Hand auf’s Herz, so richtig darüber gestolpert ist eigentlich niemand, auch ich nicht. “HSVPLUS – Aufstellen für Europa”. So lautete der Claim, den sich, nach eigener Aussage, Ernst-Otto Rieckhoff im stillen Kämmerlein ausgedacht hatte, als er schlußendlich zu der Überzeugung kam, dass es an der Zeit wäre, beim Hamburger Sportverein grundlegende Veränderungen herbeizuführen.
Klingt ja auch gut, “Aufstellen für Europa”, schließlich hat der HSV sogar in den letzten 30 Jahren teilweise europäisch gespielt. Nicht oft, aber ab und zu. Was also macht mehr Sinn, als die Sehnsucht der Fans nach Gegnern wie Liverpool, Ajax, Barcelona oder Benfica neu zu entfachen? Im Grunde nichts, wäre es nicht so komplett unrealistisch.
Um eine realistische Einschätzung der Chancen des HSV, in den nächsten Jahren (oder überhaupt) mal wieder in einem europäischen Wettbewerb antreten zu können, bewerten zu können, reicht im Grunde ein kurzer Blick auf die finanziellen Rahmenbedingungen, in denen der Verein gefangen ist.
Aber beginnen wir da, wo man eigentlich zu beginnen hat, am Anfang. Die Initiative HSVPUS (Aufstellen für Europa) sah vor, dass man den Profibereich des Vereins als AG aus dem eingetragenen Verein herauslösen sollte, um eventuellen, sogenannten “strategischen Partnern” die Möglichkeit zu schaffen, bis zu 24,9% der HSV Fußball AG zu erwerben. Der Hauptanteil an der AG sollte im Besitz des HSV e.V. bleiben, um einen möglichen Ausverkauf zu verhindern.
So weit, so gut. All dies passierte dann durch die Abstimmung während der Mitgliederversammlung am 25.05. 2014. Die Mitglieder stimmten mit großer Mehrheit für die Ausgliederung, während Galeonsfigur Rieckhoff immer noch von “positiven Gesprächen” mit Weltfirmen berichtete und davon sprach, dass man bis zu € 100 Mio frisches Geld über den Verkauf der 24,9% generieren könne. Mindestens. Denn was hindert einen wahren HSV-Fan daran, für 10% an seinem Verein weit mehr als den nominellen Wert hinzublättern? Nichts, gar nichts. Niente, Null.
Die Hoffnung, dass irgendein börsennotiertes Unternehmen 50 Millionen für Anteile, die eigentlich nur 20 Millionen wert sind, hinlegen würde, wurde gern und immer bedient, heute weiß man, dass sie vollkommen unbegründet war.
Zur augenblicklichen Stunde ist Fakt: Außer Kühne nichts gewesen. Und was noch “lustiger” ist – der Herr aller Transporter empfindet “seinen” Verein mit einem errechneten Wert von € 350 Mio als überbewertet und ist mit den jetzt ermittelten 7,14% für seine € 25 Mio. nicht so richtig einverstanden. Nirgendwo ist die Rede davon, dass der Big Gönner überproportional viel für unterproportional wenig geben möchte.
Natürlich wird es immer diejenigen geben, die die Hoffnung, dass Papa Kühne morgen aufwacht und dem HSV € 500 Mio. schenkt oder den Stadionnamen für die nächsten 20 Jahre erwerben wird, nicht begraben wollen, obwohl sie gut daran täten.
Aber weiter – “Aufstellen für Europa”. Gehen wir doch einmal von der durchaus vorhandenen Wahrscheinlichkeit aus, dass die restlichen 17,76% an irgendeinen “strategischen Partner”, der aller Wahrscheinlichkeit nach Klaus-Michael Kühne heißen wird, veräußert werden. Nimmt man die € 25 Mio. mit einer Bewertung von 7,14% als Maßstab, könnten also nochmal ca. €55 Mio. in die AG fließen.
Und dann? Dann winkt Europa? Aber garantiert nicht. Aktuell drücken den HSV Verbindlichkeiten in Höhe von ca. € 100 Mio. und das eigentliche Ziel der Initiative HSVPLUS lautete: Entschuldung. Also schön, entschulden wir. Anschließend hat der HSV (nur) noch € 50 Mio. Verbindlichkeiten, aber nicht einen neuen Spieler. Und die laufenden Kosten sind auch noch nicht gedeckt.
