„Direktor Profi-Fussball“ Peter Knäbel über:

.. den Vertrag von Joe Zinnbauer: „Er hat Werbung gemacht, Teil der HSV-Zukunft zu sein. Es ist schön, einen Mann wie ihn bei uns an Bord zu haben. Gerade eine Länderspielpause ist geeignet dafür, sich jetzt mit ihm hinzusetzen und einige Dinge abzusprechen. Das Gleiche gilt beispielsweise auch für Patrick Rahmen, der ebenfalls mit einem Cheftrainervertrag für den Nachwuchs ausgestattet ist, jetzt aber als Assistenztrainer bei den Profis arbeitet. Wir stehen aber nicht unter Zeitdruck, werden das im Dreiergremium (Dietmar Beiersdorfer, Bernhard Peters, Knäbel, d. Red.) besprechen.

Was für viele bereits wieder der Grund für einen erneuten Aufschrei der Entrüstung war, lese ich irgendwie ganz anders. Knäbel kündigte an, sich „hinzusetzen und einige Dinge abzusprechen“. Nicht mehr und nicht weniger. Von einem neuen, langfristigen Vertrag als Coach der Bundesliga-Mannschaft ist da nirgendwo die Rede, oder?

Und dass man natürlich einige Dinge an- und absprechen muss, sollte jedem klar sein, schließlich kam Zinnbauer zum Job des Übungsleiters der ersten Mannschaft über Nacht und wie die Jungfrau zum Kind. Bei Nachwuchs-Cheftrainer Patrick Rahmen, der aktuell als Assistenztrainer eingesprungen ist, ist es ähnlich. Auch mit ihm muss man selbstverständlich über den veränderten Arbeitsbereich reden und die nähere Zukunft besprechen.

Wer jetzt aus diesen notwendigen Gesprächen einen langfristigen und hochdotierten Erstliga-Arbeitsvertrag für „Magic Joe“ machen möchte, hat selbst Schuld, denn – warum sollte der HSV dies tun?

Der HSV ist in der Trainerfrage in der komfortabelsten Situation seit Ernst Happel. Man hat einen Trainer, der vor Kurzem noch in der 5. Liga trainierte und für den der Schritt zur U23 des HSV bereits ein Aufstieg bedeutete. Dieser Trainer war nun bei der Entlassung Slomkas zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und bekommt die einmalige Chance, in der höchsten deutschen Spielklasse trainieren zu dürfen. Das allein wird einen Zinnbauer schon glücklich machen, zumal er aufgrund seiner beruflichen Vorgeschichte auf einen erstliga-dotierten Vertrag nicht einmal angewiesen ist.

Zinnbauer erhält die Chance, etwas beweisen zu können und es ist nicht sicher, dass er diese Chance bei einem anderen Profi-Club jemals bekommen hätte. Insofern besteht von Seiten des HSV überhaupt kein Anlass zu einer Vetragsveränderung, zumal Zinnbauer einen gültigen Vertrag bis 2016 besitzt. Im besten Fall werden aufgrund der Mehrbelastung die Bezüge angehoben, aber das sollte es dann auch gewesen sein.

Sollte „Joe“ dann im Verlaufe der Saison überproportional performen, kann man nach der Saison immer noch über einen anderen Vertrag diskutieren. Immer vorausgesetzt, Tuchel kommt doch nicht 😉

Oder glaubt irgendjemand, dass Zinnbauer nach dem 12. Spieltag in Beiersdorfers Büro spaziert und sagt: „Ich kriege jetzt einen entsprechenden Vertrag bis 2017 oder ich gehe“?

Die Erstliga-Erfahrung ist doch für den Trainer Gold wert, machen wir uns doch nichts vor. Selbst, wenn er morgen gehen sollte, wird er nach der Erfahrung doch nicht mehr in die Niederungen der 4. Liga zurückkehren müssen.

 Apropos Trainer: Den Umstand, dass die Schalker heute Nacht ihren Trainer Keller gefeuert haben, nachdem dieser die beste Rückrunde in der Geschichte des Vereins gespielt hatte und aktuell mit gefühlten 200 Verletzten arbeiten muss, empfinde ich als krank und pervers.