Fragte man in den letzten Jahren, woran es beim HSV fehlen würde, erhielt man zumeist die immer gleichen Antworten.

Kontinutät, Geduld, Visionen.

Das galt lange Zeit für den Führung, den Vorstand und eben auch den Aufsichtsrat des Vereins. Anstatt zu arbeiten und zu entwickeln wurde hier meistens gepfuscht, intrigiert und diskreditiert. Die „Idee von einem Verein“, also das, wofür ein Verein steht, wofür der HSV stehen sollte, existierte zuletzt in rudimentären Ansätzen unter Vorstand Bernd Hoffmann, der aber neben der sportliche Zielsetzung die eigene Unverwechselbarkeit außer acht ließ. Das reine Beschränken auf sportlichen Erfolg mag interne Unzulänglichkeiten eine zeitlang überdecken, es ist jedoch langfristig kein Ersatz für eine Vision eines Vereins

Dietmar Beiersdorfer hat sich nun genau das auf die Fahne geschrieben, weil er weiß, dass allein sportlicher Erfolg vergänglich ist. Am Ende des Tages unterscheidet sich ein Verein durch eine bessere Idee, ein klareres Konzept, eine zukunftsweisende Vision von anderen Vereinen und macht eben genau diese Idee für Spieler interessant. Geld kann man woanders auch verdienen, wahrscheinlich sogar mehr. Das Ziel muss aber mittel- und langfristig sein, besonders junge Nachwuchsspieler mit einer Vision nach Hamburg zu locken. Es muss wieder „geil“ sein, für eine U-Mannschaft des HSV spielen zu dürfen und nicht peinlich.

Fragte man in den letzten Jahren, was in den jeweiligen Mannschaften des Hamburger Sport Vereins fehlte, so waren auch hier die Aussagen zumeist eindeutig. Vorausgesetzt natürlich, man fragte jemanden, der sich ein wenig intenstiver mit der Materie Profi-Fußball beschätigt und nicht „Meisterschaft, Rathausmarkt, Superstars“ gröhlt.

Tempo, Charakter, Mentalität.

Der HSV hatte in all den Jahren wirklich gute, teilweise auch überdurchschnittliche Spieler, für den Sprung ganz nach oben (Platz 2 bis 5) fehlte es jedoch eigentlich immer. Dies lag u.a. daran, dass aufgrund der unvorstellbaren Trainer-Fluktuation das Wachsen einer Mannschaft nie wirklich möglich war. Jeder neue Übungsleiter hatte seine eigenen Vorstellungen von System, Taktik und Mannschaftszusammenstellung und so hatte der HSV größtenteils elf Spieler, aber keine Mannschaft auf dem Platz. Erst wurde nach Namen gekauft, später wurde nach Preis gekauft. Nach einem wurde aber so gut wie nie gekauft: Nach dem Platz, den der jeweils neue Spieler in der Mannschaft einnehmen sollte. Und wenn doch,  wurde an einer anderen Eigenschaft gespart, am Charakter.

Spieler wie Petric, Rost, Mathijsen, Kompany, van der Vaart, Demel, Elia, Bruma, Ilicevic und viele andere haben sportliche Qualität ohne Ende. Was ihnen fehlt ist Charakter und Mentalität. Bitter natürlich, wenn solche Spieler auch noch die Wortführer innerhalb einer Mannschaft sind.

Dies alles wird nun unter „Didi“ Beiersdorfer anders, wobei man auch bei den aktuellen Transfers erst einmal abwarten muss, was passiert. Dennoch – Beiersdorfer hat die Mannschaft der Saison 2013/14 analysiert und seine Schlüsse gezogen.

Der HSV der letzen Jahre war eigentlich immer eine langsame Mannschaft. Konnte man mit Qualitätsspielern wie de Jong, Boateng, Ze Roberto etc. dieses mangelnde Tempo noch teilweise übertünchen, so geht dies mit Spielern wie Westermann, Arslan, Jansen etc. eben nicht mehr. Ergo holt man Tempo.

Die Transfers von Nicolai Müller und Matthias Ostrzolek sind exakt Verpflichtungen, die dem fehlenden Tempo der letzten Jahre Rechnung tragen. Beide Spieler kommen von Vereinen, die für hohes Tempo und Pressing (Mainz), sowie extreme Laufbereitschaft (Augsburg) stehen. Beides Attribute, die der HSV dringend benötigte und weiterhin benötigen wird.

Außerdem wird beiden Spielern ein einwandfreier Charakter nachgesagt, wobei wir beim nächsten Thema sind, der Mentalität. In den vergangenen Jahren war beim HSV immer wieder zu beobachten, dass die Mannschaft an guten Tagen beispielsweise Borussia Dortmund mit 4:1 schlagen konnte, man konnte aber auch jederzeit 9 Tore in München bekommen, weil man sich einfach aufgab. Kaum ein Spieler wehrte sich in solchen Situationen und diejenigen, sie sich wehren wollten (Westermann, Adler), wurden nicht gehört.

Ergo – ich schaue mich auf dem Markt nach Spielern um, die für ihren Willen, ihren Einsatz und ihre Mentalität bekannt sind und der HSV holte bzw. behielt Pierre-Michel Lasogga und Valon Behrami. Beide Spieler stehen für bedingslosen Einsatz, für eine Never-give-up-Mentalität. Eigenschaften, die teilweise schwerer wiegen als technische Fähigkeiten.

Was noch auffällt – Beiersdorfer kauft in der jetzigen Situation keine Spieler aus dem Ausland oder Spieler, die er deutschen Sprache nicht mächtig sind. Die Integration solcher Spieler würde den HSV Zeit kosten, die er im Moment einfach nicht hat.

So gesehen werden auch zukünftige Transfers oder Leihen eher Spieler betreffen, die Bundesliga-Erfahrung nachweisen können und die vorzugsweise Deutsch sprechen. Man wird auch zukünftig darauf achten, dass Spieler dem hohen Tempo der Bundesliga gewachsen sind und die 90 min. Vollgas geben können.

Der Weg ist der Richtige.