Mein Tag beginnt zumeist gegen 5 Uhr, wenn ich aufwache. Im Gegensatz zu vielen anderen aber drehe ich mich nicht noch einmal um und schlafe noch ne Runde, obwohl ich es könnte, denn ich bin selbstständig und meine Arbeitszeiten definiere ich selbst. Um 5 Uhr morgens, egal ob Donnerstag oder Sonntag, liege ich im Bett und klappe mein Notebook auf – wenn es denn heil ist. Anschließend wird gelesen. Bild, mopo, Abendblatt, sport1.de, spox.de, goal.com, sportbild.de, sogar Matz Ab. Dann checke ich meine Mails, die in der Nacht eingetrudelt sind, überprüfe meinen Twitter Account  https://twitter.com/HSVArena und meine Facebook-Page https://www.facebook.com/HsvArena. Ich lese, was die Menschen zu meinen Gedanken geschrieben haben, beantworte die ersten Fragen.

Gegen 6 Uhr frühstücke ich, wobei ich zeitgleich die Videotexte von ARD, ZDF, RTL, Sat1, Sport1 durchforste und nebenbei die aktuellen Nachrichten von Sky Sport News HD sehe, immer auf der Suche nach HSV-Themen. Während dieser Zeit überlege ich mir das Thema des neuen Blogs.

Als ich im Jahr 2012 mit diesem Blog begann, hatte ich ganz konkrete Vorstellungen davon, was ich machen wollte. Ich wollte keinen populistischen Alltagsmüll verbraten, wollte keine Spekulationen oder Gerüchte verbreiten, dann davon gibt es weiß Gott genug.

Eine Headline wie

****Aktualisiert: Holtby-Wechsel fix? Englische Zeitungen vermelden den Wechsel von Holtby zum HSV als perfekt – der HSV dementiert. Noch….*****

sollte es in diesem Blog nicht geben und es wird sie nicht geben. Warum? Weil der Informationsgehalt gleich Null ist. Man bezieht sich bei dieser Meldung nicht etwa auf Fakten, noch nicht einmal auf eine britische Zeitungen. Man bezieht sich auf  „englische Medienberichte“, die gar nicht existieren, denn Urheber dieser Meldung war der Twitter-Tweet eines Unbekannten. Wenn etwas dran sein sollte, dann wird sich der Weiterträger dieser Information als Insider feiern lassen, wenn nicht, wird er maximal mit einem „sorry“ reagieren, wahrschinlich sogar gar nicht.

Meldungen wie diese haben keinerlei informativen Mehrwert, aber sie garantieren eines: Traffic und Klicks. Nun mögen vielleicht große Teile der gängigen Massenmedien auf solche Parameter scharf sein, ich bin es nicht. Denn eines haben eben diese Massenmedien immer noch nicht verstanden und wenn sie es nicht bald verstehen, sind sie weg vom Fenster: Nicht die Masse der Klicks umschreibt die Qualität eines Mediums, sondern die Treue seiner Leserschaft.

Wer sich für die Funktionsweise von Medien interessiert und wer wissen möchte, warum es in 10 Jahren höchstwahrscheinlich kaum noch gedruckte Tageszeitungen geben wird, der sollte sich diese 1 1/2 Stunden gönnen.

http://www.arte.tv/guide/de/048392-000/journalismus-von-morgen-die-virtuelle-feder/?vid=048392-000_PWA11031-D

Das Gleiche gilt im Übrigen für die Beiträge bzw. Kommentare innerhalb eines Blogs. Mein Ziel war es von Anfang an, einen Blog und keinen Chatroom zu kreieren. Man kann zum geschrieben Artikel seine Meinung absondern, eine Stellungnahme verfassen und man kann/sollte auch Kritik üben können. Apropos Kritik. Kritik an dem, was ich schreibe, ist herzlich willkommen. Allerdings werde ich mir auch in Zukunft nicht vorschreiben lassen, wie ich es schreibe.

Peter Felske, legendärer Chefredakteur von AutoBILD hat einmal gesagt:

Wenn Autohersteller A ein Scheiß-Auto baut, dann schreibe ich nicht, dass sie ein „nicht so gutes Auto“ gebaut haben, dann schreibe ich: „Autobauer A hat ein Scheiß-Auto gebaut.“ Ich schreibe ja auch, dass sie ein gutes Auto gebaut haben, wenn sie es getan haben.

Genauso handhabe ich es in meinem eigenen, privaten, mir-gehörenden Blog. Wenn einer Scheiße schreibt, dann schreibe ich, dass er Scheiße geschrieben hat.