Im Moment belaufen sich die Kosten für den Bundesliga-Kader auf mehr als € 50 Mio, man könnte also ohne weitere Einnahmen ein weiteres Jahr die Gehälter bezahlen, dann ist Schicht. Natürlich ist dies ein irregulärer Vergleich, aber es ging darum, die Verhaltnisse aufzuzeigen.
Also? Die Hälfte der Verbindlichkeiten tilgen, den Kader bezahlen oder für die 10 auslaufenden Verträge Ersatz besorgen. Dann sind die ca. € 50 Mio. weg und die 24,9% AG-Anteile verkauft. Und dann? Winkt dann Europa? Haben wir dann die neu zu schaffenden Nachwuchsstrukturen bezahlt, den Campus gebaut oder die vier Vorstände und zahlreichen Direktoren bezahlt? Eher weniger.
Problem ist nur: Der Topf ist dann leer, aber das angestrebte Ziel “Europa” ist genauso weit entfernt wie heute.
By the way – was bedeutet eigentlich “Europa”? Damit kann doch garantiert nicht die Europa League gemeint sein, die vor dem Viertelfinale mehr kostet als einbringt. Wir reden doch wohl von der Champions League, oder?
Glaubt eigentlich irgendjemand, dass der HSV bummelige € 50 Mio. von der Champions League entfernt ist? Ich geh mal durch.
Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke 04, Bayer 04 Leverkusen, TSG 1899 Hoffenheim, VFL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach…
Allein diese 7 Vereine stehen aktuell finanziell und sportlich Lichtjahre vor dem HSV und der Abstand beträgt weit mehr als die erhofften € 50 Mio. Aber das ist noch nicht das Ende. Rasen Ballsport Leipzig, FC Ingolstadt 04 sind das Stichwort. Vereine, die mittels Gönner (Hoffenheim, Schalke), Werk (Leverkusen, Wolfsburg) oder sportlichem Erfolg über Jahre (Bayern, Dortmund, Gladbach) dem HSV voraus sind und der Abstand wird Jahr für Jahr größer.
Nur zwei kleine Beispiele: Der VFL Wolfsburg kaufte in den letzten beiden Jahren u.a. die Herren Luiz Gustavo von Bayern München (€ 16 Mio.) und de Bruyne vom FC Chelsea (€ 22 Mio.) und das war Wolfsburg, nicht Bayern oder Dortmund.
In Hannover will Herr Kind ab 2017 seine “Anstrengungen” einstellen, ab 2017 ist er allerdings 20 Jahre Sponsor bei den 96ern. Das bedeutet, dass die handelsübliche 50+1-Regelung fallen wird und Herr Kind im Grunde den gesamten Verein kaufen kann. Kann spannend werden.
In drei Jahren könnte Kind dann die Mehrheit der Anteile an Hannover 96 übernehmen, ungeachtet der sogenannten 50+1-Regel. Er hatte vor dem DFB-Schiedsgericht eine Ausnahmeregelung erstritten, derzufolge dieser Sperrpassus nicht für Investoren gilt, die sich mindestens 20 Jahre lang bei einem Verein engagiert haben. Diese Vorgabe hat Kind dann erfüllt. (Quelle: goal.com)
Hinzu kommen Vereine wie Leipzig oder Ingolstadt, hinter denen ein durchdachtes Sponsoring-Konzept steht und die ebenfalls an den etablierten Traditionsvereinen vorbeiziehen werden.
Während man sich in Hamburg noch Gedanken über Einlauf-Lieder macht, ziehen diese Marketing-Maschinen rechts vorbei und der HSV sieht sich einem Überlebenskampf nach dem anderen ausgesetzt.
Das alles mag für Fußball-Romantiker tatsächlich eine Art Reiz haben, mit “Aufstellen für Europa” hat das alles wenig zu tun.
Halt, stop, ich weiß, was jetzt kommt. Borussia Dortmund. Die Dortmunder waren auch mal pleiten, sportlich am Boden und ohne Hoffnung. Dann holten sie Jürgen Klopp und das Ding fing an zu wandern. Also machen wir es einfach wie der BVB, installieren einen Klopp 2.0 und alles wird schön.
