Es ist noch keine Woche her, da war Mirko Slomka noch Trainer des Hamburger Sportvereins und wie es wahrscheinlich nicht nur in Hamburg gute Tradition ist, so wurde auch Slomka bei seinem Amtsantritt am 17.02.2014 von den Medien gefeiert wie ein Rockstar. Geradezu ekstatische Ausmaße nahm die Vergötterung des neuen Heilsbringers an, als Slomka bei seinem ersten Auftritt als HSV-Trainer die scheinbar übermächtige Borussia aus Dortmund mit 3:0 aus dem Volkspark fegen konnte.

Endlich, endlich, man hatte ihn gefunden, den Kloppo 2.0. Der langersehnte Konzepttrainer, der alles zum Besseren wenden würde, der einer uninspirierten und wahllos zusammengekauften Truppe ein System einbläuen könne, welches binnen Wochen ausschließlich Fußballfeste in Hamburg zur Folge hätte.

Sieben Monate danach, 9 Punkte später. Aus dem Heiland Slomka wurde ebenfalls in schönster Hamburger Tradition ein Under-Performer, der von der neuen Vereinsführung nicht länger gehalten werden konnte. Soweit, so gut.

Was dann passiert, was in Hamburg so sicher passiert wie der tägliche Sonnenaufgang, ist die gnadenlose Abrechnung der einschlägigen Schmierlappen mit einem Trainer, bei dem sie 7 Monate lang nicht die Eier hatten, ihm ihre „Vorbehalte“ ins Gesicht zu sagen.  An dieser Stelle tut sich seit mehr als 30 Jahren der Mann hervor, der sich „ein Leben ohne den HSV nicht vorstellen kann“, aber er ist beileibe nicht allein. Auch die Mopo weiß plötzlich wie von Zauberhand, dass Slomka (der Pöse) einen Spieler im Vieraugen-Gespräch zum Weinen gebracht hat und dass der Trainer dem Spieler Demirbay nahegelegt hatte, den Berater zu entlassen und zum Berater des Trainers zu wechseln. Skandal.

Aber Moment. Ist nicht der eigentliche Skandal die Tatsache, dass den Feiglingen diese Dinge immer erst dann auffallen, wenn der Betreffende vom Hof geritten ist? Die Frage an die Leser sollte eigentlich lauten: Braucht ihr das? Müsst ihr das lesen? Bringt euch die alljährliche Generalabrechnung mit dem letzten Übungsleiter irgendeine Befriedigung? Oder empfindet ihr diese Verhaltensweise so wie ich, nämlich als schäbiges, billiges und peinliches Nachtreten von Typen, die sich für nichts zu schade sind?

 Denn – warum schreiben die Vögel diesen Schund denn? Doch nur, weil sie der Meinung sind, dass es irgendwen interessiert , oder?

[..]„Natürlich kann man bei einem solchen Tabellenstand und einer so prekären Situation nicht auf Jubel, Trubel, Heiterkeit machen, aber mir fehlte die Nähe des Trainers zur Mannschaft, mir fehlte im Training gelegentlich mal ein Lob, ein Lächeln, ein ehrliches, ein herzliches und anspornendes „Wir-schaffen-das-gemeinsam“. Ich habe damals nur zu mir gesagt: „Der Herr Slomka trainiert den HSV wie Mister Sagrotan . . .“ (Matz)

[..]“Ich hatte das Gefühl, dass Mirko Slomka die Spieler nur noch bewegte, aber dass da kein Funke mehr übersprang, dass der Graben zwischen Team und Trainer immer breiter geworden ist. Gelacht – oder gelächelt – hat der HSV-Coach immer nur dann, wenn er das rote Licht sah, das Rotlicht der Kameras. Dann setzte er sein „Alles-ist-in-bester-Ordnung“-Gesicht auf. Waren die Kameras aus, dann ließ er alle Gesichtszüge auf „unnahbar“ entgleisen. Das war sogar einigen Kollegen aus Hannover aufgefallen, die Mirko Slomka ja nun über vier Jahren kennengelernt hatten.“ (Matz)

Zum Thema „Alles-ist-in-bester-Ordnung-Gesicht“. Ich habe den Autor an dem Tag im Presseraum gesehen, er zog ein Gesicht, als wäre er auf dem Weg zur Wurzelbehandlung. Als dann die Kamera seines „Stammel-TV-Kameramanns“ auf Rot schaltete, begann das große Grinsen. Wo ist jetzt der Unterschied? Ist ein Trainer ein anderer Mensch als ein Schreiber?

