Vorab erstmal: Wer auf spektakuläre Informationen bzw. Sensationen wie Vorstands -bzw Trainer-Entlassungen, neue Sportchefs oder gar Spieler, wer auf die Präsentation der ersten strategischen Partner gehofft hatte, der wurde eines besseren belehrt.

Inhalt und Ziel von „Didi’s'“ Vorstellung war – „Didi’s“ Vorstellung. In gewohnt langsamer, bedächtiger und teilweise zaghafter Art und Weise beschrieb Beiersdorfer die Motive für seine Rückkehr zu dem Verein, den er im Verlauf der Rede als „sein Baby“ bezeichnete und dabei eine Träne verdrückte. In der Tat ist Beiersdorfer  anders als die anderen Mädchen, er ist irgendwie authentisch. Er weiß um seine Stärken, aber er weiß eben auch um seine Schwächen und über die kann er selbst sogar lachen.

Beiersdorfer erzählte einige kleine Anekdoten, z.B. den Moment, als er am Stadion vorbeifuhr und heulen musste, weil ihn der Verein trotz eines Vertrages, der noch vier Jahre gegolten hätte, aus finanziellen Gründen verkaufen musste.

Unterschätzen sollten man ihn dabei nicht, denn er weiß schon genau, was er will.

Und wenn auch keine Personalie verkündet wurden, so wurde für den aufmerksamen Zuhörer doch deutlich, was „Didi“ will. Er will vor allem eines, nämlich den Verein an sich verändern. Ihm ist nicht entgangen, dass sich der HSV kommunikativ, inhaltlich und in Punkto Zusammenhalt und Team im Sinkflug befindet und hier will und muss er ansetzen. Er möchte, dass es wieder Spaß macht, beim HSV zu spielen und zu arbeiten. Er möchte erreichen, dass man wieder mit Stolz verkünden kann, dass man HSV-Mitarbeiter oder HSV-Spieler (wobei auch ein Spieler natürlich ein Mitarbeiter ist) ist.

Beiersdorfer ist wahrlich kein großer Redner, aber das kann besonders für den in der Vergangenheit allzu inflationär gehandhabten Informationsfluss an die Presse von Vorteil sein.

Auch ein Grund, warum heute keine personellen Veränderungen bekanntgegeben wurden: Beim HSV sollen in Zukunft erst einmal Fakten geschaffen werden, bevor verkündet wird. Es soll erst einmal mit den betreffenden Personen selbst gesprochen werden, bevor die Personen aus der Presse erfahren, dass über sie gesprochen wird.

Die wesentlichen Fakten aus der heutigen PK:

Der neue Vorstand der HSV Sport AG besteht nicht wie angekündigt aus zwei, sondern aus drei Personen.

Beiersdorfer selbst ist Vorstandsvorsitzender und verantwortliche sowohl für die AG, wie auch für alle sportlichen Belange.

Joachim Hilke bleibt als Vorstand Marketing in der ausgegliederten AG.

Carl-Edgar Jarchow bleibt ebenfalls Mitglied des AG-Vorstandes und ist gleichzeitig Präsident des HSV e.V. Jarchow soll sich im Vorstand besonders um interne Dinge kümmern, besonders wichtig dabei ist der neuen Führung  die Einigung der verschiedenen Interessengruppen. Wäre man garstig, könnte man Jarchow als neuen Vorstand für Mitgliederbelange bezeichnen.

Der alte Vorstand für Mitgliederbelange, Oliver Scheel, wird kein Mitglied des AG-Vorstandes sein, sondern wechselt als Schatzmeister zum HSV e.V.

Die Zukunft von Sportchef Oilver Kreuzer bleibt für’s Erste ungeklärt, Beiersdorfer möchte dessen Rückkehr aus China und ein Gespräch abwarten.

Kurzfristige strategische Partner stehe nicht vor der Tür, man will jetzt verstärkt mit der Akquise beginnen. Laut AR-Chef Gernandt ist es ebenfalls ein Ziel, von Kühne Geld ohne Zinszahlungen und Rückgabe (also eine Schenkung) zu erhalten.

Im Anschluss an die PK hatte ich die Gelegenheit, mit einem langjährigen HSV-Mitarbeiter zu reden und der berichtete, dass seit gestern so etwas wie ein Ruck durch den Verein gegangen sei. Beiersdorfer hat vor ca. 100 Mitarbeitern eine Rede gehalten und es hätte nicht viel gefehlt, dass am Ende die Belegschaft in Form einer Polonaise den Raum verlassen hätte. Ohne Spaß, der Mann erreicht die Leute. Er kann vielleicht keine Brandreden halten, aber er kann überzeugen und mitnehmen, was ich als wesentlich wichtiger empfinde.

Didi1Didi2Didi3Didi4https://www.youtube.com/watch?v=AZqhqep2dH8&feature=youtu.be