17 Spiele, 4 Siege, 9:19 Tore, 17 Punkte – Tabellenplatz 14. Auch heute, Wochen nach Beendigung der Hinrunde, kann ich es kaum glauben, dass man mit einer derart verheerenden Bilanz überhaupt noch „über dem Strich“ stehen kann. Betrachtet man aber nicht nur die reinen Zahlen, sondern auch die spielerische Performance der bisherigen Saison 2014/15, so muss man erkennen, dass der HSV aktuell zwar nicht auf einem Abstiegsplatz überwintert, aber er spielt mit Abstand den schlechtesten, weil unmodernsten Fußball, wenn man einmal die Vereinsbrille weglässt.

Erstaunlicherweise ist es Tatsache, dass man zum gleichen Zeitpunkt der letzten Saison eine Tordifferenz von 33:38 Toren hatte, ebenfalls nur 4 Siege einfahren, aber einen Punkt weniger auf der Habenseite einfahren konnte.

Damals standen Nürnberg und Braunschweig mit jeweils 11 Punkten am Tabellenende, heuten haben Dortmund und Freiburg 15 Punkte gesammelt.

Wohin also führt der Weg des HSV? Was muss sich ändern, damit man das unvorstellbare Glück der Relegation nicht ein zweites Mal bemühen muss?

Natürlich kann man behaupten, dass sich der Hamburger Sportverein defensiv stabilisiert hat, immerhin bekam man nur halb so viele Gegentore wie in der Vorsaison. Der Umstand, dass ein Bundesliga-Verein mit 9!!! geschossenen Toren in 17 Spielen überhaupt noch die Chance auf den Klassenerhalt hat, ist im Grunde unfassbar.

Wie sind die Aussichten? Im Testspiel gegen Eintracht Frankfurt hat sich Lewis Holtby das Schlüsselbein gebrochen, er fällt mindesten 10 Wochen, also die Hälfte der Rückserie aus. Pierre-Michel Lasogga ereilt wieder einmal (zum vierten Mal in Folge) die Vorbereitungs-Seuche und wenn man weiß, wie sehr gerade der bullige Mittelstürmer von der Fitness lebt, ahnt man, was das bedeutet. Sollte sich in dieser Situation der aktuell stabile Artjoms Rudnevs verletzen, wird’s in Hamburg verdammt dunkel. Desweiteren wird immer deutlicher, dass der HSV vor der Saison mit Valon Behrami einen lädierten Spieler für € 3,5 Mio verpflichtet hat. Der Schweizer musste sich in der Winterpause einer OP am Knie (freie Gelenkkörper entfernt) unterziehen, wann er wieder zu 100% fit ist, steht im Stern.

Überhaupt die Verpflichtungen. Lasogga, Müller, Ostrzolek, Holtby, und Stieber erwiesen sich als Enttäuschung, Green fand überhaupt nicht statt, Behrami ist ein lädierter Zerstörer, der aber leider für den kontrollierten Spielaufbau untauglich ist. Einzig Cleber Reis konnte am Ende der Hinserie überzeugen, nachdem ihn 98% der Fachpresse bereits wieder nach Brasilien schreiben wollte. € 27 Mio Aufwand und aus Dukaten-Didi wurde zuerst einmal Verbrennungs-Didi.

Dafür hat der HSV jetzt aber einen Vorstand, diverse Direktoren, neue Physios und Atlethiktrainer mehr, der Verein agiert, als hätte er im Keller eine Gelddruck-Maschine. Hinzu kommen die ausstehenden Abfindungsverhandlungen mit Kreuzer und Konsorten, die DFL wird das alles mit großem Interesse zur Kenntnis nehmen.

Vor dieser Saison hatte der HSV Verbindlichkeiten in Höhe von ca. € 100 Mio. Anschließend verzichtete Kühne auf den Kauf von AG-Anteilen (der Preis war dem Milliardär zu hoch), macht also ca. € 120 Mio. Ein unbekannter Dahrlehnsgeber überwies den Hamburgern nochmal verzinsliche € 8 Mio., wir nähern uns der € 130 Mio.-Marke, aber Herrn Gernandt meint: „Was soll denn an Schulden schlecht sein?“

adidas, Catering, Köpi, Sport5-Signing-Fee, alles im Voraus kassiert. Die Verträge laufen teilweise weit über 2020 hinaus, das Geld hat sich der HSV aber bereits überweisen lassen, man muss schließlich den aufgestockten Vertrag mit Standleitung Hilke bezahlen.

Sorry, wenn ich das in dieser Deutlichkeit nochmal anspreche, aber das sind die Tatsachen. Der HSV wollte sparen, aber Didi und Co. schmeißen mit dem Geld um sich wie die Narren mit Kamellen.

Wollen wir über den Campus reden? Wollen wir sehen, wie sich die Herren Jarchow und Co. aus dieser unfassbaren Geschichte rauswinden oder wollen wir zum 527. Mal erleben, dass zwar Jarchow und Scheel für das Campus-Desaster verantwortlich gemacht werden, der große Unsichtbare Hilke aber wie immer fein raus ist? Warum stellt dem Mann keiner der investigativen Journalisten diese Fragen? Warum wirkt es immer so, als hätte dieser Mann weder mit der desaströsen Kommunikation (Vorstand Marketing und Kommunikation), noch mit den nicht vorhandenen Sponsoren oder mit den ausbleibenden strategischen Partnern etwas zu tun? In jedem Wirtschaftsunternehmen hätte man eine Führungskraft mit der Bilanz vom Hof gejagt, in Hamburg wird der Vertag verbessert und bis 2018 verlängert.

Ich weiß, dass es reichlich Leute gibt, die all das nicht lesen wollen. Ich weiß auch, dass es reichlich Leute gibt, die gern und oft bereit sind, die Tatsachen zu verdrängen.

Willkommen in der Realität !