Irgendwie wusste man in Hamburg gar nicht mehr, wie sich das anfühlt. Keine Pfiffe, keine Depressionen nach dem Spiel, man kann sich endlich (auch als Spieler) sämtliche Sportsendungen des Wochenendes anschauen, ohne in Schwermut zu verfallen. Nach 14 sieglosen Spielen (saisonübergreifend) gelang endlich der ersehnte Sieg und er gelang dort, wo ihn die Wenigsten vermutet hatten.

Und ja – ich habe mich gefreut. Ich habe mich für die Mannschaft gefreut, für jeden einzelnen Spieler und ich habe mich eben deshalb auch für sie gefreut, weil ich nicht zu denen gehöre, die sie nach einer Niederlage in ihre Einzelteile zerlegen.

Ich habe mich für Djourou und Westermann und Behrami gefreut und natürlich auch für Lasogga, der kurz zuvor noch vom Torwarttrainer von Aserbaidschan persönlich angegangen wurde. Ich habe mich für einen Müller gefreut, der zum ersten Mal andeuten konnte, warum ihn der HSV verpflichtet hat. Aber ich freue mich eben auch für einen Cleber, der nach nur einem Fehler gegen Frankfurt wieder zurück auf die Bank musste. Und ich freue mich für einen Rene Adler, der sich nichts hat zu Schulden kommen lassen und jetzt von den sogannten „Fans“ wie ein Aussätziger behandelt wird.

Besonders freue ich mich auch für einen Joe Zinnbauer, der zum Traineramt beim HSV wie die Jungfrau zum Kind gekommen ist und der weiß, dass er ein Übergangstrainer ist, aber er darf es nicht sagen. Er darf es sich auch nicht anmerken lassen und dieser emotionale Eiertanz wird extrem viel Kraft erfordern.

Ich kann aber auch sagen, für wen ich mich nicht freuen: Ich freue mich nicht für den Verein, denn dieser Verein wird noch sehr lange brauchen, um mich zurückzugewinnen. Zu viel ist in den letzten Jahren vorgefallen, zuviele unwürdige Personen haben sich meinen Verein als Spielplatz ihrer Eitelkeiten ausgesucht. Und, ich muss es so deutlich sagen, auch viele viele der selbsternannten „Fans“ machen mir meinen Verein auch heute noch mehr abstoßend als liebenswert.

Ich möchte erklären, warum das so ist. Nicht erst seit HSVPLUS, aber spätestens da wurde der Hamburger Sportverein zum Schauplatz eines Glaubenskriegs und dieser Krieg hält bis heute an. Dabei sind sie schlimmsten Glaubenskrieger nicht diejenigen, die am alten e.V.-Modell festhalten wollten, sondern die, die diese mit missionarischem Eifer bekämpfen.

Erwähnt man etwas halbwegs kritisches in Richtung HSV (und dafür besteht auch heute noch reichlich Anlass), wird man von einer Horde Kranker niedergeknüppelt, dass man denkt, man ist im falschen Film. Fragt man nach deren Beweggründen oder erbittet man Beweise für ihre kaputten Ansichten, verschwinden sie wortlos in den Tiefen des WWW. Aber nur, um bei nächster Gelegenheit erneut loszupöbeln.

Ich habe für mich verschiedene Konsequenzen daraus gezogen. Zuerst einmal habe ich ca. 150 von diesen Durchgedrehten auf meiner HSV-Arena-Facebook-Seite gesperrt. Ich bin immer gern bereit, mich auf sinnvolle Diskussionen einzulassen, aber ich lasse mich auf meiner eigenen Seite und in meinem eigenen Blog nicht anpissen.

Zum Zweiten habe ich meinen Hang zur Diskussion auf ein Minimum reduziert, eben deshalb, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es zu nichts führt. Ich habe keine Lust, ich bin zu müde dafür und ich weiß, dass ich ohnehin scheitern werden. Insofern lasse ich es sein.

Ich gebe einmal ein Beispiel, es handelt sich dabei nicht einmal um meine eigene Seite. Daniel Jovanov postet bei Facebook ab und zu Artikel aus anderen Medien, um diese zur Diskussion zu stellen. Er verhält sich bei der Wertung zumeist absolut neutral und nimmt selten eine Position ein. Beispiel: „Kabinenzoff beim HSV (BILD)“

Jovanov selbst hat diesen Artikel nicht geschrieben, er hat ihn noch nicht einmal gewertet. Aber er muss sich auf seiner eigenen Seite derart bepöbeln und beleidigen lassen, dass die Gefahr besteht, dass er wohlmöglich demnächst gar nichts mehr von sich gibt. Hier beginnt die Krankheit.

Der Überbringer wird zum Täter gemacht und er wird ungehemmt niedergebrüllt. Mir passiert das so gut wie gar nicht mehr, weil ich die Idioten zum großen Teil gebannt habe, aber ich beobachte das Verhalten dennoch und es kotzt mich an.

Denn die Glaubenkrieger stellen nicht etwa den Mannschafts-Maulwurf in Frage (wie sie es tun sollten), sondern denjenigen, der diese Tatsache zur Diskussion stellt. Fragt man den einen oder anderen Brüllfrosch nach seinen Gründen, Motiven oder etwa nach Beweisen für seine Behauptungen, kommt die große Stille.

All dies verdirbt mir meinen HSV jeden Tag ein Stückchen mehr und ich kann jeden Tag ein wenig mehr verstehen, warum es Fans anderer Verein gibt, die den HSV mit jeder Faser ihres Körpers abgrundtief hassen. Sie hassen ihn nicht wegen der Spieler oder der Trainer und sie hassen ihn bestimmt nicht, weil er aus Hamburg kommt. Sie hassen ihn wegen dieser Vollpenner, die sich „Fans“ schimpfen und die denken, sie wären etwas Besonderes. Obwohl, das sind sie eigentlich – sie sind besonders scheiße.

Zum Spiel bzw. zum Ergebnis selbst – 3 (unerwartete) Punkte, ein gutes Gefühl, mehr ist das nicht. Diese drei Punkte waren mehr als notwendig, betrachtet man die Tabellen und sie sind am Ende nichts wert, wenn nicht gegen Hoffenheim nachgelegt wird.