Also, ich muss sagen, ich habe schon schlechtere Testspiele gesehen, denn zumindest das, was der HSV gestern in der ersten Halbzeit mit einer vermeintlichen B-Elf gegen Eintracht Frankfurt zeigte, war ansehnlich. Der HSV begann mit der Aufstellung

Adler – Jung, Rajkovic, Kacar, Jansen – Jiracek, P.Müller – A.Arslan, Stieber, Beister- Rudnevs

und wusste durchaus durch hohe Laufbereitschaft, gutes Gegenpressing und schnelles Paßspiel zu gefallen. Besonders Artjoms Rudnevs, der mit seiner Schnelligkeit und seinem aggressiven Pressing die Frankfurter ein ums andere Mal in Verlegenheit bracht und Boban Rajkovic, der nach seiner Verletzungspause mit Ruhe und Zweikampfstärke dicht machte, konnten überzeugen. Aber auch die jungen Nachwuchsspieler wie P. Müller, A. Arslan und Jung fielen keineswegs ab.

Dies lag natürlich auch daran, dass man den Eindruck hatte, die Mannschaft von Joe Zinnbauer nimmt diesen Test absolut ernst (schließlich möchte man sich im Land des größten Sponsors nicht blamieren), während die Frankfurter in Halbzeit 1 das Ganze wohl eher als Freizeit-Kick angelegt hatten.

Dies änderte sich dann in der zweiten Hälfte und es lag nicht zuletzt an den Hessen, dass das Spiel ab Minute 46. deutlich ausgeglichener wirkte. Die Frankfurter gingen nun aggressiver zu Werke, pressten hoch, was den eingewechselten Drobny häufig zwang, hoch und lang nach vorn zu schlagen, was der überzeugende Rene Adler in der ersten Halbzeit nicht tun musste, eben weil die Eintracht 45 min. lang Schlafwagen-Fußball spielte.

So wirkten es dann auf die Zuschauer so, als hätte sich beim HSV in der zweiten Hälfte durch die Einwechslung der Stammkräfte van der Vaart, Drobny, Holtby, Ostrzolek, Gouaida und später Djourou und Westermann alles zum schlechten gewandelt. Tatsächlich aber fiel auf, dass die Laufbereitschaft und Aggressivität in der zweiten Hälfte eine andere war, es wurde mehr verwaltet als kombiniert. Erstaunlich, wenn man daran denkt, dass die Spieler nur maximal 45 Minuten agieren mussten.

Was noch auffiel:

Rene Adler verbrachte einen ruhigen Abend, strahlte aber durchaus Sicherheit aus.

Rajkovic und Kacar wirkten zumeist souverän in der Innenversteidigung.

Gideon Jung machte auf der ungewohnten Rechtsverteidiger-Position ein ordentliches Spiel.

„Emma“ Emeghara brannte und rannte um jeden Ball. Für kleines Geld würde ich den Mann behalten.

Artjoms Rudnevs ackerte in 45 Minuten mehr als Lasogga in 5 Spielen.

Insgesamt ein gelungener Test, der durchaus dem Selbstvertrauen gut tun sollte.

Bedauerlich gegen Ende die Verletzung von Holtby, der mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch wohl 2 bis 3 Monaten ausfallen wird. Gute Besserung.

By the way – Verletzung. Die angebliche Verletzung von Tolgay Arslan ist erneut eine Erfindung der Vereinsführung, Arslan ist nicht verletzt und hätte spielen können. Was das soll, bleibt wohl des Knäbel-Peters Geheimnis.