Malanda.1

Das Leben ist kostbar. Und es ist zerbrechlich. Leider bemerken wir das immer erst dann, wenn etwas Schreckliches passiert. Ebenso, wie wir jeden Morgen aufwachen und es als selbstverständlich hinnehmen, dass wir keine Schmerzen haben, bemerken wir immer erst dann, wenn wir Schmerz empfinden, wie er sich anfühlt. Wahrscheinlich ist dies eine Schutzfunktion des Verstandes und es vernünftig, dass es so ist.

Gestern ist ein bekannter Fußballprofi ohne eigenes Verschulden bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben gekommen und die Fußballfamilie trauert. Warum aber trauern Fußballfans in aller Welt um einen Spieler, den sie im Zweifelsfall gar nicht gekannt haben? Ich glaube, sie trauern nicht um den Fußballspieler Junior Malanda, sondern um den jungen Menschen Junior Malanda. Sie trauern, weil sie wissen, dass er mit seinen 20 Jahren nicht nur sein ganzes Leben noch vor sich hatte, sondern auch weil sie bedauern, dass er in der kurzen Zeit nicht genügend Spuren hat hinterlassen können. Er bekommt nicht mehr die Chance, Menschen zu helfen, anderen beizustehen, Mitgefühl zu empfinden, Gutes zu tun.

Das Leben ist schnell in diesen Tagen. Vor wenigen Wochen noch betrauerten wir die Passagiere des Malysian Air-Fluges, der über der Ost-Ukraine abgeschossen wurde. Vorgestern noch betrauerten wir die 10 Charlie Hebdo-Journalisten, 3 Polizisten und 4 Geiseln, die bei feigen Anschlägen in Paris ums Leben gekommen sind. Heute ist es Junior Malanda und nächste Woche werden es andere sein. Der nächste Flugzeugabsturz, die nächste Naturkatastrophe, das nächste Amoklauf. Wichtig wird sein, nicht aus den Augen zu verlieren, warum wir trauern.

Wir trauern um Menschen. Um Menschen, die keine Möglichkeit mehr haben werden, anderen zu helfen und für andere da zu sein.

R.I.P. Junior Malanda