Da isser endlich, der nächste Hoffnungsträger. Ganz kurz vor Transferschluss schlug der Hamburger Sportverein dann doch noch einmal zu, wahrscheinlich griff die von Peter Knäbel vor Transferbeginn erklärte Taktik, dass er 15 Modelle aufgestellt hatte, für jeden erdenklichen Fall mindestens einen. Sprich: „Wenn der Spieler geht, dann kann der Spieler kommen“. Natürlich alles Positions-gemäß und dem Gedanken an eine notwendige Reduzierung der Kaderkosten geschuldet. Nur so ist es zu erklären, warum sich der HSV nach den Abgängen der Großverdiener Arslan (ca. € 700.000/Jahr) und Nafiu (nicht erwähnenswert) mit zwei jugendlichen Schnäppchen „verstärkt“ hat. Denn eines sollen die gläubigen HSV-Anhänger doch bitte wissen:

Ein Ivica Olic verzichtete auf mehrere Millionen und heuerte bei einem Abstiegskandidaten an, anstatt  mit 36 nochmal Champions League spielen zu können, nur weil er als Kroate sooo sehr an Hamburg hängt, seine Frau ein solcher HSV-Fanatiker und überhaupt hier alles besser als im trostlosen Wolfsburg ist.

Und Marcelo Diaz wollte mit 28 Jahren unbedingt nochmal in der besten Liga der Welt spielen, anstatt in der Schweiz um Meisterschaft und Champions League kämpfen zu müssen. Dafür verzichtete der gute Chilene auf mexikanische Millionen, ich habe Tränen in den Augen.

Eines frage ich mich tatsächlich: Wie lange will uns die Clubführung diesen Bullshit eigentlich noch auftischen? Die Jungs in den kurzen Hosen sind Ein-Mann-Sportunternehmen und sie spielen für Geld Fußball. Dieses zu Herzen gehende Gesülze von wegen „Raute sonstwo“ oder Verzicht, weil Didi so gut überzeugen kann, glaubt doch nur noch jemand, der die Baumschule nicht beendet hat.

Tatsache ist: Der HSV bezahlt nach wie vor unglaublich gut und er bezahlt so gut, dass die finanzielle Schieflage immer gravierender wird. Angesichts der neuen Kühne- und Köpi-Millionen bekommt man immer mehr den Eindruck, dass Didi nach dem Motto „Die Kohle ist ja da, jetzt muss sie auch unter die Leute“ agiert. Es wird nicht mehr lange dauern und  ihn holt dieses Verfahren ein, jede Wette.

Was aber bekommt der HSV-Fan eigentlich für sein Geld? Ich habe mir mal die Mühe gemacht und mir die Transfer-Investitionen der letzten drei Jahre anguckt und zwar die vom HSV im Vergleich zu anderen Bundesliga-Vereinen. Erschütternd ist dabei nicht nur, dass die Bilanz eine Bilanz des Grauens darstellt, sondern auch die Tatsache, dass der HSV in der Saison und unter Sportchef Beiersdorfer, Assistent Knäbel und „Master of Konzept“ Bernhard Peters mit € 30,8 Mio. soviel ausgab wie seit 7 Jahren nicht mehr. Und in diesen € 30,8 Mio. sind die fixen € 6,5 Mio. für Lewis Holtby nicht enthalten. Nimmt man diese Summe dazu, kommt man auf € 37,3 Mio. und diese Summe wurde in der Geschichte des HSV noch nie erreicht.

Betrachtet man nur die letzten drei Jahre, so ergibt sich folgendes Bild:

HSV (Tabellenplätze 15, 16, 7)

Saison 14/15 (€ 30,8 Mio) – Saison 13/14 (€ 2,15 Mio.) – Saison 12/13 (27,00 Mio)

Gesamt: € 59.95 Mio

Mainz 05 (Tabellenplätze 11, 7, 13)

Saison 14/15 (€ 8,5 Mio.) – Saison 13/14 (14,5 Mio.) – Saison 12/13 (€ 4,18 Mio.)

Gesamt: € 27,18 Mio. 

SC Freiburg (Tabellenplätze 14, 14, 5)

Saison 14/15 (12,35 Mio.) – Saison 13/14 (€ 6,93 Mio.) – Saison 12/13 (€ 1,50 Mio.)

Gesamt: € 20,7 Mio.

