Ja meine Herren, was konnte man sich in den letzten Monaten aufregen, engagieren, wund-argumentieren, beschimpfen, beleidigen und zu guter Letzt bedrohen.

Ihr da drüben, wir hier. Weiß gegen Schwarz, Gut gegen Böse. Wir wollen das Beste für den Verein, ihr wollt das Beste für euch. Wir sind die Retter, ihr seid die Totengräber. usw usw.

Seit dem 25.05.2014 und dem 87%-Mehrheitsentscheid der Mitglieder ist irgendwie eine Art Feindbild-Vakuum entstanden. Die Not-for-saler sind in den Untergrund oder zu Falke06 abgewandert, die Hunke’s, Ertel’s, Ferslev’s und Reichert’s dieser Welt haben sich transparent gemacht (oder sie tun nur so) und man hat das Gefühl, als hätte es sie nie gegeben. Der Spuk ist vorbei.

Es scheint, als könnten eine Menge Mitglieder und Fans mit dieser widerlichen Situation nicht umgehen, ein Großteil der Menschheit kann ohne Feindbild nicht existieren, zuviel Harmonie macht krank.

Da aber Krankheit eben nicht gesund ist, ist der konfliktsüchtige HSVer gut beraten, sich einen neuen Gegner zu suchen und den findet er zu Zeit in einer Gruppe, die vor dem 25.05. eindeutig Stellung pro HSVPlus bezogen hatte, es jetzt aber wagt, dem Weg nicht blind zu folgen, sondern die neuen handelnden Personen genau zu beobachten.

Lustig ist dabei der Umstand, dass genau diese Gruppe der kritischen Beobachter genau das nicht tun, was bei den „Anti-Ausgliederern“ zuvor kritisiert wurde.

Blindes Vertrauen, lemminghaftes Hinterherlaufen, unkritisches Bejubeln. All das waren Verhaltensweisen, die den Ertel-Freunden zugeschrieben und die bemängelt wurden. Und jetzt?

Jetzt soll Zeit gegeben werden und hier wird ein ein ganz entscheidender Fehler begangen. Es gibt einen Unterschied zwischen „der sportlichen Entwicklung Zeit geben“ und „der neuen Führung Zeit geben, die Gesetzmäßigkeiten im Profifußball zu erlernen und den Umgang mit der Boulevardpresse zu kapieren“ .

Das Erste muss zwingend sein, niemand kann und sollte einen sportlichen Quantensprung nur deshalb erwarten, weil jetzt Herr Beiersdorfer und nicht Herr Jarchow im Büro unter dem Aufgang sitzt. Hier sind eher drei als fünf Jahre eine Zeitspanne, die ins Land gehen wird, bevor man die Früchte der Arbeit erkennen kann.

Bei Punkt zwei aber ist es schlichtweg nicht möglich, Zeit zu geben. Begeht man dabei die gleichen Fehler wie bisher, wird auch Punkt eins nicht zu bewerkstelligen sein. Die Zeit zum lernen gibt es nicht für die Herren um Herrn Gernandt und Herrn Kühne und wie man es macht, zeigt ihnen Dietmar Beiersdorfer.

Dies alles aber darf man zur Zeit nicht schreiben und eigentlich nicht mal denken, andernfalls mutiert man zum Antichristen. Dabei sind es nicht die kritischen Blogger, Kolumnisten und Foristen, die die Interviews mit Kühne, Gernandt, von Heesen und Co. führen, das sind immer noch die klassischen Medien. In den Blogs und den Kolumnen wird nur zitiert, kommentiert und analysiert, aber das ist auch schon zuviel, denn wenn man das tut, befindet man sich Ratz-Fatz auf Bild/Mopo-Niveau und die gleichen Leute, die einen vor wenigen Wochen noch in den journalistischen Adelsstand erheben wollten, wünschen einen wegen vermeintlicher Untreue nun auf den Scheiterhaufen.

Man solle sich doch bitte auf die WM konzentrieren, man solle eine Sommerpause einlegen oder anders gesagt: Man solle doch bitte das Maul halten. Denn nach wie vor gilt: Was man nicht (be-) schreibt, ist nicht passiert. Dabei wissen viele der Kritiker-Kritiker, dass die Kritiker im Grunde so falsch nicht liegen. Aber sie dürfen es nicht zugeben, weil sie ansonsten zugeben müßten, dass auch nach dem legendären 25.05. nicht plötzlich Smarties durch die Luft fliegen.

Hardy Erdmann schrieb vor einigen Tage bei Facebook:

Und deshalb kommt es mir vor, als ob einigen eifrigen HSV Plus Befürwortern schlicht und ergreifend nach dem 25.5.2014 die Gegner ausgegangen sind.
Kein Gegner der Strukturänderung kann angegriffen oder belehrt werden, also muss jemand anderes herhalten.

Ich denke, Hardy liegt damit nicht so komplett daneben. Die Leute wollen eigentlich nur das lesen, was sie lesen wollen, was ihnen in den Kram passt. Und erklärt dann jemand, von dem sie bisher gedacht haben, er wäre das inoffizielle HSVPLUS-Organ, dass dort aktuell elementare Fehler begangen werden, dann kann das einfach nicht sein. Dann ist dieser Überbringer – nicht der Verursacher – der neue Feind und den gilt es zu bekämpfen.