Ach, wenn es doch nur so einfach wäre. Für das positive Beispiel Dortmund könnte man wahrscheinlich mehrere Dutzend negative Beispiele anführen, bei denen es nach einem finanziellen Desaster eben nicht mehr gereicht hat. Man schaue sich nur an, wie viele Traditionsvereine und ehemalige Bundesligisten seit vielen Jahren ihr Dasein in unterem Ligen fristen.
Hansa Rostock, Arminia Bielefeld, Energie Cottbus, SpVgg Unterhaching, Fortuna Köln, Preußen Münster, MSV Duisburg – 3. Liga
1. FC Magdeburg, SG Wattenscheid 09, Alemannia Aachen, KFC Uerdingen 05, FC Homburg, 1. FC Saarbrücken, Hessen Kassel – Regionalliga.
Zusammengefasst: “Aufstellen für Europa” mit einem Verkaufserlöse von ca. 50 Mio durch AG-Anteile ist kompletter Humbug. “Aufstellen für die nächste Lizenz” wäre ehrlicher gewesen, aber das will niemand hören. In Hamburg wird weiterhin munter geträumt, während woanders so gearbeitet wird, wie es die Zeit nun einmal erfordert.
Ach ja, natürlich könnte man jetzt einwenden, dass der HSV doch eigentlich nur einen Sack mit hoffnungsvollen Nachwuchstalenten finden und diese dann zu Bundesliga-Stars entwickeln müsste. Leider auch hier – klarer Fall von schade. Auch die wirklich talentierten Jungs zwischen 13 und 16 gehen heute dahin, wo das Geld fließt (z.B. nach Leipzig). Und selbst wenn es dem HSV gelingen sollte, neue Sons, Calhanoglus oder Öztunalis zu finden, sind die Jungs spätestens dann bei einem der oben genannten Vereine, wenn sie sich als fähig erwiesen haben und können dem HSV nicht helfen, Champions League-tauglich zu werden.
Wenn also jemand tatsächlich willens sein sollte und den HSV innerhalb der nächsten 5 Jahre im oberen Drittel der Bundesliga anzusiedeln möchte, sollte er sich darüber im Klaren sein, dass man aus den € 50 Mio eher € 150 Mio machen muss. Mindestens. Und das schnell, denn der Abstand zu den Großen wächst jeden Tag.
Einen hab’ ich noch. Die zahlreichen Fußball-Romantiker meinen ja bekanntlich, dass man die wegfallenden 10 Plätze (wenn die Verträge nicht verlängert werden) durch die Nachwuchskräfte aus der erfolgreichen U23-Regionalliga auffüllen kann. Unabhängig von der unsicheren sportlichen Qualifikation, empfehle ich einen Blick auf die Vertragslaufzeiten.
Die Verträge von Dehmelt, Otremba, Carolus, Marcos, Adomah, Götz, Masek, Derflinger, Gouaida, Arslan, Kwatu, Charrier, Brüning und Benkarit laufen alle 2015 aus.
Aber – um es noch einmal ganz deutlich zu sagen – die “Idee HSVPLUS” war richtig und ist es immer noch, weil die eigentliche Idee alternativlos war. Ohne Ausgliederung wäre auch weiterhin nur fachliches Fallobst im HSV-Korb gelandet, ohne Ausgliederung würde nochmehr Altlasten dem HSV auf der Tasche (oder den Nerven) liegen, als es jetzt der Fall ist. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass von der eigentlichen “Idee HSVPLUS” nur ein Bruchteil dessen übriggeblieben ist, was man den Mitgliedern versprochen und womit man sie geködert hatte, unter anderem auch ich.
Aufstellen für Europa.
Ein herrlicher Slogan, der seine Wirkung nicht verfehlte. Was heißt das für den Fan? Die finanzielle Situation des HSV ist sehr angespannt. Wie unlängst festgehalten:
– 100Mio Verbindlichkeiten, wovon nur 40% langfristig gedeckelt sind (Stadion).
– 60% der Verbindlichkeiten sind kurzfristiger Natur und nicht durch Vermögenswerte gedeckt.
– Fan Anleihe wurde zur Liquidität genutzt, ebenso wie der Verkauf von Son.
