Das Spiel.

Was genau fragt man sich als HSV-Fan eigentlich seit nunmehr mehr als 2 Jahren? Richtig. „War dies jetzt die erbärmlichste Leistung seit der Einführung des 4. Offiziellen oder geht noch mehr?“ Nach dem Spiel gegen eine zuvor vollkommen verunsicherte Stuttgarter Mannschaft, nach 9 Toren in 16!!! Spielen, muss man zugeben: Es geht immer noch ein wenig schlechter. Keine Ahnung, welche Besitzer von Blindenhunden in den letzten Wochen eine (positive) Entwicklung erkannt haben wollen, ich erkenne sie nicht. Und jetzt soll mir doch bitte keiner erzählen, dass die Mannschaft in den letzten Spielen wenigstens gelaufen wäre. Meine Güte, das ist kein Qualitätsmerkmal, das ist Grundvoraussetzung.

Der HSV war aufgrund von Aggressivität in den „Hass-Spielen“ gegen Leverkusen und Bremen in der Lage, den Gegner mit Körperlichkeit in Schach zu halten, spielerisch ist das, was die 5. oder 6. teuerste Mannschaft der Liga Woche für Woche abliefert ein Offenbarungseid, der sowohl spiel-taktisch wie technisch in die 2. Liga gehört.

Anlasten muss man das, und da führt nach nunmehr 90 Tagen im Amt kein Weg dran vorbei, auch Trainer Joe Zinnbauer. Hinten dichtmachen und vorn auf den lieben Gott, einen Standard oder eine Schiedsrichter-Entscheidung zu hoffen, das ist weder System noch Taktik, das ist die pure Hilflosigkeit. Man fragt sich nicht langsam, sondern jeden Tag mehr, was eigentlich tagtäglich im Volkspark trainiert wird, wenn man diese stümperhaften Offensiv-Versuche, diese grauenerregende Raumaufteilung, diese Verbandsliga-Stockfehler von Spielern sieht, die zu großen Teilen in den Nationalmannschaften ihrer Heimatländer spielen oder gespielt haben. Wenn ein Trainer nicht in der Lage ist, diesen Spielern eine Idee zu vermitteln, dann ist er falsch. Punkt. Und dies ist keine Erkenntnis nach 3 Spielen unter Zinnbauer, sondern nach 13, also nach mehr als einem Drittel der Saison.

Der Verein.

Nun denn, was die Mannschaft kann, das kann der Verein schon längst. Als wäre die sportliche und finanzielle Situation nicht dramatisch genug, fühlt sich nun auch ein zum Stillschweigen verpflichteter Aufsichtsrat bemüssigt, seinen Senf in einer Stammel-TV-Sendung mit maximal 5.000 Zuschauern verbreiten zu müssen. Eine Frage an all diejenigen, die diesen Vorgang als vollkommen normal erachten: „Was hättest ihr gesagt, wenn zum gleichen Zeitpunkt der letzten Saison ein Herr Ertel, ein Herr Hunke oder ein Herr Klüver in dieser „Show des Grauens“ aufgetaucht wäre und losgeledert hätte?“ Ehrlich.

„Es war erbärmlich, dass wir keine Lösungen hatten im Spiel“ (Eindeutige Kritik am Trainer)

„Die Qualität ist nicht vorhanden“ (Eindeutige Kritik an der Kader-Zusammenstellung, die übrigens er selbst als Aufsichtsrat mit abgesegnet hatte)

„In der Offensive fehlt uns Geschwindigkeit“ (Warum hat man dann keine anderen Spieler verpflichtet, wenn man das wusste?)

„Mich stört, dass viele Spieler einen Privat-Coach haben“ (Könnte man als Verein doch reglementieren, aber warum tritt man das öffentlich breit?)

„Das Thema Zinnbauer ist über Nacht entschieden worden“ (Super. Man feuert Slomka und hat keinen Plan B. Danke für die Info, Herr von Heesen)

Nach dem Ende dieses Stotter-Theaters kann man sich noch eine Frage stellen: Warum hat ein von Heesen das überhaupt nötig? Warum muss er dort an zusammengeschobenen Resopal-Tischen mit Billig-Kopfhörer sitzen und den beiden freien Mitarbeitern beim Stammeln zuhören? Wäre es nicht einfach angebracht, als amtierender Aufsichtsrat solche und vergleichbarer Auftritte zu vermeiden oder spielt dort die oft angesprochene Eitelkeit eine tragende Rolle?

Der Mann, den es nicht gibt.

In der heutigen Ausgabe der Sportbild (unten anklicken) wird nun zum ersten Mal auf die katastrophale Finanz-Situation des HSV hingewiesen, die Zahlen sind ebenso erschütternd, wie ich es ja bereits seit Wochen berichte. Vielleicht geht jetzt dem einen oder anderen ein etwas helleres Licht auf. Was mir – wieder einmal – auffällt: Es werden von der SpoBi alle „Schuldigen“ genannt. Jarchow, Beiersdorfer, Gernandt, Kühne finden sogar auf dem Foto statt. Ein Mann taucht, wie gewohnt, an dieser Stelle nicht auf und das ist derjenige, der doch eigentlich seit mehr als 3 Jahren dafür sorgen sollte, dass frisches Geld ins Haus kommt, oder etwa nicht? Marketing-Vorstand Joachim Hilke scheint in den Überlegungen eines Springerblattes erneut keine Rolle zu spielen und man sollte sich irgendwann einmal fragen, warum das so ist. Außerdem sollte man sich fragen, woher das Sport-Magazin die detaillierten Zahlen bekommen hat, wo doch beim HSV „nichts mehr nach außen dringt“. Während so gut wie jeder im Verein sein Fett weg bekommt, erhält der findige Hilke erneut Absolution durch Nicht-Nennung. Wahnsinn.

SportBild

Hafenmeier.

Wie gestern nun goal.com und HSV-Arena.Hamburg als Erste meldeten, wird Ex-Aufsichtsratsboss Jens Meier vom Beirat als Kandidat für das Amt des e.V.-Präsidenten vorgeschlagen. Eine Wahl, die überrascht, wie ich finde. Viele Mitglieder (ich auch) hatten gehofft, dass endlich mal ein unvorbelasteter Kandidat ins Rennen geschickt wird, wobei Meier noch als einer der wenigen Ex-en eine Aussicht auf mehr als 50% der Wählerstimmen haben dürfte. Meier hatte während der Wahlkampf-Phase um die Ausgliederung eine neutrale Haltung eingenommen und ihm wird nachgesagt, dass er – sagen wir es einmal vorsichtig- kein freundschaftliches Verhältnis zu AR-Boss Gernandt pflegen soll.

Den Bestrebungen der bewegten Ober-Fans, die eine Verzögerung der Wahl anstreben, um ihren Rieckhoff durch die kalte Küche ins Amt zu heben, dürfte diese Personalie nicht schmecken. Meier ist wählbar und eine Vertagung der Wahl wird nahezu unwahrscheinlich. Insofern hätte der Beirat alles richtig gemacht.

http://www.sky.de/web/cms/de/videos-bundesliga.jsp?bctid=3946141112001&wkz=WXFSL1