Liebe HSV-Fans,

gestern bat ich euch hier im Blog um eure Mithilfe. Ich fragte nach positiven Themen, im Grunde danach, was euch immer noch an diesen Verein glauben lässt. Ich möchte jetzt nicht alle (eigentlich waren es nicht so viele unterschiedliche) Punkte wiederholen oder aufarbeiten, denn im Grunde waren so gut wie alle Argumente von einer Sache genährt – der Hoffnung. Hoffnung auf bessere Zeiten, Hoffnung auf eine positive Entwicklung, auf bessere Spiele, irgendwie auf einen HSV, der endlich wieder Spaß macht.

Und so kann man zu dem vorgezogenen Schluss kommen, dass es eigentlich die Hoffnung ist, die Hoffnung macht. Dies ist in der Tat nicht wirklich neu in diesem Verein, denn diese Hoffnung existiert nun schon seit fast 3o Jahren und sie wird immer wieder dann neu befeuert, wenn neue Personen auf bekannten Posten ihre Ämter beginnen. Mit all diesen Personen waren Hoffnungen auf bessere Zeiten verbunden und sie alle scheiterten an den unterschiedlichsten Problemen.

Scheiterten die Einen an den Vereinsstrukturen, scheiterten die Anderen an der Mitlieder-Mitbestimmung. Einige scheiterten an ihren Kollegen und viele an sich selbst. Es gab Verantwortliche, die scheiterten an ihrer Unfähigkeit und es gab welche, die scheiterten an den zu großen Erwartungen.

Es bleibt zu hoffen, dass die aktuellen „Machthaber“ nicht daran scheitern, dass der Eine endlich aus dem langen Schatten seines Besitzers getreten ist und bemerkt, wie interessant Bekanntheit und Prominenz sein kann. Dass der Andere ein guter Sportchef, aber nur ein durchschnittlicher Chef ist und dass ein Dritter zwar seinen Job nicht beherrscht, aber dafür das Spiel mit der Macht umso besser.

SKY-Reporterin Jessica Kastrop, die ich unter normalen Umstände aufgrund ihres fehlenden Plans nicht ernst nehmen kann,sagte gestern bei SKY90 etwas Richtiges:

Der HSV ist so ein Verein, bei dem glaubt man jedes Jahr: So, diesmal aber. Und dann passiert es doch wieder nicht.

 

Und so ist die Hoffnung des Vereins im Grunde die Geduld und die unverzagte Hoffnung der Fans auf bessere Zeiten, die, ist man einmal ehrlich, faktisch nicht belegt werden kann.

Guckt man sich das an, was gestern im Spiel gegen Bremen abgeliefert wurde und das auf den Eintrittskarten als Bundesliga-Spiel deklariert wurde, ist es mehr als ein Wunder, dass es immer noch mehr als 45.000 Fans, die sich dieses Gebolze jedes 2. Wochenende antun. Die von weither anreisen, Kosten auf sich nehmen, Trikots kaufen, sich in der eiskalten Arena den Arsch abfrieren und sich dann 90. Minuten quälen lassen, gestern gleich von zwei Mannschaften.

War der HSV gestern schlecht, so war Werder Bremen unfassbar schlecht. Das, was beide Mannschaften am Sonntag spielerisch, technisch, taktisch ablieferten, genügte im Prinzip einer unterdurchschnittlichen Zweitliga-Partie, einzig der unermütliche Einsatz der Hamburger war hervor zu heben, wenn das Spiel nicht noch zwei späte Glückstreffer gesehen hätte, wäre es unerträglich gewesen.

So aber regiert in Hamburg wieder die Hoffnung darauf, dass es vielleicht doch irgendwann einmal besser werden könnte und diese Hoffnung wird auch dann noch existieren, selbst wenn in Augsburg am nächsten Wochenende verloren wird. „Dann eben zuhause gegen Mainz“, wird es dann im endlosen Kreislauf im Leben der HSV-Fans heißen. Was sollen sie auch tun? Sie haben sich diesem Verein verschrieben und sind in ihrer Rolle unfähig, etwas verbessern zu können.

Halt, falsch, etwas konnten sie doch verbessern. Immerhin pilgerten fast 10.000 Mitglieder am 25.05.2014 in die Arena, stürzten die alten Machthaber und vollzogen die Strukturreform. Besonders die Fans, die dort anwesend waren und noch viel intensiver diejenigen, die sich während der Wahlkampfphase engagiert haben, müssen jetzt an den neuen HSV glauben. Tun sie das nicht, gestehen sie sich ihr eigenes Scheitern an, gestehen eventuell sogar ein, aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Dies macht niemand gern und so wird teilweise entgegen jeder Vernunft und ohne wirkliche Argumente all das niedergemacht, was die aktuellen Fakten aufzählt. Menschlich, aber eben auch radikal, fanatisch und unvernünftig.

Denn am Ende sind wir wieder am Anfang. Was da ist, ist die Hoffnung. Die Hoffnung, dass es noch Hoffnung gibt und bekanntermaßen stirbt die Hoffnung zuletzt.

Das wahre Kapital des Vereins ist die unendliche Geduld seiner Fans. Sollte es damit irgendwann einmal vorbei sein, hat der Hamburger Sportverein ein Problem, für das es keine Lösung mehr gibt.