Jedesmal, wenn sich Fans oder noch schlimmer, Sport-Journalisten, über die Tücken, Risiken und Chancen des alljährlichen Transferfensters auslassen, fällt der Name des Japaners, den Borussia Dortmund im Jahr 2010 für € 350.000 aus Osaka nach Deutschland lotste und der 2 Jahre später für € 16 Mio nach Manchester wechselte. Glücklich ist er dort übrigens nicht und an seine Dortmunder Leistungen konnte er nie wieder anknüpfen.

Dennoch – jedes Jahr zwischen Juli und September wird nicht nur in Hamburg die Frage gestellt: Warum ist es unser genialen Clubführung nicht möglich, auch einmal einen Kagawa zu finden? Zur Untermauerung der potenziellen Unfähigkeit der handelnden Personen werden dann quasi automatisch die größten Transferflops des Vereins aufgelistet, bei der Hamburger Morgenpost ist diese Liste übrigens schon lange ein fester Bestandteil und wird permanent aktualisiert.

Grundsätzlich muss man eines wissen: Ein Transfer wie der des Japaners Shinji Kagawa ist in der heutigen Zeit nahezu ausgeschlossen und ein absoluter Einzelfall. Selbst in Übersee wird immer noch intensiv gescoutet, einen deutschen Nachwuchsspieler dieser Klasse für nen Appel und ’n Ei zu finden, ist nicht mehr möglich. Es sei denn, ein Spieler hat sich in keiner U-Mannschaften der Nation durchgesetzt und macht zwischen dem 17. und 20, Lebensjahr einen unfassbaren Leistungssprung. Da dies aber auf dem Niveau, von dem wir reden, im Grunde ausgeschlossen ist, sind solche Transfer reine Glückssache.

Womit ich nicht behaupten möchte, dass die Verpflichtung Kagawa’s ausschließlich auf Glück beruhte. Die Dortmunder hatten den Spieler beobachtet und in ihm etwas entdeckt, was weder anderen Vereinen in Europa, noch offenbar seine eigener Verein Cerezo Osaka aufgefallen war.. Anderfalls wäre es kaum zu erklären, dass man den Spieler für derart kleines Geld abgegeben hätte.

Noch eines kommt hinzu. In Jürgen Klopp fand Kagawa einen Trainer, der ihn genauso nahm, wie man ihn nehmen musste. Er baute ihn auf, setze ihn entsprechend seiner Qualitäten ein, förderte ihn. Daraus entstand die Leistung, zu der der Spieler dann in Dortmund in der Lage war. Was passiert, wenn man den Spieler anders anfasst, sieht man seit 2 Jahren in Manchester.

Seit dem Hype um Klein-Shinji frage ich mich immer wieder, was wohl in Hamburg passiert wäre, hätte man einen vollkommen unbekannten Japaner, der kein Wort Deutsch spricht und noch nie in Europa gespielt hatte, für weniger als eine halbe Million nach Norddeutschland geholt. Ich nehme einmal an, der zuständige Sportchef wäre von Fans und Medien für bekloppt erklärt worden.

„Ein Japaner. Spricht Null Deutsch. 1,72 groß. Für wieviel? € 350.000? Soll der in der U23 spielen?“

Es gehört wahrlich nicht viel Phantasie dazu, sich die Sprüche auszumalen und sie kommen von den immer gleichen Leuten.

Aber wie geht der Verein, wie geht der Spieler selbst mit dieser vorgefertigten Ablehnung um? Ein Akteur bekommt es sehr wohl mit, wie er im Verein und auch vom Umfeld des Vereins gesehen wird. Wie schnell kann sich das Gefühl einschleichen, dass man hier, bei seinem neuen Arbeitgeber, nicht erwünscht ist? Das man aufgrund seiner Ablösesumme maximal als Ergänzungsspieler betrachtet wird?

Aber darüber macht sich Volkes Abschaum keine Gedanken. Schublade auf, Spieler rein, Schublade zu. Wie er da wieder rauskommt, ist seine Angelegenheit. Sollte der Spieler dann wider allen Erwartungen doch performen, hat man natürlich binnen Sekundenfrist mindestens genauso viele Hobby-Scouts, die „es immer schon gewußt haben“.

Gestern  nun, wie aus heiterem Himmel und wie von Zauberhand, wurde aus Brasilien vermeldet, dass sich der HSV für den Innenverteidiger von Corinthians Sao Paulo, Cléber Janderson Pereira Reis (kurz Cleber) interesssieren soll, mittlerweile ist der Spieler in Hamburg gelandet und beim Medizin-Check gewesen (ich schreibe dies am Mittwoch um 14.20 Uhr).

