„Lasogga ist ein Typ, da musst du 90 Minuten rechts und links nur Flanken schlagen, dann ist er vielleicht gefährlich. Aber Fußball spielen kann er nicht, er ist kein guter Fußballer.“ (Uli Stein via NDR)

Naja Uli, kann man machen. Muss man nicht, aber kann man. Natürlich kann man als Torwarttrainer von Aserbaidschan, der das letzte Training des HSV wahrscheinlich 1987 live und das letzte Bundesliga-Spiel 2009 auf der Tribüne erlebte, solche Dinge raushauen, warum auch nicht? Schließlich muss man ja auch nicht beweisen, dass man Recht oder Unrecht hat. Einfach mal ein paar telegene Texte rausknallen und schon ist man wieder im Gespräch.

Denn – was ein Stefan Schnoor kann und was ein Frank Rost kann, was ein Uwe Seel(er)-Sorger zur Kunstform erhoben hat, dass kann der Erfinder des Beckenbauer-Supperkaspers und des Kobra Wegmann-Schwingers erst recht.

Weil, nichts ist leichter, als den HSV zu kritisieren. Natürlich macht man das als Ex-Spieler, Ex-Trainer, Ex-Manager oder Ex-Ex nur, weil man vor Sorge um den Verein nicht mehr in den Schlaf kommt und jeden Morgen schweißgebadet aufwacht, weil einen die dauerhafte Misere des Nordclubs in 12 Monaten um mehrere Jahre altern lässt.

Welchen anderen Grund sollte es auch sonst haben, wenn sich jedes Jahre, wenn die Blätter fallen, die immer gleichen Sorgenhamster zu Wort melden und dem jeweils Verantwortlichen bestgemeinte Ratschläge geben. Natürlich immer und grundsätzlich ohne den Zwang, irgendeinen Beweis für ihre Aussagen anbringen zu müssen. Aber – der Hieb sitzt jedesmal und am Ende ist es immer der Verein, der von der Presse mit den Aussagen der Altvorderen konfrontiert wird und sich rechtfertigen muss.

Aber vielleicht sollten wir uns eine ganz andere Frage stellen. Werden nicht möglicherweise die Aussagen der Rosts, Steins und Seelers dieser Welt von den Medien nicht nur benutzt, um etwas zum Ausdruck zu bringen, was sie selbst in dieser Form (noch) nicht schreiben bzw. senden wollen? Werden nicht sogenannte „Experten“ in Sendungen wie den „Doppelpass“ eingeladen, um markige Sprüche rauszurotzen, die die Sender selbst nicht produzieren, aber ums Verrecken gern senden möchten?

Denn es bleibt zu bemerken: Ein Herr Pegel-Off vom NDR krakeelt nicht, dass Lasogga ein Fußkranker ist, das lässt er Herrn Stein machen. Aber lässt er ihn das aus dem Grund machen, damit Stein genau das sagt, was Pegel-Off meint?

Man holt sich einen (oder mehrere) eigene(n) „Mediendirektor/en, die im eigenen Sinne Botschaften transportieren, weil man selbst zu feige ist und es sich auch nicht mit dem Verein versauen möchte. Wenn man’s so macht, ist man ja nur der Überbringer und nicht der Verursacher der bösen Botschaft und dann darf Jörn Wolf auch nicht sauer sein.

Pervertiert wird dieses Stilmittel immer dann, wenn man diese menschliche Amöbe, die offenbar nur im Besitz einer einzigen Hose zu sein scheint, auf seinem Fahrrad interviewt. „Helm-Peter“, „Lord Helmchen“ oder wie man dieses Wesen auch nennen möchte, haut immer die Sprüche raus, die die Sender gern bringen, aber selbst nicht zu sagen bereit sind. Feigheit vor dem Feind.

Das Verfahren ist klar, oder? Man lässt erstmal einen oder zwei „Experten“ lospoltern, holt sich dann die daraus resultierenden Reaktionen der Fans und dann kann man als Medium einsteigen, weil  – Ex-Spieler ABC hat’s ja auch schon so gesagt und die Mehrheit der Fans sieht es ebenfalls so.

Zur Perfektion hat es der liebenswerte Stammler Dieter M. gebracht, der in seinem Qualitätsblog oft und gern „Leser-Mails“ veröffentlicht, die irgendwie immer völlig zufällig genau seiner Meinung entsprechen. Da wird gepöbelt und geledert, was das Zeug hält und der Ex-Journalist klatscht begeistert Beifall. Er selbst kann sich dann jederzeit darauf zurückziehen, dass er „das ja gar nicht geschrieben hat, das war ein erzürnter Leser“, aber etwas Wahres ist schon dran, gell?

Inwiefern diese Mail oder auch die Aussagen der Ex-Exen tatsächlich authentisch sind oder ob sie vielleicht vielmehr einer Eigenproduktion entspringen, wird der Konsument nie erfahren. Auch eine Form der kritischen Berichterstattung.

Später darf dann der geneigte Leser zur Kenntnis nehmen, dass „Herr Scholz“ von den Ausführungen der von ihm benannten „Dampfplauderer“ genervt ist. Einigermaßen lächerlich und durchsichtig, wenn man selbst diese „Dampfplauderer“ bei jeder Gelegenheit zitiert und sie in Form eines Harry Bähre im Monatsrhythmus zu seiner traurigen Karrikatur eines Fußballstammtischs „Stammel-TV“ einlädt, ihn ledern lässt und kräftig mitledert. Ich nenne das „über Bande spielen“ oder besser: verlogen.