Sehr geehrter Herr Beiersdorfer (Vorstandsvorsitzender HSV AG),

sehr geehrter Herr Hilke (Vorstand Kommunikation HSV AG),

sehr geehrter Herr Knäbel (Direktor Profi Fußball HSV AG),

sehr geehrter Herr Wolf (Mediendirektor HSV AG),

 

ich habe eine Frage und ich hoffe, Sie können mir bei der Beantwortung behilflich sein. Für Ihre Mühen bedanken ich mich bereits jetzt.

Welche Bedeutung haben nach ihrer Definition die Begriffe „geheim“ und „unter Auschluss der Öffentlichkeit“? 

Ich frage deshalb, weil sich Ihre Definition offenkundig von der meinen grundlegend unterscheidet und ich würde gern wissen, warum das so ist.

Vielleicht sollte ich den Grund für meine Anfrage noch ein wenig präzisieren.

Auf ihrer Website HSV.de veröffentlichen Sie regelmäßig die Trainingszeiten der Bundesliga-Mannschaft und der U23, die ja bekanntlich seit einiger Zeit wieder an der Arena trainiert. Von Zeit zu Zeit fällt dann ein besonderer Passus auf, der bei mir für Verwirrung sorgt.

14.11. Nichtöffentliches Training

22.11. Nichtöffentliches Abschlusstraining

Ich weiß ja nicht, wie das für Sie klingt, aber in meiner altmodischen Vorstellung klingt das einigermaßen eindeutig. „Nicht öffentlich“ bedeutet: Nicht für die Öffentlichkeit. Und in meiner Vorstellung bedeutet der Begriff „Öffentlichkeit“ dann halt jeder, der nicht unmittelbar mit dem Geschehen zu tun hat bzw. haben soll.

Im Falle des Trainings einer professionellen Fußballmannschaft bedeutet dies wohl, dass niemand außer den Spielern, den Trainern, den Medizinern und eventuell dem Sportchef Zeuge des Geschehens sind sollte. „Öffentlichkeit“ beinhaltet doch eigentlich auch sämtliche Medienvertreter, oder irre ich an dieser Stelle.

Bitte helfen Sie mir, weil ich es einfach nicht verstehe.

Warum nenne ich etwas „nicht öffentlich“, wenn ich bereits im Vorfeld weiß, dass dieses „nicht öffentliche Training“ alles andere als „nicht öffentlich“ sein wird? Wenn ich doch weiß, dass die Kollegen von Mopo, Abendblatt und Co. vom „nicht öffentlichen“ Training twittern und berichten, was das Zeug hält, warum nenne ich es dann „nicht öffentlich“? Ich verstehe es nicht.

Oder möchten sie nur die handelsüblichen Trainingskiebitze abschrecken? Damit die nicht mitbekommen, wie oft Rudnevs übers Tor geballert oder an welchem Sprunggelenk sich Stieber verletzt hat?

Ich verraten Ihnen ein Geheimnis, man kann jede Handbewegung von „Magic Joe“ Zinnbauer in Echtzeit bei Twitter nachlesen, kein Witz.

Aber, ich nehme an, dass wissen Sie längst, Sie sind ja nicht blöd. Denn immerhin twittert auch der Hamburger Sportverein selbst live und in Farbe von den nicht öffentlichen bzw. geheimen Einheiten. Spätestens an dieser Stelle habe ich irgendwann einmal angefangen, mich verarscht zu fühlen und ich will Ihnen auch gern erklären, warum.

Schauen Sie, ich habe da so einen kleinen, unwichtigen Blog, den kaum jemand kennt und im Grunde niemand liest und dennoch könnte selbst ich an den sogenannten „nicht öffentlichen“ Tagen raus nach St. Ellingen fahren, mich auf einen Hügel setzen, mir ein Loch in die Plane bohren oder mich an einen Baum krallen. Dann könnte ich all das „nicht Öffentliche“ beobachten und meinen wenigen Lesern davon berichten.