Was beim damaligen Verlagsleiter Klaus Kilian regelmäßig zu Schnappatmung geführt hat, weil es natürlich aufgrund von kritischen Artikeln zu Anzeigenstorno kam, machte aber die Seele dieser Zeitschrift aus. Der Leser wusste, dass er sich auf AutoBILD verlassen konnte, weil ihn das Blatt nicht betrog und das höchste Gut eines Mediums sind seine Nutzer/Leser/Zuschauer.

Kurz noch ein Schwenk zurück zum Thema „Chatroom“. Hätte ich, analog zum Qualitätsblog, von Anfang an auf Masse gesetzt, hätte ich jeden Pöbel-Kommentar zugelassen und hätte ich mich am frühen Morgen an hirnbefreiten Einzeilern inkl. 45 eingestellten youtube-Videos ergötzt, hätte ich heute garantiert auch mindestens 500 sogenannte Kommentare pro Blog und höchstwahrscheinlich mehr als das 10-fache an Klicks. Das aber war nie das Ziel, denn diese zweifelhafte Marktlücke ist bereits besetzt.

Ich wollte (und will weiterhin) meine Leser zum Nachdenken anregen. Sie sollen sich mit Themen, aber auch mit (eigenen) Verhaltensweisen auseinandersetzen, die sie bisher in dieser Tiefe nicht kannten. Eben deshalb wird es bei mir keine reißerischen Meldungen wie „Kommt Lewis Holtby zum HSV?“ geben, sondern es wird wahrscheinlichen einen Artikel geben, der analysiert, warum Holtby zum HSV kommt, welchen Wert dies für den Verein haben könnte, wie sich die Struktur der Mannschaft dadurch verändern könnte etc. Dies sind Themen und Ansichten, die man als HSV-Fan nirgendwo sonst auf der Welt erhält und das war und ist Sinn und Zweck dieses Blogs.

Der Tagesablauf. Nach dem Frühstück bin ich dann an ca. 6 Tagen pro Woche soweit, dass ich gegen 6.20 Uhr mit dem Schreiben beginne. Das Thema steht, eine Überschrift wird gefunden. Dann öffne ich zahlreiche Seiten im Internet (transfermarkt.de etc) und es geht los. Gegen 7.20 Uhr ist der Blog meistens fertig, er wird korrigiert und anschließend freigeschaltet. Dann erfolgt die Verlinkung auf Facebook und Twitter und der geneigte Leser bekommt zum Frühstück oder zum Arbeitsbeginn kostenlos Informationen, Analysen und Ansichten, die er sonst nirgendwo erhält.

Während sich dann der Leser mit meinen Zeilen beschäftigt, beginne ich mit meinem eigentlichen Job, wobei ich die ganze Zeit den Blog beobachte, den Twitter-Account bediene und auf Kommentare bei Facebook möglichst zeitnah reagiere.

Wenn ich dann, nachdem ich im Gegensatz zu meinem Leser bereits 3 Stunden in den Knochen und reichlich Hirnschmalz verbrannt habe, einen Beitrag mit dem Inhalt „In Zeile 14 hast du ein Komma vergessen“ bekomme, breche ich regelmäßig zusammen, zumal dann, wenn sich der Schreiber mit dem Rest des Blogs kaum auseinandergesetzt hat.

Ein kurzer Satz zum Thema Medienkritik. Ein Teil dieses Blogs war es immer und wird es immer sein, dass sich der Blog mit der Arbeit der Hamburger Sportmedien beschäftigt. In meinen Augen – und da bin ich wahrlich nicht allein – ist diese Arbeit größtenteils katastrophal, schlecht geschrieben, mies oder gar nicht recherchiert und schadet in großen Teilen dem Verein vehement. Da sich der Verein bisher nicht dazu entschließen konnte, dem Treiben ein Ende zu bereiten, trage ich meinen Teil dazu bei, den Herren auf die Finger zu gucken.Die Herren wissen dies und ich weiß, dass es sie massiv nervt. Ihre Reaktion: Sie versuchen mich zu diskreditieren, sie verhindern aufgrund von Intervention meine Station-Akkreditierung und sie verbreiten Unwahrheiten bis hin zum Rufmord. Das alles kann ich bestens aushalten, denn es geht mir um den HSV und nicht um mich. Wenn es mir aber durch meine Arbeit gelingt, auch nur einen Journalisten dazu zu veranlassen, seinen Job gewissenhafter auszuüben, haben sich all die frühen Morgenstunden gelohnt.

Gestern schrieb ich einem Leser via Facebook folgende Sätze und sie zeigen ungefähr den Kern dessen, worum es mir geht.

Mit dem HSV ist es bei mir wie mit einem Sohn. Ich verteidige ihn bis zum letzten Blutstropfen, wenn ich auch weiß, dass er nicht perfekt ist. Aber wenn ich ihn kritisiere, dann mit Hirn und nicht deshalb, weil ich Bock drauf habe, ihn vor versammelter Mannschaft bloßzustellen