Liebe Leser,

gern und oft wird von Seiten der investigativen Presse auf Spieler und Trainer eingeschlagen, wenn diese nicht so funktionieren, wie es sich der schreibende Experte vorstellt. Dann werden neue Spieler bereits vor ihrem 4. Liga-Spiel als untauglich gebrandmarkt, Trainer sind zu faul, zu ahnungslos, zu satt oder zu unerfahren. Eben ganz so, wie es eben passt.

Anders sieht es dann schon aus, wenn es um die sogenannten „Offiziellen“ geht, Vorstände, Aufsichtsräte etc. Nicht zuletzt deshalb, weil man aus diesem Personenkreis des öfteren etwas durch gesteckt bekommt (es gibt Menschen, die nennen es Maulwürfe), werden diese Personen so lange mit Samthandschuhen angefasst, wie ihr Arbeitsvertrag dauert. Erst dann, wenn man sich von der Verbindung zu diesen Typen nichts mehr verspricht, werden die großen Kaliber gezückt und dann wird nach getreten, dass es kracht. Was das alles mit Journalismus zu tun haben soll, wird sich mir wohl in diesem Leben nicht mehr erschließen.

Heute nun erscheint in der vereins-eigenen Gazette „Hamburger Abendblatt“ ein bahnbrechendes Interview mit dem Mann, der dafür bekannt ist, dass er gern die anderen die Fehler machen lässt und sich seine Existenz dadurch „erkauft“, dass er immer zum richtigen Zeitpunkt auf der richtigen Seite zu sein scheint. Der findige 46-Jährige, der große Unsichtbare, der Meister der Vermarktung, Joachim Hilke hat gesprochen und das, was eigentlich ein Interview mit einem der Hauptverantwortlichen für die finanzielle Situation, für Transfers wie van der Vaart und Lasogga, für den Campus-Betrug und für die desaströse Kommunikation der letzten 3 Jahren werden sollte, ist wieder einmal eine oberflächliche Homestory der Haus-Zeitung geworden.

Gern zitiere ich ein paar Sätze des Herren, die die Welt aus den Angel heben werden.

Thema Emirates als Trikotsponsor:

Selbstverständlich haben wir auch die aktuelle Situation besprochen und gemeinsam darüber beraten, wo es hingehen soll. Es war ein wirklich guter Austausch. Wir sind auch ein wenig stolz darauf, dass sich eine weltweite Marke wie Emirates schon seit so langer Zeit mit uns assoziieren will.

Frage: Wer hat eigentlich das Unternehmen Fly Emirates an den HSV gebunden? 

Thema Verlängerung des Vertrages:

Spätestens im Herbst müssen wir wissen, wo die Reise hingeht. Voraussichtlich im Frühling fliegen wir wieder nach Dubai – dann werden wir wohl nicht nur informell zu Abend essen.

Phantastisch. Und für diese Erkenntnis sind dort extra 4 Gestalten angereist?

Bevor ich mich über mich über diese rückwärtsgewandten Äußerungen zum Thema Traditionsverein und Emotionen auslassen, höre ich lieber auf, ich will mich nicht noch mehr aufregen. Diese Ausreden dafür, dass man selbst seit Jahren nichts gebacken bekommt, sind unerträglich.

Thema „strategische Partner“.

Daraus haben wir ja auch nie ein Geheimnis gemacht. Es ist aber ein Prozess, die passenden Partner zu finden.

Ich habe noch die Worte von Hilkes Mitstreiter Ernst-Otto Rieckhoff im Ohr, der von Einnahmen von bis zu € 100 Mio. fabulierte, der meinte, man hätte aussichtsreiche Gespräche mit strategischen Partner geführt, die von der neuen Club-Führung nur noch finalisiert werden müssten. Jetzt beauftragt man ein Bankhaus, weil man es selbst nicht kann. Trotz Super-Hilke, trotz Sport5. 

Nochmal Thema „strategische Partner“:

Aus meiner Sicht war das Thema Investoren nur ein Nebenaspekt.

Ach so, ein Nebenaspekt. Wäre mal interessant zu erfahren, für wie viele der 9.000 Mitglieder das am 25.05. 2014 nicht bloß ein Nebenaspekt war.

Thema Campus:

Können Sie denn die Mitglieder verstehen, die sich beim Thema Campus getäuscht fühlen?

Hilke: Wir sind absolut in der Verpflichtung, diesen Campus zu bauen. Für uns ist dieses Zukunftsprojekt eines der wichtigsten. Und der Zeitverzug, das können Sie mir glauben, ärgert mich selbst am allermeisten.

Sorry, aber das schlägt dem Fass den Boden aus.

Nachdem ich dieses sogenannte Interview jetzt zum 3. Mal gelesen habe, fehlen mir immer noch die Worte. Inhaltsfreies Blabla, keine Nachfrage, keine Spur von Einsicht. Alles ist super, der Campus wird irgendwann gebaut und die Mitglieder brauchen Geduld. Hilke baut offensichtlich darauf, dass es einen Teil der Mitglieder gibt, die diesen Mist auch noch glauben. Wahrscheinlich hat er damit sogar recht.

 

http://mobil.abendblatt.de/sport/fussball/hsv/article136516261/Hilke-Wir-werden-als-Traditionsclub-benachteiligt.html