Warum mache ich das nicht? Nun, das möchte ich Ihnen erklären. Wenn mir jemand mitteilt, dass etwas „nicht öffentlich“ ist, dann bedeutet das für mich, dass ich mich raushalte. Ich habe dann dort nichts verloren und ich verzichte dann lieber auf die Information meiner 12 Leser, als gegen die von Ihnen aufgestellten Regeln zu verstoßen. Außerdem hat es doch bestimmt einen Grund, warum sie etwas als „nicht öffentlich“ oder sogar „geheim“ einstufen, oder etwa nicht?

Ich jedenfalls gehe davon aus, dass ich meinem Verein in irgendeiner Form schaden könnte, sollte ich gegen die aufgestellte Regel „nicht öffentlich“ verstoßen und das möchte ich natürlich nicht.

Andere scheinen das etwas anders zu empfinden, sie machen sich einen Spaß und teilweise einen Sport daraus, gegen Ihre Regeln, lieber Herr Beiersdorfer, zu verstoßen, aber das scheint Sie nicht zu stören.

Wenn es Sie allerdings nicht stört, frage ich mich, warum Sie (oder Ihre Mitarbeiter) diese Einheiten als „nicht öffentlich“ einstufen?

Ich weiß, was jetzt kommen wird.“

Das Trainingsgelände an der Imtech-Arena lässt zur Zeit einen kompletten Ausschluss der Öffentlichkeit nicht zu“

Schauen Sie, da hätte ich einen Tipp für Sie. Möchten Sie ein Trainingsspiel wie gestern gegen Braunschweig tatsächlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit absolvieren, dann spielen Sie doch einfach woanders. Ich habe beispielsweise gehört, dass sich auf dem Trainingsgelände in Ochsenzoll tatsächlich mehrere Fußballplätze befinden sollen. Alternativ wäre da noch der Platz vom SC Viktoria zu nennen und wahrscheinlich 50 andere Spielflächen dazu.

Kein Schwein (und eben auch keine Pressekasper) würde davon Wind bekommen und man könnte das, was den eigentlichen Sinn einer Trainingseinheit „unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ ausmacht, tatsächlich vollziehen. Machen Sie aber aber nicht und wüsste gern den Grund dafür?

Sie, sehr geehrter Herr Knäbel, haben sich vor einigen Wochen eine Stunde Zeit genommen, um mit mir über ihre Aufgaben zu reden. Ein Satz blieb bei mir besonders haften, sie sagten sinngemäß:

„Eigentlich können wir ja eine DVD von unserem Abschlusstraining an den nächsten Gegner schicken, das gefällt mir nicht“

Jetzt frage ich mich, warum Sie nichts dagegen unternehmen, wenn es Ihnen nicht gefällt und wenn es offenbar Ihrer Meinung nach einen Wettbewerbsnachteil bedeutet.

Kann es sein, dass der Verein „noch nicht so weit ist“ ? Kann es sein, dass man zwar die zahlenden Fans auszusperren versucht, es sich mit der hiesigen Presse jedoch nicht verderben möchte? Irgendeinen Grund muss es doch geben und den würde ich gern erfahren.

Von mir aus können Sie jedes Training öffentlich oder jedes Training unter Ausschluss abhalten, mir ist das vollkommen egal. Egal ist mir aber nicht, wenn man mich verarschen möchte.

Mit sportlichem Gruß

Mitglied 3205525

 

P.S. Die Gipfel beim Kommentiere der Entscheidung der Ethik-Kommission bzgl. der WM-Vergaben an Russland und Katar schossen mal wieder „meine“ Australier ab 🙂

 

Sydney Morning Herald: „Warte mal, Sepp, ich glaube, ich habe Ethik gefunden, hier, hinter dem Regal! Ach nein, doch nicht, es war nur ein altes Sandwich. Vielleicht unten hinter der Couch? Schau mal nach, irgendwo muss doch ein bisschen Ethik zu finden sein.“