– Kühne Darlehen dient m.E. zur Sicherung einer eingeschränkten Handlungsfähigkeit in dieser Saison (Transfers, Gehälter, Abfindungen)
Sportlich:
Mannschaft ist noch in ihrer “Findungsphase, gleichzeitig muss mit aktuelle Spielern, dessen Verträge auslaufen, erörtert werden, ob man doch verlängert, bzw. erörtern ob die Spieler noch wollen…
Gleiches gilt für die U23, bzw. deren Spieler mit auslaufenden Verträgen…
Die propagierte Entschuldung hat sich bisher, durch das Ausbleiben weiterer Partner, karikiert. Bilanziell würde auch die HSV AG, ohne getätigter Änderung des Kaders, ins Minus laufen, da nun jedoch gleichzeitig der Kader (auch sportlich notwendiger Weise) aufgestockt wurde, wird das Minus bei einem hohen zweistelligen Mio-Betrag liegen. Fakt.
Das genannte Gladbach-Beispiel wünsche ich mir persönlich auch, Spieler für “viel” Geld verkaufen und durch Scouting, sowie Jugend (diese aber vorerst nachgelagert) adäquaten Ersatz verpflichten, bzw. den Kader in der Breite stärken.
ABER: Im Gegensatz zu Gladbach, kommt beim HSV die Erwartungshaltung (der Druck) hinzu, manche Spieler können mit
diesem Druck nicht umgehen (das aktuelle Interview aus der ZEIT mit DB finde ich, gegenüber der Boulevard-Aussagen, sehr deutlich mit wenig Worten). Herr Knäbel wird eine vollen Terminplan bzgl. Spielersuche haben. Ein besonderes Augenmerk liegt wahrscheinlich bei “Talenten” mit auslaufenden Verträgen (interne Wunschliste…)
Insgesamt sehe ich, bei allem Wohlwollen für meinen Verein, jedoch kein “Aufstellen für Europa”, sondern ein “Aufstellen für das Mittelfeld der Bundesliga”… Das ist soweit in Ordnung, aber es muss durch den Verein auch offen und ehrlich nach Außen kommuniziert werden. Die Fan-Anleihe könnte sich hierbei zum Image-Grab des HSV herausstellen, wenn die “Gläubiger” ihr Geld entsprechend zurückbekommen sollen und die AG an den Verein verweist, bzw. nicht in der Lage ist, diese zu bedienen….
@Grave, ich hätte da noch ein / zwei Fragen, evtl. kannst Du / können Sie Ihren Input/Einschätzung geben:
– Scouting unter Knäbel, bzw. Ist mit der Entlassung Congerton das Scoutingsystem des HSV eingestellt worden, oder wird diese analytische Datensammlung weiter betrieben? Wie sieht das Scouting von Hrn. Knäbel aus?
– Wie ich heute las, kommt mit Christian Pletz ein ehemaliger HA – Mitarbeiter als Kommunitkationschef zum HSV, wie ist diese Person, im Hinblick auf seine Historie zu bewerten? Was wird der HSV versuchen mit dieser Person umzusetzen?
Ich denke, das Vorbild sollte nicht Dortmund heißen, sondern Gladbach. Ein gutes Beispiel dafür, wie man mit hervorragender sportlicher Leitung und kontinuität über Jahre etwas aufbauen kann – ohne mit Geld um sich zu werfen und ohne Dauer-Geldsegen aus der Chamions League.
Ich bin auch der Meinung, dass einige Sachen besser hätten laufen können. Dass nicht immer alles rund läuft, erfahren wir alle täglich in unserem eigenen Leben. Dazu sei gefragt, wer auf unserem Erdball ist denn fehlerfrei?
Für mich ist eine positive Entwicklung sichtbar. Seit der Ära Hoffmann / Beiersdorfer sind Schlüsselpositionen wieder kompetent besetzt. Ich wage sogar zu behaupten, dass wir bezüglich Fachkompetenz noch besser aufgestellt sind als damals (zwischenzeitlich waren leider absolute Pfeiffen am Werk).