Anstatt sich aber zu freuen, dass dem HSV eventuell ein Coup gelungen sein könnte, dass Beiersdorfers Reise nach Brasilien unbemerkt bliebt und dass man vielleicht doch auf dem richtigen Weg sein könnte, wird der Spieler von einigen „Fans“ und Medien bereits geschlachtet, bevor er das Wort „Raute“ husten konnte.

[…]Doch schon vor seiner Landung in Deutschland gibt’s daran Zweifel: Mano Menezes, sein Trainer in Brasilien, empfindet ihn noch für zu unreif für Europa….

[..]Der HSV und Brasilianer – eine lange Geschichte mit mehr Tiefs als Hochs. Einige der größten Flops der Club-Geschichte kamen aus dem Land des Sambas

[..] Mit einer Größe von 1,86 m ist er im Vergleich zu Heiko Westermann (1,90 m) oder Johan Djourou (1,91 m) eher klein.“ (alles Mopo)

Weder bei der Größe des Spielers (1,83 m – 1,87 m), beim kompletten Namen, noch bei der Ablösesumme (€ 1 Mio – € 3 Mio) sind sich die Herren einig, aber bereits jetzt „gibt es Zweifel“. Was die Typen wohl 2010 geschrieben hätten, wäre Beiersdorfer mit Kagawa aus Japan angekommen..

Die üblichen Labersäcke in den einschlägigen Foren sind sich ebenfalls einig – der Mann kann nichts sein. Kein aktueller Nationalspieler, schon 23 Jahre alt, nur € 1 Mio Ablöse trotz Vertrag bis 2017. Ne, das wird nichts. „Wir“ haben den nächsten Chaos Alberto (ging zum Glück nach Bremen), Thiago Neves oder Alex Silva.

Vielleicht verlange ich ja zuviel, aber – wann lernen diese Menschen eigentlich dazu? Wann wird einem jungen Menschen Zeit gegeben? Wann versteht man eine neue Situation endlich einmal als Chance und nicht als Risiko? Warum erklären Leute: .“Ich gehe erstmal vom Scheitern aus, dann kann ich nicht enttäuscht werden?“

Wie kann man eigentlich meinen, Fan eines Vereins zu sein, wenn alles an diesem Verein im Grunde schlecht ist? Ich werde das nie verstehen können.

Gestern am späten Abend las ich das neueste Machwerk des Herrn Scholz, das ist übrigens der de Vrij-Freund, der dem HSV unterstellte, keine Scouts mehr zu beschäftigen und der dann, als seine Lügengeschichte aufflog, mit einem lapidaren „sorry“ meinte, die Sache wegwischen zu können.

Ich zitiere:

Zumindest sickerte heute durch, dass sich der HSV eine Abgabe Rudnevs’ sehr wohl vorstellen kann. Danzig ist weiter interessiert – und dank Thomas von Heesen gut informiert. Der Aufsichtsrats-Vize ist nicht nur mit den Problemen des HSV sehr vertraut – er ist bei dem polnischen Erstligisten zudem Teilhaber. Und obgleich ich von Heesen für äußerst loyal halte und es in diesem Fall für alle Seiten von großem Vorteil sein kann – diese Konstellation ist zweifellos diskutabel.

Ich habe über diese Passage gestern abend noch mit einem Kollegen gesprochen und wir waren uns beide einige, dass es sich hier um einen handfesten Skandal handelt.

Die Aussage eines Hamburger Sportjournalisten besagt, dass das Aufsichtsratsmitglied des Hamburger Sport Vereins, Thomas von Heesen, einem anderen Verein, bei dem er angeblich Teilhaber sei, diesen polnischen Verein mit internen Informationen über den HSV versorgt und es wird suggeriert, dass sich Herr von Heesen durch die Weitergabe von vertraulichen Informationen einen Vorteil erhofft.

Sollte dies zutreffen, wäre es Grund genug für einen sofortigen Rückzug von Heesen’s aus dem Kontrollgremium des HSV, notfalls auch ein juristisches Verfahren, sollte nachgewiesen werden, dass dem HSV durch die Weitergabe der Informationen einen finanzieller Nachteil enstanden sei.

Sollte es sich hierbei um eine erneute Ente bzw. gezielte Fehlinformation des Herrn Scholz handeln, ist der HSV gezwungen, gegen die Machenschaften dieses Herrn vorzugehen, da es sich in diesem Fall um vollendeten Rufmord handelt.