstes sind dort vom Medium selbstproduzierte Nachrichten, bei denen ebenfalls selten der Name eines Autoren genannt wird. Versehen mit geheimnisvollen Zusätzen wie „nach Abendblatt-Informationen“ oder „wie BILD erfuhr“ soll dem Leser suggeriert werden, dass der Schreiber auf ein Riesengeheimnis gestoßen ist. Tatsächlich versucht dort jemand, ein Scheißhausgerücht zu platzieren, für das er keine Quellen hat, die er nennen könnte, aber er muss trotzdem liefern. Also behauptet man einfach mal was. Wahrheitsgehalt in den meisten Fällen unter 5%.

Dann gibt es noch vom Redakteur unterschriebene Nachrichten, in denen vermeintliche Fakten erwähnt werden. Teilweise werden diese sogar mit Aussagen von Betroffenen (Spielern, Trainer etc.) garniert, wobei man darauf achten sollte, ob auch die Fragen zu den gedruckten Antworten veröffentlicht werden. Ist dies nicht der Fall, handelt es sich häufig um „informelle Gespräche“, bei denen der Befragte teilweise gänzlich andere Aussagen getätigt hat, diese aber vom Redakteur in einem völlig anderen Kontext dargestellt werden.

Ich behaupte, dass mittlerweile viele der intelligenteren Leser diese Praktiken durchschaut haben und die Informationen nicht mehr ernstnehmen.

Nun möchte ich meinen, dass ich gänzlich unverdächtig bin, die Arbeit der Medien zu verteidigen, deshalb denke ich, dass man meinen Aussagen schon glauben kann. All diese medialen Praktiken dienen nicht dazu, dem HSV zu schaden, ihn in den Abgrund zu schreiben oder für Verwirrung zu sorgen. Der einzige Grund für ihre Veröffentlichung ist: Die Zeitungen müssen liefern, die Journalisten müssen den Grund ihrer Existenz nachweisen. In Deutschland kann man die Straßen mit arbeitslosen Redakteuren pflastern und wer nicht liefert, der fliegt. Ob das nun ethisch vertretbar ist oder nicht, mag jeder für sich beantworten, aber der innere Zustand des Hamburger Sport Vereins kann und muss diesen Damen und Herren egal sein, so traurig sich das für einen Fan auch anhören mag.

„Die Fans lesen doch lieber gute Nachrichten über ihren Verein und weniger die nächste Katastrophen-Meldung“

Mag sein, aber über nichts läßt sich so trefflich streiten und diskutieren, wie über den nächsten Skandal, oder ? Dieses Bedürfnis nach der Sensation wird gestillt und es wird mittlerweile von jedem gestillt, denn zumindest im Bereich Sport existiert der sogenannten „Qualitäts-Journalismus“ schon lange nicht mehr. Konnte man bis vor einigen Jahren davon ausgehen, dass die Geschichten im „Kicker“ zu einem hohen Prozentsatz der Wahrheit entsprachen, so ist selbst diese „Bibel des Fußballs“ mittlerweile dazu übergegangen, vom Boulevard und besonders von der BILD abzuschreiben. Sogar die Fußball-Artikel in der FAZ und der Süddeutschen nennen mehr und mehr die BILD und die Mopo (welch Ironie) als ihre Quellen, insofern kann sich jeder ausmalen, wie weit es hier mit Seriösität und Wahrheit her ist.

Komme wir zum Schluss aber nun zum Kernproblem besonders des HSV, dem tatsächlich geführten Interview, wobei man auch hier vom gedruckten und gesendeten Interview unterscheiden muss.

Das sauber geführte Interview wird vom Interviewer unterschrieben, es werden die Fragen veröffentlicht und die dazu-gehörigen Antworten in ihrer korrekten Form gedruckt. Der Wahrheitsgehalt eines solchen Interviews liegt bei nahezu 100%, da es gängige Praxis ist, dass dem Interviewten das Interview vor der Veröffentlichung zwecks Freigabe vorgelegt wird. Hier hat der Interviewte ein letztes Mal die Möglichkeit, von ihm selbst getätigte Aussagen streichen zu lassen oder Passagen richtigzustellen. Tut er dies nicht und läßt er ein Interview veröffentlichen, geschieht dies mit seiner ausdrücklichen Genehmigung und der Vorwurf, dass die Zeitung mit der Veröffentlichung dieses Interviews für Unruhe beim Verein sorgen möchte, löst sich in Wohlgefallen auf.

1. Niemand zwingt irgendwen, auf einen Interview-Wunsch einzugehen.

2. Man hat als Interviewter nach dem Gespräch die Möglichkeit zu Korrektur

3. Man hat als Interviewter vor dem Gespräch Zeit genug, sich zu überlegen, was man wie sagen möchte und was nicht.

„Warum muss man denn ein solches Interview wie mit Herrn Kühne ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt machen? Warum machen BILD und Abendblatt nicht einfach mal Sommerpause und konzentrieren sich auf die WM?

Bei aller Liebe, aber soll das ein Witz sein? Soll Herr Wenig, den ich in keinster Weise schätze und den ich auch nicht in Schutz nehmen möchte, ernsthaft auf die Möglichkeit zu einem Kühne-Interview verzichten? Warum sollte er??? Um die großartige Ruhe beim HSV nicht zu stören? Kurz zur Erinnerung: Herr Wenig wird vom Hamburger Abendblatt bezahlt und nicht vom HSV. Sein Beruf ist es, Nachrichten zu veröffentlichen und Interviews zu führen und wenn er das nicht macht, ist er der nächste arbeitslose Redakteur auf dem Markt.