FC Augsburg (Tabellenplätze 5, 8, 15)

Saison 14/15 (€ 12,40 Mio.) – Saison 13/14 (€ 2,55 Mio.) – Saison 12/13 (3,10 Mio.)

Gesamt: 18,05 Mio.

SC Paderborn (13, 2. Liga, 2. Liga)

Saison 14/15 (€ 1,6 Mio.) – Saison 13/14 (€ 0,265 Mio.) – Saison 12/13 (€ 0,15 Mio.)

Gesamt: € 2,015 Mio.

Bayer 04 Leverkusen (Tabellenplätze 6, 4, 3)

Saison 14/15 (€ 37,06 Mio.) – Saison 13/14 (€ 23,83 Mio.) – Saison 12/13 (€ 19,4 Mio.)

Gesamt: € 80,29 Mio. 

Betrachtet man sich diese Daten, so muss man zwingend erkennen, dass die Bilanz einfach nur niederschmetternd ist. Der HSV bezahlt zwar (Ablösen und Gehälter) wie ein Champions League-Teilnehmer (und zwar seit Jahren), er performed jedoch eher wie ein Aufsteiger (ebenfalls seit Jahren). Und das Hauptproblem – es wird nicht besser, auch unter Dukaten-Didi nicht.

Die Mannschaft wird immer teurer, die Schulden immer höher, die Spiele immer schlechter und die Sprüche immer dämlicher. 

Aber zum Glück können wir alle ja demnächst wieder Zeuge des alljährlichen HSV-Spektakels werden, nämlich dann, wenn in Paderborn nicht gewonnen und zuhause gegen Hannover verloren wird. Ich nehme einmal stark an, dass der Knäbel-Peter dann das Spiel in München zum „Schicksals-Spiel“ ernennen wird, dabei weiß doch jeder, dass die Zeit von Zinnbauer abgelaufen ist. Die Magie ist verloren gegangen, sollte sie denn je dagewesen sein, denn auch Zinnbauer macht jeden Tag gravierendere Fehler.

Was ist eigentlich aus seiner anfangs zu hervorgehoben Kommunikationsstärke geworden? Inzwischen weiß man in Hamburg, dass es Spieler gibt, mit denen Joe seit Wochen nicht geredet hat.

Was ist aus dem Leistungsprinzip geworden? Es hieß, in Hamburg zählen unter Zinnbauer keine Namen, aber er lässt einen Olic aus PR-Gründen nach einer Trainingseinheit spielen, lässt van der Vaart und Westermann stümpern und Jansen weiterhin stolpern. Mit Leistungsprinzip hat das nicht mehr viel zu tun und es erinnert in fataler Art und Weise an den letzten Zuckungen von Mirko Slomka, als dieser sich bemüssigt fühlte, auf Druck der Vereinsführung sämtliche Neu-Einkäufe aufstellen zu müssen, was aus sportlicher Sicht einem Selbstmord glich.

Was ist eigentlich aus Zinnbauers 10 Stunden-Tag geworden? Die Profis sollten alle um 7 Uhr antanzen und den Tag im Volkspark verbringen. Scheint schon wieder Geschichte zu sein, stattdessen werden die Profis nach dem Spiel gegen Köln mit Kleinbussen zum 200 m entfernten Zelt gefahren, damit sie sich nach dem anstrengenden Spiel noch ein wenig in die heiße Wanne legen können. In Paderborn trainiert man derweil auf einem zugefroreren Platz.

Und Didi? Didi taucht ab. Didi ist immer dann unsichtbar, wenn’s ungemütlich wird. Dann wird Presse-Pete nach vorn geschickt, damit dieser sich um Kopf und Kragen reden kann, was ihm jeden Tag in beeindruckender Art und Weise gelingt.

Beim HSV hat sich seit Beiersdorfers Antritt nichts geändert, so leid es mir tut. Die Fans sollen mit Hilfe von Traditions-Versprechungen  sediert werden, aber auch das klappt nicht mehr. Vor kurzem bejubelten noch Anhänger, die die Erfolge der 80er Jahre nur von der DVD kennen, die Rückkehr zu ihrem Volksparkstadion, obwohl sie selbst nie in der Westkurve gestanden haben.

Nun ja, auf jeden Fall muss Beiersdorfer nicht befürchten, dass nach einer Niederlage gegen 96 erboste Fans vor der Geschäftsstelle stehen werden. Die, die das gemacht hätten, sind nämlich nicht mehr da. So bleibt wohl nur, dass man still mit ansehen muss, wie der Verein den Bach runtergeht.

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