Wieder einmal war das nichts am letzten Spieltag, im Grunde war das sogar gar nichts. In der 43. min. wurde Pierre-Michel Lasogga kurz vor der Halbzeit ausgewechselt, eine Oberschenkel-Zerrung machte ein Weiterspielen unmöglich. Bis dahin war Lasogga so gut wie nichts gelungen, was leider nur eine Fortsetzung dessen war, was sich wie ein roter Faden durch diese Saison zieht. Unbeweglich, technisch limitiert, langsam und außerdem noch eigensinnig. Lasogga neigt aufgrund seiner Torflaute (bisher 2 Treffer in 16 Spielen) dazu, aus den unmöglichsten Winkeln teils unmotiviert abzuziehen, anstatt den besser postierten Nebenmann anzuspielen und die Chance auf ein Tor zu erhöhen.

Nun sagt man zwar, dass ein Mittelstürmer bis zu einem gewissen Grad eigensinnig sein muss, aber das, was PML in den letzten Spielen abliefert, ist die pure Ignoranz und er schadet damit nicht nur sich, sondern auch der Mannschaft und besonders Trainer Joe Zinnbauer, der bisher nahezu nibelungentreu an seinem teuersten Transfer festgehalten hatte. Zinnbauer ging sogar soweit, sein eigenes System mit einem Stoßstürmer umzubauen und mit Artjoms Rudnevs einen zweiten, ähnlichen Spielertyp an Lasoggas Seite zu beordern, um den Königstransfer zu entlasten.

Nett gedacht, doch geklappt hat es nicht. Dies liegt nicht zuletzt an Lasogga selbst, bei dem man den Eindruck gewinnen muss, dass ihm die Personalie Rudnevs ein Dorn im Auge ist, denn der Lette wird von Lasogga regelmäßig ignoriert. Bei diesem stellt sich mehr und mehr Resignation ein, denn er kann sich im Grunde sicher sein, dass Lasogga lieber aus 40 m abzieht, als Rudnevs den Ball aufzulegen.

Dabei kann sich der Lette zumindest nicht nachsagen lassen, dass er nicht in jedem Spiel alles geben würde. 11,44 km spulte der Stürmer gegen den VfB Stuttgart ab, Lasogga kam in seinen 43 min. auf gerade mal 4,85 km.

Wie aber konnte es zu dieser, für den HSV gefährlichen, verfahren Situation kommen? Schließlich galt der Ex-Berliner nach der letzten Katastrophen-Saison noch als eine Art Lebensversicherung für die Hamburger und so galt es, allein schon aus Marketing-Gesichtspunkten (Gell, Herr Hilke) als zwingend notwendig, dass ein nahezu zahlungsunfähiger HSV insgesamt € 8,5 Mio in die Bundeshauptstadt überwies, wofür sich Herthas Sportchef Preetz heute noch abfeiern lässt.

Hätte man in Hamburg etwas intensiver analysiert, wäre man vielleicht zu einem anderen Schluss gekommen, aber der Druck aus den eigenen (Marketing)-Reihen, aus der Fan-Szene und auch von Seiten der Medien war Beiersdorfer zu groß, als dass er sich dem hätte entgegenstellen wollen.

Hätte man in Hamburg etwas besser hingeschaut, wäre den Verantwortlichen möglicherweise aufgefallen, dass PML 5 seiner insgesamt 13 Tore in der letzten Spielzeit in nur zwei Spielen erzielt hatte (3 gegen Nürnberg, 2 gegen Leverkusen). Bleiben 8 Tore in 18 Spielen, eine Bilanz, die normalerweise keinen Transfer in Höhe von  € 8,5 Mio. rechtfertigt. Aber auch etwas anderes hätte den Experten auffallen müssen. Lasogga ist kein Kombinationsfußballer, er ist ein Vollstrecker und ein Vollstrecker lebt größtenteils von den Zuspielen seiner Mitspieler. Wenn ich jedoch die eigentliche Lebensversicherung der letzten Saison, Hakan Calhanoglu, als Vorlagengeber ziehen lasse, habe ich zwei Alternativen.

1. Ich versuche, den Vorlagengeber möglichst 1:1 zu ersetzen, was im Fall Calhanoglus nahezu ausgeschlossen war.

2. Ich ändere meine Spielweise und agiere mit einem spielstarken Stürmer, da mir der „Aufleger“ weggebrochen ist.

Der HSV entschied sich für die überaus teure Variante dazwischen und hat jetzt den Salat. Man besitzt einen teuren, unaustrainierten, egoistischen und frustierten Vollstrecker ohne einen Vorlagengeber.

Dass weder Lewis Holtby noch Nicolai Müller diesen Part erfüllen können, wurde nach den ersten 16 Saisonspielen mehr als deutlich. Rafael van der Vaart rückte um 1 1/2 Postionen nach hinten und hat ohnehin genug mit sich und seinen Nerven zu tun.

Was muss passieren? Will der HSV auch weiterhin mit dem Stoßstürmer Pierre-Michel Lasogga auflaufen, muss man sich zwingend auf die Suche nach einem Torvorbereiter begeben. Am besten jemanden, der Tempo und eine erhöhte Gefährlichkeit bei Standards mitbringen kann. Der Bremer Junuzovic wäre so ein Spielertyp, der die Bundesliga bereits kennt.

Bekommt man einen solchen Akteur nicht, so wäre der HSV meiner Ansicht nach besser beraten, mit einem Stürmer wie Nicolai Müller oder vielleicht auch Artjoms Rudnevs zu spielen, da in dem Fall zumindest Laufarbeit und ein gewisses Tempo garantiert ist. Spielt man ohne geeigneten Vorbereiter, kann man sich einen Lasogga sparen.