Nein, Freunde der Sonne, so nicht. Der Einzige, der im Moment der Veröffentlichung, nein eigentlich weit vorher, bei der Zusage zu diesem Interview, für Unruhe beim HSV sorgt, ist Klaus-Michael Kühne.

Er hatte die Möglichkeit, das Interview zu verweigern.

Er hatte die Möglichkeit, jede kritische Passage im Interview vor der Veröffentlichung streichen oder abändern zu lassen.

Dies alles tat er nicht und insofern kann man getrost davon ausgehen, dass Herr Kühne exakt diese Sätze genauso verbreitet haben wollte. Dass er damit für Unruhe sorgen würde, dass er damit gewaltigen Raum für Spekulationen öffnen würde, dass er damit Mirko Slomka nachhaltig beschädigen würde – das alles wußte Kühne und er tat es trotzdem.

Wenn jetzt natürlich ein bundesweiter Aufschrei durch die Medienlandschaft geht und Herr Pegelow fragt, ob sich der HSV eine „tickende Zeitbombe“ wie Herrn Kühne würde leisten können, dann ist das nicht der Fehler von Herrn Pegelow, sondern von Herrn Kühne. Niemals würde Pegelow diese Frage stellen, hätte Kühne dieses Interview nicht gegeben. Niemals müßte sich Mirko Slomka öffentlich erklären, hätte Kühne nicht geredet. Niemals müsste Rafael van der Vaart bestätigen, dass er gern beim HSV bleiben würde, hätte Kühne nicht geredet.  Niemals müßte der HSV zum wiederholten Male die unkontrollierten und scheinbar unkontrollierbaren Aussagen des Milliardärs relativieren und damit für noch mehr Gesprächsstoff sorgen.

Der größte Gag an der Sache ist bis heute scheinbar niemandem aufgefallen. Kühne erklärt in besagtem Interview auf den „Drittliga-Manager“ Kreuzer angesprochen:

„Er kam ja mit Karlsruhe aus der Dritten Liga, das ist mir damals eher so rausgerutscht, das Abendblatt hat dann daraus eine Schlagzeile gemacht…“

Nun, mit wem hat Klaus-Michael Kühne nun erneut ein Interview geführt? Mit dem Abendblatt, oder? Man muss also davon ausgehen, dass der alte Mann nicht lernfähig ist.

Um es noch einmal zusammen zu fassen: Die Unruhe, die beim HSV seit der Mitglieder-Versammlung aufgekommen ist, ist einzig und allein der Schwatzhaftigkeit des Herrn Kühne und der seine Adlaten Karl Gernandt zu verdanken. Hätten beide kein Wort gegenüber der Presse geäußert, wäre es still wie auf einem Friedhof. Ausnahme wären natürlich die oben erwähnten Lächerlichkeits-Meldungen, die aber ohnehin kaum noch einer ernstnimmt.

Ach ja, besonders Schlaue meinen in diesen Tagen, dass der HSV grundsätzlich gezwungen sei, in regelmäßigen Abständen Meldungen produzieren zu müssen. Grund seien die Bedürfnisse der Sponsoren, Business-Seat-Nutzer, Logen-Käufer und der Fans. Was für ein Bullshit! Wie sehr sich ausgerechnet diese Menschen freuen würden, wenn man vom HSV eine zeitlang überhaupt nichts hören würde, bis zur Verkündigung der nächsten fixen Personalie. Diese würde u.a. bei den Sponsoren den dringend notwendigen Eindruck der Seriösität und Ernsthaftigkeit erzeugen und nicht die nächste Scheißhausparole. Diese Ansichten sind ebenso naiv, wie der Glaube, dass die Medien dem HSV „alls zwei Wochen das Stadion vollschreiben würden“. Lächerlich ohne Ende.

Kurze Ergänzung noch: Mit vielen seiner Aussagen hatte Kühne durchaus nicht Unrecht, das ändert jedoch nichts daran, das sie nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Jeder, der meint, Kühne wollte mit seinen Aussagen den notwendigen Druck auf Jarchow, Meier, Kreuzer und Co. erzeugen, der kann sich jetzt an dieser kommunikativen Katastrophe erfreuen.

Was aber der HSV dringend benötigt, ist ein mediales Konzept. Vor einigen Tagen fand ich ein paar Sätze einer Journalisten, die ich an dieser Stelle veröffentlichen möchte, ihr Einverständnis vorausgesetzt.

Ja, das braucht man.
Mehr noch: Es ist unerlässlich.
Niemand sollte und kann „einfach mal so losarbeiten“.

 

Und das Beste daran:

Die Kollegen in den Redaktionen sind dankbar, wenn sie einen professionell aufgestellten Partner (mit einem klaren Medienkonzept) haben.
Wie oben geschrieben:
Es ist „ein Geschäft auf Gegenseitigkeit“ und ich kann anhand jahrzehntelanger Arbeit belegen, dass es funktioniert und für alle Parteien von Vorteil ist.

 

Man kann auch – dann wird’s richtig professionell – erst einmal intern definieren:

Was genau möchten wir in der Zusammenarbeit mit den Medien erreichen?
Welche Themen möchten wir nach außen transportieren?
Wer spricht für den Verein?