Die Transferperiode neigt sich dem Ende zu und wer sich seit vielen Jahren mit dem HSV beschäftigt hat, weiß, was das zu bedeuten hat. It’s Didi-time. Nicht selten war Dietmar Beiersdorfer während seiner ersten Zeit als Sportchef des HSV für einen (oder mehrere) spektakuläre Transfers kurz vor Toreschluss gut und so könnte es auch diesmal sein.

Hierzu muss man allerdings wissen, dass dies nicht nur mit den angeblich ausgeprägten Poker-Fähigkeiten des Vorstandsvorsitzenden zusammenhängt, sondern mit einem anderen Charakterzug, der meines Erachtens wesentlich maßgeblicher ist: Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit. Es soll doch bitte niemand denken, dass ein Spieler, der am 31. August beim HSV präsentiert wird, erst am 28. August kontaktiert wurde. Mit diesem Spieler und seinem Berater wurden zuvor wochenlange Gespräche und Verhandlungen geführt und es kann durchaus passieren, dass der Spieler, der von Beiersdorfer die Zusage bekommen hat, bis kurz vor Transferschluss warten muss, weil an seiner Verpflichtung andere Transfers hängen. Solange aber die Zusagen seitens des HSV bzw. Beiersdorfer eingehalten werden, stellt dies kein Problem dar. „Didi“ hat sich aber während seiner Zeit als Manager einen Ruf erarbeitet, der den Spielern und Beratern signalisieren:“Der Mann steht zu seinem Wort“. Ganz besonders in den heutigen Zeiten, wo man im Grunde alles schriftlich festhalten muss, ein unbezahlbares Gut.

Ein gutes Beispiel dafür war der Transfer von Matthias Ostrzolek. Der Spieler wusste seit Wochen, dass er zum HSV wechseln würde, die Sache hing lediglich an der Finanzierung. Als das Okay von Klaus-Michael Kühne da war, ging der Transfer relativ schnell über die Bühne. Dabei wurde Ostrzolek nicht nervös, weil er wusste, dass er sich auf Beiersdorfers Wort verlassen konnte.

Nun also Lewis Holtby. Und wenn dieser Transfer auch (noch) nicht bestätigt wurde, so wurde doch bestätigt, dass man in Gesprächen sei. Was dies bedeutet, weiß eigentlich auch jeder.

Via Twitter schrieb ich am 28. Juli, also zu einem Zeitpunkt, an dem kein Mensch den Deutsch-Engländer mit dem HSV in Verbindung brachte:

Holtby interessant? Als Nachfolger von van der Vaart? #hsv

Wenn jetzt jemand denkt, ich hätte hellseherische Fähigkeiten oder eine Glaskugel im Schlafzimmer, muss ich ihn enttäuschen. Ich kann lediglich kombinieren und ich kann Märkte und Entwicklungen beobachten und in einen Zusammenhang bringen.

Beim HSV steht eine Übergangs-Saison an, bevor im nächsten Jahr 10 meist hochdotiere Verträge auslaufen. Was die einen als Pech oder Unvermögen der Vertragsgestalter auslegen, sehen andere als Chance. Ganz selten hat man die Möglichkeit, einer Mannschaft ein nahezu komplett neues Bild geben zu können und alle Transfers, die bereits jetzt abgeschlossen wurden, zeigen den Weg auf.

Es werden grundsätzlich Spieler verpflichtet, die

-Deutsche sind oder zumindest deutsch sprechen (Ausnahme Clèber)

-bereits Bundesliga-Erfahrung haben oder alternativ internationale Erfahrung auf hohem Niveau (Champions League, Euro-League)

-Anfang bis Mitte 20 Jahre alt sind und ihren Zenit noch nicht erreicht haben.

Betrachtet man dieses Anforderungsprofil, so kommt man mit etwas Hirnschmalz ganz schnell auf den Namen Lewis Holtby. Holtby ging als 21-Jähriger deutlich zu früh nach England, konnte sich bei einem Verein mit viel Geld (Tottenham) nicht durchsetzen und wurde verliehen. Jetzt ist er gerade mal 23 Jahre alt und passt nahezu perfekt ins Profil. Kommt Holtby, wird er eine der zentralen Personen im Plan von Didi Beiersdorfer und Bernhard Peters sein. Ich schreibe absichtlich nicht Mirko Slomka und das nicht, weil ich Slomka für einen schlechten oder den falschen Trainer halte.

Unter Beiersdorfer (und Peters) wird jedoch beim HSV eine andere Philosophie vertreten – das Team bestimmt der Verein und nicht der Trainer. Die gegenteilige Variante hatten wir in den letzten 20 Jahren und sie hatte zur Folge, dass jeder neue Trainer, und davon hatten wir reichlich, andere Spieler forderte und sich nie ein wirkliches Gerüst aufbauen konnte, an dem sich junge Nachwuchsspieler orientieren konnten.

An diesem zukünftigen Gerüst wird aber bereits in dieser Übergangs-Saison gebastelt und dies soll z.B. zur Folge haben, dass eventuell verliehene Spieler wie Tah und Demirbay in der nächsten Saison in ein funktionierendes Gerüst eingebaut werden können.

Adler, Diekmeier, Djourou, Ostrzolek, Behrami, Clèber, Holtby?, Lasogga, Müller, Stieber, Beister. Sie werden das Grundgerüst der Zukunft sein. Von den auslaufenden Verträgen 2015 sehe ich aktuell höchstens Badelj und eventuell Arslan in der neuen Mannschaft.

Was den Transfer von Lewis Holtby betrifft, vermutet ich für diese Saison vorerst eine Leihe mit Kaufoption. Hierfür müssen zuerst Spieler wie Tah, Demirbay verliehen und Spieler wie Skjelbred und Zoua verkauft werden. Dies macht den (finanziellen) Weg für einen Leihvertrag frei. Hoffen wir das Beste. Kommt Holtby nicht jetzt, kommt er nächste Saison.

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