@Grave
Ich hätte mal eine Frage und ich hoffe, ich bekomme auch eine sachliche Antwort von Dir. Warum antwortest Du auf Beiträge, welche nicht deiner Meinung entsprechen mit den Worten “Bau Dir Deine Welt so, wie Du sie für richtig hältst” oder Du gibt’s derjenigen Person den Tipp in den Matz ab Blog zu wechseln? Ein Blog lebt doch von den Diskussionen über den aktuellen Eintrag……
Ebenfalls hast Du vor nicht allzu langer Zeit angedroht, keine Rücksicht auf den Verein oder einzelne Personen zu nehmen und auf Fakten basierend Tacheles zu reden. Dem heutigen Blog würden nun solche Fakten gut zu Gesichte stehen. Du hättest zum Beispiel auflisten können, was der einzelne Vorstand verdient, mit welchen Einnahmen gerechnet werden kann, wechle Ausgaben dem gegenüber stehen etc. Ich glaube, dass Deine Sichtweise eher subjektiv ist. Übrigens ist der Mensch nicht in der Lage, etwas objektiv zu betrachten, denn Sympathie, Antipathie und persönlich Sichtweise spielen bei jeder Betrachtung mit…….
Ich hoffe, Du fühlst Dich nicht gleich angegriffen.
Gruss aus der Schönen Schweiz.
http://www.the-klu.org/
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Logistik bedeutet Effizienz, Sparsamkeit im Umgang mit dem was einem zur Verfügung steht. So und nicht anders sollte man Klaus-Michael Kühne verstehen, wenn man sich daran macht seine Investitionsstrategie zu analysieren, die in erster Linie von seiner Leidenschaft als HSV-Fan geprägt sein dürfte und erst in zweiter Linie von seinem Streben nach Profit.
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Beiden Grundmotiven liegt jedoch der brennende Wunsch zugrunde, dass es dem Club sowohl sportlich als auch wirtschaftlich besser gehen möge als in den letzten zwei Jahrzehnten.
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Logistiker wie Kühne rechnen mit kleinsten Einheiten und hassen es Frachtraum zu verschwenden. Ständig wird über neue und billigere Frachtwege sowie veränderte Verpackungen nachgedacht, um noch mehr transportieren zu können, als dies gegenwärtig der Fall ist,
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Logistik bedeutet auch Krieg und Politik ohne Glacehandschuhe, man denke nur an die kriegerischen Auseinandersetzungen rund um den Suez-Kanal die mehr oder weniger bis zum heutigen Tag andauern, oder an die Anstrengungen Chinas einen weiteren Kanal neben dem durch die USA kontrollierten Panamakanal durch Mittelamerika zu treiben.
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Kühne ist sicherlich der Albtraum eines jeden Clubmanagers, der darauf gehofft hat einen wahnsinnigen Milliardär im Halbsuff antreffen zu können, um ihm problemlos ein paar hundert Millionen € aus dem Kreuz zu leiern.
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Im Zweifelsfall würde Kühne den HSV sogar gnadenlos absaufen lassen d.h. insolvent gehen lassen, wenn er den Eindruck hätte, dass mit seinem Frachtraum (Geld, €, $) schindluder getrieben werden würde. Niemals würde Klaus-Michael einen leeren Container zwischen Hongkong und Hamburg auf die Reise gehen lassen oder Spieler verpflichten, die kaum spielen und deren Gehälter aber trotzdem mehrere Millionen € im Jahr betragen.
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Kühne $ Nagel steht seit Jahrzehnten für leitende Angestellte die die Hauspost auf ihren Kontrollfahrten mitzunehmen haben damit der Konzern keinesfalls auch nur einen einzigen Cent verschenkt.
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Es ist die strenge Hand, die Klaus-Michael seinem verwahrlosten Adoptivsohn, dem HSV, reicht und nicht die schwächliche, zitternde Hand eines alternden Mannes der auf die Zuwendung der jüngeren Generation angewiesen ist.
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Arbeitet der HSV gut wird Kühne investieren, arbeitet der HSV hervorragend wird Kühne hervorragend investieren, doch arbeitet der HSV so wie in den letzten zwanzig Jahren, mit Ausnahme des kurzen Höhepunktes unter Hoffmann/Beiersdorfer/Jol, dann lässt Klaus-Michael den HSV absaufen wie ein unausgelastetes Spielzeugcontainerschiff im abendlichen Cognacschwenker an der schweizer Hausbar während es Almabtriebs.