Das aktuellste „Opfer“ der „Kampagne Nachtritt“ ist zurzeit Wolfgang „Felix“ Magath, dem in England nach dem Rausschmiss beim FC Fulham kübelweise Dreck hinterhergeworfen wird. Dort wird von Käsebehandlungen berichtet und es wird berichtet, dass der gemeine Felix einmal die gesamte Mannschaft niedergestarrt hatte. Wer blinzelt, der fliegt.

Sowas macht sich immer gut, denn Quälix hat sich im Laufe der Jahre ein entsprechendes Image zugelegt, dem Schleifer traut man erst mal alles zu. Ob das Ganze dann der Wahrheit entspricht oder nicht, interessiert eine Woche später kein Schwein mehr.

„Man kennt ja den Felix, da wird schon was dran sein“. Wird es tatsächlich oder wird hier nur das Bild bedient, welches die Leser von dem Mann haben (sollen)?

Anderes Beispiel:   In einem Buch, welches der spanische Journalist Marti Perarnau über das erste Jahr von Pep Guardiola bei Bayern München schrieb, heißt es:

[..]Im Trainingsalltag verfolge Guardiola dabei schonungslos seine Philosophie, sorge bei Spielern, die sich mit der Umsetzung taktischer Vorgaben schwer tun, für quälende Momente. So sei der 29. Juli 2013 für Javi Martinez ein “schwarzer Tag” gewesen. Ständig habe ihn der Coach beim Spiel sechs gegen sechs korrigiert: “Javi, jetzt nicht! Jetzt nicht!”, oder “Nein Javi, bleib vom Stürmer weg!” Für Martinez sei das “eine Qual” gewesen, “nach 25 Minuten ist er bereits fix und fertig.” Guardiolas Vorgehen lässt seinen spanischen Landsmann dabei wie einen Anfänger aussehen: “Die Gehirnwäsche ist total”, betont Perarnau.

Guck mal an, Pep der Gehirnwäscher. Der spanische Meistertrainer demütigt also seinen Landsmann Javi Martinez vor der gesamten Mannschaft, wer hätte das gedacht?

Lustig ist nur: Was bei Magath einem Akt der Körperverletzung gleichgekommen wäre, ist bei Guardiola eine Art positive Detailbesessenheit im Training und dagegen könne doch wohl niemand etwas haben, oder? Wünschen wir uns nicht alle solch einen Trainer, der auch vor € 40 Mio Transfers keinen Halt macht und der den Söldnern zeigt, wo der Barthel den Most holt?

Was ich damit zu Ausdruck bringen will – der Umgang miteinander stinkt und er stinkt zum Himmel. Vielleicht sollte sich einmal ein Journalist finden, der das Leben anderer Journalisten durchleuchtet. Ich möchte lieber nicht wissen, was dabei ans Tageslicht kommen würde.

So aber wird weiterhin fleißig nachgetreten und schmutzige Wäsche gewaschen. Und natürlich werden die Klischees bedient, die man in der Vergangenheit implementiert hatte.

Guardiola, der Liebe – Felix, der Linke. Slomka grinst nur, wenn er muss, Labbadia ist ein Frauenversteher. Bloß keine Mühe machen und sich ein eigenes Bild verschaffen. Das will doch keiner, oder?

So, das war der erste Blog im neuen Outfit, wir hoffen, er gefällt. Meinen ganz besonderen Dank an Markus, der in kürzester Zeit etwas geschafft hat, was andere nicht schaffen. Sensationell, großartig, überragend. Danke Danke Danke :-D

Letzte Meldung: Sensationelle Entwicklung. Wie soeben bekannt wurde, wird Oscar-Preisträger Peter Jackson die Geschichte des Primaten-Blogs “Matz Ab” verfilmen. Titel : Schmocks Einöde