Liebe Freunde,

ich weiß, was im Anschluss an den heutigen Blog (wieder einmal) passieren wird.

„Du bringst Unruhe in den Verein“….“Lass den Leuten doch endlich mal Zeit“….“immer diese Ungeduld“.

Mein Lieblings-Zitat lautet allerdings: „Früher habe ich deinen Blog mal gern gelesen, aber mittlerweile entwickelst du dich Richtung BILD-Niveau“.

Herrlich 🙂

Daniel Jovanov hatte vor einigen Tagen an dieser Stelle einen Blog geschrieben, in dem er verdeutlichte, dass die Presse nicht dazu da ist, den „HSV zu schützen“, was einige Fans aber scheinbar gern sehen würden. Ich bin ebenfalls nicht dafür da, den HSV zu schützen, schon gar nicht vor sich selbst, denn – mal ehrlich – wie passt das eigentlich in den Köpfen zusammen?

Auf der einen Seite wird man als Unruhestifter beschimpft, wenn man Dinge beim Namen nennt und auf der anderen Seite bemängeln Fans und Mitglieder, dass die Medien (angeblich) immer erst dann aktiv werden, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Einfach mal drüber nachdenken, denn nur eins von beidem geht.

Thema heute ist das liebe Geld und hier bin ich einfach mal so frech und bediene mich mit einigen Zitaten bei Daniel, aber auch bei Herrn Gernandt.

Fakt ist, am Ende der aktuellen Saison laufen beim HSV 10, teils hochdotierte Verträge aus und nicht wenige frohlocken jetzt, dass man sich angesichts dieser Tatsache von dem einen oder anderen älteren, gutbezahlten Spieler wird trennen können. Besonders die Namen van der Vaart, Westermann, Jansen, Ilicevic werden in diesem Zusammenhang genannt. Bis hierhin alles okay, aber die ablösefreien Abgänge bedeuten nur, dass man den Gehaltsetat auf einen Schlag um ca. € 15  bis € 20 Mio senken kann.

Und dann? Dann hat man 10 Spieler weniger, aber wer soll dann spielen? Mit den feuchten Träumen, dass man die genannten Spieler mit Jungs aus der U23 wird ersetzen können, ist es garantiert nicht getan, aber dem HSV fehlt schlichtweg das Geld, um neue, qualitativ hochwertige Spieler zu holen.

Ich werfe einfach mal ein paar Zitate aus Daniel Jovanovs heutiger Kolumne in den Raum, dann kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen.

Es ist noch gar nicht so lange her, als der HSV regelmäßig international vertreten war und es zwei Mal in Folge sogar bis ins Halbfinale der Europa League schaffte. Die Kaderkosten beliefen sich in der Hochphase zwischen 40 bis 45 Millionen Euro – fünf Millionen weniger als heute. Doch schon damals war der HSV chronisch unterfinanziert. Jährlich fehlten dem Verein 20 Millionen Euro, was unter anderem an der Tilgung des Stadionkredits lag, der mittlerweile gestreckt worden ist.

 

Wie ist die Situation heute? Der HSV spielt noch immer nicht international und eine baldige Teilnahme an einem der beiden Wettbewerbe ist unrealistisch. Zudem sind vorerst keine größeren Transfereinnahmen zu erwarten – der Verkauf von Calhanoglu bildete hierbei eine Ausnahme. Glaubt man den Zahlen, steht der HSV im Bundesligavergleich der Gehaltsetats auf Platz sechs mit knapp 50 Millionen Euro. Dieser Anstieg der Kaderkosten ist durch die großen Gehälter von Lasogga, Müller oder Holtby zu erklären.

 

Bedenken muss man allerdings, dass das Geld des 77-Jährigen zur Sicherung der Liquidität, also zur Zahlungssicherung für das laufende Geschäftsjahr verwendet wird. Ähnliches geschah mit der Fan-Anleihe, die mittlerweile fast vollständig aufgebraucht ist.

 

Da Kühne seine Darlehen im Gesamtwert von etwa 25 Millionen Euro in Anteile umwandeln lassen wird und dafür zwischen 8 und 12 Prozent an der HSV Fußball AG bekommt, ist die Finanzierung der kommenden Saison alles andere als sichergestellt. Es sei denn, Kühne öffnet erneut seinen Geldbeutel.

 

Zudem, da kommt die nächste riesige Kostenstelle, wird fast jeder Posten im sportlichen Bereich derzeit doppelt bezahlt. Dazu zählen die Gehälter von Mirko Slomka, Oliver Kreuzer und den Mitarbeitern aus dem Trainerstab. Hinzu kommen die Neuen: Auch Bernhard Peters, Peter Knäbel und Frank Wettstein, ab November neuer Finanzvorstand, arbeiten nicht ehrenamtlich für den HSV.

 

Bis der Verein finanziell also wieder auf soliden Beinen stehen kann, wird man in einer Abhängigkeit zu Kühne stehen, die auch bei der Suche nach neuen Investoren ein Problem darstellt. Denn wer setzt sich schon mit Kühne in ein Boot, der mit Karl Gernandt und Joachim Hilke zwei Personen in den wichtigsten Gremien des HSV sitzen hat?

 

Ein langfristiges Konzept ist dieses Vorgehen allerdings nicht. Daher ist es wichtig, rechtzeitig auf die Problematik hinzuweisen und die Mitglieder für das Thema zu sensibilisieren, um auf der kommenden Versammlung sowohl die richtigen Fragen als auch die richtige Entscheidung bei der Wahl des neuen Präsidiums zu treffen.

 

http://www.goal.com/de/news/1025/kolumne/2014/10/14/5182354/jovanovs-hsv-wer-soll-das-bezahlen?ICID=HP_BN_1

 

Zum gleichen Thema äußerte sich Aufsichtsrats-Boss Karl Gernand gestern abend in Hamburg.

 

Offen gab Gernandt zu, wie sehr ihn vor allem die Finanzlage des HSV belastet. „Wir befinden uns mitten in einem Dreijahresplan und wollen uns Stück für Stück weiter entschulden.“ Grundsätzlich sei die Einnahmeseite beim HSV nicht das Problem, das Wirtschaften ist die große Herausforderung.

 

Um es für alle, die es nicht sofort begreifen wollen, noch einmal zu verdeutlichen: Dies ist weder Vereinshetze noch Kritik an Beiersdorfer und Co. Dies ist nichts anderes als die Abbildung der Realität und die sollte jeder rechtzeitig verstanden haben.