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Knäbel, Peters und Beiersdorfer müssen performen damit der HSV eine Überlebenschance besitzt. Tun sie sich schwer und verschleißen einen Trainer nach dem anderen gepaart mit uneffizienten Transfers der Marke Kacar, Ilicevic oder Berg dann fährt der Club vor die Wand, da es keinen anderen Investor geben würde, der sich auf ein absaufendes Containerschiff von Kühne $ Nagel begibt.
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Der HSV in der ersten deutschen Spielklasse wäre Geschichte und eine Neugründung eines 100%igen Investorenclubs wäre noch ein paar Jahre oder gar Jahrzehnte entfernt.
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Hamburg wäre das neue Rostock mit dem Unterschied, dass derartig viel Potenzial in der Stadt wäre, dass es nur eine Frage der Zeit wäre bis ein Club wie Bayer 04 Hamburg, RB Hamburg, RoRo Hamburg, Tschibo Hamburg, Teppich Hamburg, Pfeffersack Hamburg oder was auch immer entstehen würde.
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Nur ein Club mit zig-tausenden von Mitgliedern, die davon träumen ein Mitspracherecht zu haben, so wie beim HSV vor der Reformation durch EOR, so einen Club wird es in Hamburg in der ersten deutschen Spielklasse niemals wieder geben, da auch der FC St.Pauli zu den gleichen Fehlern und Problemen neigt.
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Der HSV als Bundesligaclub und als Besitz eines e.V. steht und fällt mit der Qualität der Expertise von Beiersdorfer, Knäbel und Peters. Es ist die Qualität des Trainings, die Qualität der Transfers und die Qualität der Jugendausbildung des HSV, die über die Zukunft des Profifußballs in Hamburg entscheidet. So gesehen besitzt der HSV eine faire Chance, eine Chance wie sie der BVB oder Gladbach besessen haben…
Hallo Grave,
du schreibst über viele immer noch -gelinde gesagt- unschöne Zustände beim HSV (“alte Seilschaften” werkeln weiter, Kommunikationsprobleme ua im Vorstand, schwacher Präsident Jarchow läßt sich nur bei Erfolg blicken, KMK unzufrieden mit Anteilshöhe, Finanzielle Lücken auf dem Weg nach Europa, etc.). Auch erwähnst du, dass
“eventuelle Enttäuschungen nicht mit dem Umstand zusammenhängen, dass ehemalige “Plusser” keine Posten oder Ämten angenommen haben, sondern vielmehr mit dem, was aus ihren Idee bzw. den Ideen, die sie mitgetragen haben, am Ende gemacht wurde.
Aber besser, ich halte mich zu dem Thema erstmal zurück, sonst bin ich am Ende nur wieder der kleine xxx, der in der Ecke sitzt und Faxen macht.”
Das du zu so etwas nichts weiter konkretes sagen kannst, kann, ich zwar verstehen.
Aber vor dem Hintergrund, dass (wie ein User oben schrieb)
– Rom auch nicht an einem Tag erbaut wurde und
– das in Zeiten der harten Sanierung, nie alle sofort geradeaus laufen können, sondern auch mal rechts und links “ausgewichen/ umkurvt” werden muss, um
letztendlich ans Vereins/ Mitglieder-Ziel zu kommen: Dem Wohle/ Schutz des HSV ! (und nicht dem vorrangigen Macht-Wohle zb einiger ewig-gestriger) :
Was wären deine kurz-/ mittelfristig (machbaren) Maßnahmen, um diese verworrene Situation schrittweise zu entwirren ?
Zum Beispiel: Würde deiner Meinung nach ein neuer Wahl-Beirat (SC und Amateur Delegierter) und auch ein neues Präsidium (zur Zeit ist CE Jarchow Präsident und vertritt den eV in der HV der AG), die im Januar zu wählen sind, helfen ?
Oder reicht das dMn als erste Sofort-Maßnahmen nicht aus, um vor allem auch den Weg von HSVPlus (und den ca. 80% Mitglieder-Votum) zu “schützen” ?
PS: Auf der letzten SC Versammlung, wo die neue SC-Leitung gewählt wurde, soll das ausgeschiedene SC AL Mitglied C. Reichert orakelt haben, dass “der Wahlbeirat nur je einen Präsidiums-Kandidaten vorschlagen werde und dass das mit Mitgliedermitbestimmung nichts mehr zu tun habe” (sinngemäß). Der Ehrenrat Kai E. soll daraufhin gemeint haben, dass “der Wahlbeirat lt. Interpretation der neuen Satzung eV ja auch das Recht dazu habe, nur je ein Kandidaten aufzustellen” (so wurde es mir berichtet).
