Liebe Leser,

vor kurzem kursierte ein Abendblatt-Interview mit Bernhard Peters durch den Orbit, welches natürlich spontan von dem einen oder anderen bejubelt wurde, der nicht in Lage ist, zu denken oder zu zählen.

Mich hat dieses Interview einigermaßen sprachlos zurückgelassen, da es in seiner Tonalität für mich wie die Erstellung eines Konstruktionsplans für einen Windpark in der Nordsee klang. Emotionslos, kalkulierend und kalt. Ob dies die zukünftige Herangehensweise eines Fußball-Clubs sein kann, bei dem am Ende des Tages immer noch jungen Menschen beschäftigt sind, lasse ich mal offen und zwar ebenso offen, wie die Antworten des „Direktor Sport“, welcher beim HSV für die mittel- und langfristige strategische Ausrichtung verantwortlich zeichnen soll.

Natürlich kann man die Frage stellen, ob jetzt Peters der eigentliche Verantwortliche für dieses blutleere und gefriergetrocknete Geschwafel ist oder ob die Herren Fragesteller vielleicht einfach mal hätten nachfragen sollen, als sich Peters in Plattitüden erging. Man weiß es nicht. Was man aber weiß: Eigentlich hat der Ober-Direktor so gut wie nichts gesagt.

Beispiele:

Wir sind aktiv dabei, die Voraussetzungen für eine Leistungsentwicklung zu verbessern. Es gibt in einem noch fragilen Gebilde aber nie kontinuierliche Entwicklungen und damit immer wieder Leistungsdellen. Es gibt viele Veränderungen. Den Erfolg kannst du nur bis zu einem gewissen Grad planen.

Was soll das bedeuten? Voraussetzungen für eine Leistungsentwicklung schaffen? Welche Voraussetzungen sind das? Warum gibt es in einem „fragilen Gebilde“ keine kontinuierliche Entwicklung? Heiße Luft.

Nein, der HSV hat bei diesem Umbau keine Patrone mehr frei. Wenn er diese Strukturen nicht aufbaut, wird er weiter dem Abgrund entgegentaumeln. Es gibt keinen alternativen Weg zu dem, den Dietmar Beiersdorfer bestreitet.

Welche Strukturen denn? Wie sieht der Weg aus, den Beiersdorfer bestreiten?

Der Job von Dietmar Beiersdorfer, Peter Knäbel und mir ist ja, dafür zu sorgen, dass die Fußballstrukturen im Leistungssport beim HSV stabiler werden. Dabei geht es darum, Personalrecruiting, Personalentwicklung, die strategische, inhaltliche Konzeption vom Kinderfußball bis zum Profibereich und den ganzen sportwissenschaftlichen Support in ein Netzwerk zu packen.

Wie machen sie das, die Fußallstrukuren im Leistungssport beim HSV stabiler zu gestalten? Welche Maßnahmen sind dafür erforderlich? „In ein Netzwerk zu packen“. Was soll das bedeuten? Hat es dieses Netzwerk bisher nicht gegeben?

Die Entwicklung der verschiedenen Leistungsfaktoren zu systematisieren und dann alle Bereiche zu optimieren, das versuchen wir hier in Hamburg auch.

Sorry, Herr Peters, aber das ist doch pseudo-wissenschaftliches Verkäufer-Gesülze. In einigen Teilbereichen des Interviews wird es dann tatsächlich etwas konkreter, aber die für den Hamburger Sportverein wichtigen Komponenten wurden meiner Meinung nach hinter Modebegriffen und verschachtelten Andeutungen verborgen. Hier hätte ich mir einen Interviewpartner gewünscht, der gefragt hätte: „Was genau bedeutet das jetzt?“ Aber das Abendblatt lässt Peters andeuten und verschleiern, ohne, dass man hinterher mehr weiß als vorher.

Bei aller Liebe, aber für mich hat dieses Interview keine neuen inhaltlichen Erkenntnisse gebracht, außer vielleicht, dass mich die Kälte überrascht hat, die Peters transportiert.