Viel gewagt, nichts gewonnen. Natürlich gibt es wieder einige Unentwegte, die die Schuld beim Schiedsrichter suchen wollen, aber das wäre nur die halbe Wahrheit. Sicher, der Elfmeter kam aus der Rubrik „Lachpille“, aber wer hier ansetzt, springt zu kurz. Zinnbauer ließ Holtby und Lasogga draußen, brachte Götz, Marcos und Gouaida und griff damit am Ende des Tages ins Klo.

Was im Falle eines Erfolges als Geniestreich gefeiert worden wäre, kommt jetzt wie ein Boomerang zurück, denn natürlich muss man sich fragen, warum ausgerechnet gegen eine eingespielte und taktisch überaus disziplinierte Mannschaft aus Augsburg derart tief in die Spekulationskiste gegriffen werden musste, zumal weder Holtby noch Lasogga verletzt waren.

Vor dem grausamen Gekicke gegen Bremen (4:0 gegen Paderborn) rief Direktor Profi Fußball, Peter Knäbel, die restlichen Spiele bis zum Ende der Halbserie zum Charaktertest aus, da man meinte, mit den verbleibenden Gegnern auf Augenhöhe zu sein.

Zumindest mit Augsburg ist der HSV in dieser Saison nicht (mehr) auf Augenhöhe, denn den Augsburgern genügte eine durchschnittliche Partie, um den HSV im Grunde nach Belieben zu beherrschen. Ob das am nächsten Spieltag gegen Mainz 05 anders werden wird, wird man sehen.

Dabei kann man den Hamburger nicht nachsagen, dass sie es nicht versucht hätten bzw. dass sie nicht gekämpft hätten. Der Einsatz ist nicht das Problem, die Abstimmung, die tatsächlichen Fähigkeiten sind es. Auch gegen eine Mannschaft der Namenlosen ist nahezu alles, was der HSV versucht, auf Zufall ausgerichtet (Ausnahme der 1:0 durch van der Vaart) Auch im 10. Spiel unter Zinnbauer ist keine Ordnung und kein systematisches Aufbauspiel erkennbar und man muss, auch wenn man keine erneute Trainerdiskussion anfangen möchte, die Frage stellen, was denn eigentlich unter der Woche trainiert wird.

11 Punkte (von 30 möglichen), 7 Tore  die Bilanz ist erschütternd, da darf man sich nichts vormachen. Und wenn man sieht, wie am Freitag die Stuttgarter nach dem Trainerwechsel 4 Tore in Freiburg erzielen konnten und wie die Bremer, die in Hamburg wie ein Drittligist auftraten, gegen Paderborn 4 Treffer erzielten, also  in einem Spiel mehr als die Hälfte dessen, was der HSV in 13 Ligaspielen zustande brachten, dann müssen die Alarmglocken schrillen.

Das letzte Mal gewann der HSV im April 2013 zwei Spiele in Folge und soll es diesmal nicht ab in Richtung Liga 2 gehen, muss sich daran spätestens in der Rückrunde etwas ändern. Wenn es dann nicht zu spät ist.

Auch wären sowohl Verantwortliche, wie auch Fans gut beraten, wenn man sich schnellstmöglich von den Begriffen wie „gebrauchter Tag“, „Fehlentscheidung“, „abhaken“ oder „das wird schon“ trennen würde. Der Trainereffekt ist verpufft, wenn er denn je dagewesen ist.