Die Meldung kam dann doch überraschend und sorgte bei einer nicht geringen Anzahl von Fans für Beifall. Der Hamburger Sportverein entlässt seinen bis dahin lediglich freigestellten Ex-Sportvorstand Oliver Kreuzer fristlos. Ob jetzt die Jubelarien ob der Entlassung ausschließlich dem redseligen „Presse-Olli“ galten oder ob auf diesem Wege seitens der Fans auch mit Menschen wie Manfred Ertel, der den Ex-Karlsruher nach einem unwürdigen Sportchef-Casting verpflichtet hatte, abgerechnet werden soll, ist nicht bekannt, könnte jedoch durchaus eine Rolle spielen.

„Anlass waren insbesondere wiederholte Verstöße gegen ihm obliegende Loyalitätspflichten“, informierte der HSV auf seiner Internetseite. Details wollte der Verein „aus Respekt gegenüber Herrn Kreuzer“ nicht mitteilen.

Um ganz ehrlich zu sein, so richtig gerechnet hatte wohl keiner damit, obwohl der Auftritt Kreuzers bei SKY90 vor einigen Tagen, in der Sache vielleicht teilweise gar nicht mal am Thema vorbei, in der Nennung vereins-interner und damit vertraulicher Details aber nicht hinnehmbar, eine solche Reaktion seitens des Vereins fast schon unausweichlich gemacht hatte.

Kreuzer hatte in der ihm eigenen Art freundlich und offen über alles und jeden und besonders über die Rolle von Klaus-Michael Kühne geplaudert, dass selbst Fragesteller Patrick Wasserziehr der Mund offenstand und der Journalist sein Glück kaum fassen konnte. Kreuzer redete und redete und redete sich schließlich um Kopf und Kragen.

Ein ähnlicher Kragen wird es jetzt gewesen sein, der den Herren Beiersdorfer, Gernandt und wahrscheinlich auch Kühne selbst geplatzt ist und sie nun veranlasste, den überfälligen Schritt zu gehen. Dabei geht es meiner Auffassung nach in keinster Weise darum, dass der HSV Kreuzers Abfindung drücken möchte, wie das Hamburger Abendblatt in gewohnter Nibelungentreue zu berichten wusste. Vielmehr möchte der „neue“ HSV zeigen, dass man mit ihm eben nicht mehr umgehen kann, wie mit einem unmündigen Selbstbedienungsladen. Das Zeichen soll lauten:

„Der HSV hält sich an die Regeln, so lange sich der (Geschäfts-)Partner auch an die Regeln hält“

Tut er dies nicht, zieht der HSV eben nicht mehr den Schwanz ein und lässt es über sich ergehen, nein, der HSV zeigt Zähne. Spät, aber vielleicht nicht zu spät, denn als Partner wird man eben nur respektiert, wenn man Profil zeigt und das hat der Verein viele Jahre nicht mehr getan.

Spannend sind in diesem Zusammenhang zwei Dinge, wie ich finde.

1. Laut HSV.de hat Kreuzer „wiederholt“ gegen seine Loyalitätspflicht dem Verein gegenüber verstoßen, offiziell bekannt ist aber bisher nur der SKY90-Auftritt. Welche Wiederholungen der Verein meint, könnte besonders hinsichtlich der zu erwartenden gerichtlichen Auseinandersetzung spannend werden, denn offenbar hat der Ex-Vorstand noch andere Dinge gedreht, als nur seinen Stunt im Pay-TV.

2. Wenn der HSV ab sofort klare Kante zeigt, könnte es auch für den einen oder anderen Medienvertreter, der in der Vergangenheit einfach mal lustig behauptet oder im Zweifelsfall gelogen und erfunden hat, enger werden. Denn wenn der Verein beschlossen haben sollte, dass er in Zukunft lieber agieren als reagieren möchte, wenn man Märchen nicht mehr klaglos hinnimmt, dann steht uns eine interessante und für den Hamburger Sportverein wichtige und richtungsweisende Zeit bevor. Ich würde es mehr als begrüßen.

 http://www.sky.de/web/cms/de/videos-sky90.jsp?bctid=3810860303001