Aufatmen im Volkspark, der erste Heimsieg seit April 2014 ist gerettet. Der HSV bezwang dabei Bayer 04 Leverkusen nicht, der HSV zerstörte Leverkusen, denn mal Hand aufs Herz – mit Fußball hatte das alles nicht viel zu tun. Kann es vielleicht zur Zeit auch nicht, denn eine alte Fußball-Regel besagt:

Wenn’s schon spielerisch nicht läuft, muss man wenigstens kämpfen!

Das taten die Spieler des HSV, teilweise über das Maß des Erträglichen hinaus. Ob man sich am Ende von der hasserfülltesten Atmosphäre anstecken ließ, die ich jemals in der Arena erleben musste, bleibt unklar, aber garantiert trug die Stimmung auf den Rängen ihren Teil dazu bei, damit das eigentlich als Fußballspiel angesetzte Ereignis am Ende zu einer Treterei ohne Gleichen werden konnte.

Wobei an dieser Stelle ganz klar erwähnt werden muss, dass sich die jammernden Gegner aus Leverkusen kein bißchen besser verhielten und in jedem anderen Spiel wären am Ende wohl nur jeweils 9 Spieler von jedem Team übriggeblieben. Leider hatte ich das Gefühl, dass Schiri Meyer das Match bereits frühzeitig entglitt und die Akteure holzten, was die Stollen hergaben. so gesehen war an ein normales Spiel nicht mehr zu denken.

Ich bin ganz ehrlich, ich mag sowas nicht. Ich mag es, wenn meine Mannschaft 3 Punkte holt und ich mag es auch, wenn man sehen kann, dass sich eine Mannschaft voll reinhängt. Jagdszenen mag ich nicht, dafür bin ich vielleicht zu sehr Fußballer, aber in diesem Fall heiligte scheinbar der Zweck die Mittel.

Auf der anderen Seite muss man auch so ehrlich sein und erkennen, dass man sich für Schönspielerei nichts kaufen kann. Wer das Spiel der Bayern gegen Dortmund gesehen hat, wird bemerkt haben, dass wir im Gegensatz zum Spiel im Volkspark von einer anderen Sportart reden. Die Dortmunder agierten 60 Minuten lang wie ein Champions League-Sieger, haben aber am Ende des Spieltags o Punkte und der HSV hat 3. Ungerecht, aber wahr.

Noch zwei Anmerkungen.

Das, was die sogenannten Fans gestern im Hinblick auf Hakan Calhanoglu, aber auch auf Heung-Min Son und später auch Levin Öztunali abgeliefert haben, finde ich peinlich. Anfeuern – klar. Eigenes Team bedingungslos unterstützen – immer. Gegner auspfeifen – wenn man sonst nichts kann. Aber pausenlose Beleidigungen weit unterhalb der Gütellinie ist zumindest für mein Empfinden in meinem Verein unangebracht und wandelt das, was Dietmar Beiersdorfer mit dem HSV vorhat, ad absurdum.

Was ich übrigens nie verstehen werde: Wie kann man eigentlich während eines Spiels HSV gegen Leverkusen ständig „Scheiß Werder Bremen“ gröhlen? Hat das irgendwie mit einem mentalen Defekt zu tun?

Nach dem Spiel konnte man beobachten, wie sich einige „Würdenträger“ im Glanze des Sieges sonnen konnten. Jarchow war plötzlich wieder da, Hilke sowieso. Das sind die Herren, die immer dann auftauchen, wenn bejubelt werden darf, die sich aber immer dann im Schatten der Logen verstecken, wenn man wieder verloren wurde.

Gerade frage ich mich, was eigentlich peinlicher ist. Die pöbelnden Fans oder die seltenen Jubelperser?

Anyway – 3 überlebenswichtige Punkte und jetzt geht’s nach Wolfsburg, die die letzten 5 Spiele gewonnen haben. Wird schwer genug…