… falls das stimmen sollte und kein hier “Stille Post” Effekt auftrat: Ich bin mir sehr sicher, HSVPlus wollte -und versprach- hier mehr Mitgliedermitbestimmung.
Ich finde es hilfreich, wie hier klargemacht wird, dass es echte und vielleicht nicht einmal vollständig unberechtigte Hoffnungen gab, die sich an HSV+ im Allgemeinen und auch an den Einstieg von Investoren im Speziellen geknüpft haben. Kein “wie konntet ihr so dumm sein”, kein billiges Freund-Feind, kein gut-böse. Nur damit kann man das Pendel einfangen, welches sonst ganz schnell wieder in eine andere Richtung ausschlagen könnte und die seriöse Tagesarbeit einleiten. Die Defizite in dem Bereich sind ja hier auch schon Thema gewesen. Aber es ist die einzig rationale Möglichkeit sich in unserem schwierigen Umfeld zu bewegen und wenigstens den maximal möglichen Erfolg aus dem Bestehenden rauszuholen.
Das bringt mich zum Kritikpunkt an dem Artikel: Am Ende wird die Pointe zu eng auf ein “50 Mio sind nicht genug” eingegrenzt. Bei allen berechtigten Verweisen auf andere, kleinere Vereine, die zuletzt mit Geld zu Erfolg gekommen sind muß man da einschränken: Im Prinzip können 150 Mio genau so schnell fehlinvestiert werden wie 50 Mio. Es gibt eigentlich nur eine seriöse “Anlage” in diesem Fall (der Verein ist nicht kein gelddruckender Staat) und das ist der Schuldendienst. Hier ist jede Mark gleich viel wert. Am Ende drehen wir uns im Kreise und hätten uns einfach “mehr” gewünscht aus Richtung Kühne. Ich selbst hätte aber spätestens da erst einmal den Hahn abgedreht, als Jarchow/Kreuzer kurz vor Amtsübergabe zu ihrer letzten Shoppingtour aufgebrochen sind. Dass Jarchow am Ende auch den Calhanouglu Verkauf forciert hat ist ein Gerücht welches ich sofort glaube. Und dabei ging es nicht mehr um seriöses Wirtschaften, sondern nur noch um symbolisches Handeln, so lange man noch etwas zu sagen hat. Von dieser Art Aktionen sind wir (auch die Lichtgestalt) fürchte ich noch lange nicht gefeit – vielleicht wäre das sogar bei einer vollkapitalisierten AG einfacher. Aber wir müssen nun einmal mit dem arbeiten, was wir haben.
Noch eine letzte Nachfrage: Welche Altlasten sind wir denn schon großartig losgeworden? Die Co-Trainer?
Den alten AR? 😉
Naja. Ich dachte an die Exekutive. Aber natürlich kann man einwenden, dass der alte AR durch seinen Dauerwahlkampf und allerlei Grenzüberschreitungen davon nie sauber zu trennen war.
Was die Kosten angeht dürfte der alte AR allerdings kein Argument sein.
Moin Grave,
also ich muss schon sagen: Dein Blog ist und bleibt eine Bereicherung, auch wenn ich längst nicht immer mit deiner Sicht der Dinge überein stimme. Letztlich liegt die Wahrheit ja vermutlich immer zwischen zwei Extremen und so ist es vermutlich auch in diesem Fall.
Alles, was du sagst, stimmt. Und trotzdem gibt es ja eine Komponente, die du (vermutlich mit Absicht) nicht nennst, weil sie nicht zu kalkulieren ist: Fußball eben. Was ist denn, wenn die Direktoren, die Trainer gut arbeiten und eine Mannschaft auf die Beine bekommen, die – obwohl individuell unterlegen – gute Ergebnisse einfährt. Das mag uns in Hamburg unwahrscheinlich erscheinen, aber man muss nur nach Freiburg oder Augsburg schauen (oder sich Gladbach vor 4 oder 5 Jahren vorstellen), dann bekommt man eine Idee davon, dass das eben möglich ist. Sagt ja erstmal nichts über Wahrscheinlichkeiten aus. Denn,