„Wir wollen insbesondere auf junge Talente setzen, die eine lange Zeit bei uns spielen können, die einen eigenen Charakter entwickeln können, so dass wir also das Geld, was wir zur Verfügung haben, eher weniger in Spitzensportler – in Ronaldos dieser Welt – investieren werden, sondern wir werden versuchen auf diesem Weg, den wir einmal beschritten haben mit Bernhard Peters und Peter Knäbel gemeinsam eher Talente zu suchen und das schaffen wir jetzt natürlich mit dieser Finanzsituation (Kühne) natürlich deutlich einfacher als das vielleicht vorher der Fall war.” (Aufsichtsratsboss Gernandt während der „Waldpräsentation“ bzgl. Kühnes Volksparkstadion-Engagements)

Um es einmal gleich vorab zu sagen: Ich mag Ivica Olic, ich bin geradezu ein Fan, was ich nur von den wenigsten Spielern behaupten kann. Grundsätzlich mag ich Fußballer lieber, die aus wenig Talent extrem viel rausholen, als von denjenigen, die ihr Talent aufgrund mangelnder Einstellung und Fleiß verschleudern. Insofern habe ich „Ivi’s“ Auftritt im Volkspark, bei denen er nach spätestens 7 min. aussah, als müsse er zum Abdecker, außerordentlich genossen.

Dennoch empfinde ich das Transfer-Gebaren der neuen Exzellenzen mittlerweile als Realsatire, mit Konzeption kann das jedenfalls nichts zu tun haben. Man kann sich doch nicht ernsthaft wochenlang auf einen 22-jährigen Drmic konzentrieren, um dann 5 Tage vor Toreschluss auf die Namen Gueerero (31) und Olic (35) zu kommen. Was hat die sportlich-konzeptionelle Doppelspitze Beiersdorfer und Knäbel eigentlich die letzten 8 Monate getan? Das 71. Atom-Konzept von Badelatschen-Peters bestaunt?

Grundsätzlich: Die Initiative HSVPLUS war, zumindest meiner Auffassung nach, ein nach vorn gerichteter Ansatz. Man wollte nicht mehr in der Vergangenheit leben und denken, man wollte ein moderner und zeitgemäßer Verein werden. Seither sind zahlreich Entscheidungen getroffen worden, die diese Wahlkampfparolen konterkarieren und am Ende gehört auch das Interesse an Ivica Olic dazu.

Man wollte zu neuen Ufer aufbrechen und wen holte man als Heilsbringer? Beiersdorfer, der vor Jahren und nach der Zahlung einer Millionenabfindung geflüchtet war.

Man verschuldet sich weiter und weiter, bis endlich Kühne und Otto den Rettungsanker werfen.

Man benennt die Arena wieder zurück in Volksparkstadion. Gute Idee, aber nicht wichtig, außer für Nostalgiker.

Man verlängert Verträge mit Drobny (35), will mit Westermann (31) verlängern. Jetzt möchte man einen Kuzmanovic (27) mit Geld zuscheißen und bemüht sich um einen Olic (35).

Wo genau ist da eigentlich der Aufbruch geblieben???

Wenn jetzt jemand sagt: „Man verlängert doch gerade die Verträge mit Jung, Götz etc.“, dann stimmt das und es ist auch richtig. Aber das sind alles keine Talente mehr, die Jungs sind alle älter als 20, 21. Und sie sind bereits beim HSV beschäftigt, es sind also keine neuen Spieler.

Woran liegt es, dass bisher kein Spieler nach Hamburg kam? Am Geld wohl kaum, denn das ist laut Gernandt ja vorhanden? Hat man vielleicht einfach kein Konzept oder keine Kontakte, außer in die Schweiz? Ehrlich, ich weiß es nicht, aber irgendwas muss es ja sein, oder?

Thema Geld. Olic verdient in Wolfsburg irgendwas zwischen € 4 und € 6 Mio. und selbst wenn er auf einen Teil seiner Bezüge verzichten würde, käme man inkl Ablöse (Vertrag bis 2016 in Wolfsburg) auf eine Summe von mindestens ca. € 4 Mio für 18 Monate, Geld, welches dann an anderer Stelle für andere Spieler (mit Perspektive) fehlen würde. Solche Transfers können sich Vereine wie Bayern, Wolfsburg oder Schalke leisten, die sich einen Spieler jenseits der 32 als Backup halten können, beim HSV aber muss im Grunde jeder Schuss sitzen, besonders wenn man die Bilanz der ersten Transferperiode unter Beiersdorfer/Knäbel betrachtet.

Stichwort Etat-Reduzierung: Mal ehrlich, soll das alles ein schlechter Witz sein? Verlängerung mit Drobny, Verlängerung mit Westermann, Olic, ev. van der Vaart, Kuzmanovic, dafür aber einen 24-jährigen Arslan gehen lassen? Wie bitte soll so der Etat reduziert werden? Langsam bekomme ich den Eindruck, dass die Herren Vorstände nicht den geringsten Plan von Finanzen haben können. Aber halt, es ist ja gerade frisches Geld (Köpi, Kühne, Otto) reingekommen, das muss ja unter die Leute.

Ich weiß, ich weiß, das alles darf man in den heuten Zeiten des Sekten-HSV nicht mehr sagen, weil man dann ja kein HSVer mehr ist. Denn eins „erkauft“ sich Beiersdorfer mit diesen Maßnahmen: Ruhe von den Fans, die in Traditionen schwelgen und nicht merken, dass der Zug immer schneller in die falsche Richtung abdüst und Ruhe bei den Hofberichterstatter-Medien wie dem Abendblatt, die es sich mit genau den Traditionalisten unter den bewegten Fans nicht verderben wollen und aus dem Grund nur noch das publizieren, was das Volk lesen möchte.

An dieser Stelle erlaube ich mir, ein Zitat eines anwesenden Fans zu benutzen, der gestern in der Raute anwesend war und den Worten unseres Übungsleiters lauschte. Als ich dies eben las, dachte ich bei mir nur: „Oh mein Gott, das ist wirkliches Konzept. Wahnsinn“

Und noch eine Anekdote. Ein Fan wollte wissen, wie es denn zu dem Trainerteam kam und ob das so sein Wille war mit Rahmen und Wächter. Darauf erzählte Zinnbauer wie die “Beförderung” ablief. Er wurde mit den beiden Anderen in die Geschäftsstelle zu Beiersdorfer gerufen. Dann erschienen die Drei dort. Beiersdorfer zeigte mit dem Finger auf die Anwesenden und sagte kurz und knapp:”Du bist ab jetz der neue Cheftrainer, Du der Co und Du der Torwarttrainer”. Alle drei waren nach wenigen Minuten wieder draußen. Keine Vertragsverhandlungen, Schriftstücke oder Ähnliches.