Was macht man heute, wenn einem nichts mehr einfällt? Richtig, man erfindet etwas Neues. Am besten, man erfindet etwas, was es vorher so noch nicht gab und noch besser, man erfindet etwas, was keiner wirklich versteht. Mystery vermittelt Ahnung und Begriffe, die niemand zuordnen kann, lassen den Laien vermuten, dass es sich beim Autoren um einen Atom-Experten handelt. Schließlich ist er ja in der Lage, einen Sachverhalt so darzustellen, dass ich ihm nicht mehr zu 100% folgen kann. Ergo: Experte. Denn wenn er den Kram nur so übermittelt, wie ich es selbst könnte, hätte er ja genauso wenig Plan wie ich selbst.

Die Zeiten heute sind schnell und da sie so schnell sind, hat kaum noch einer, Journalisten schon gar nicht, die Zeit für eine echte Recherche. Kaum jemand befasst sich mit der Person, die hinter einer Anzahl von Buchstaben steht, stattdessen wird erst nicht verstanden und dann bedingungslos geglaubt.

Die neue digitale Bibel all derer, die sich für Taktik, Laufwege und abkippende 6er interessieren, heißt spielverlagerung.de, sozusagen das CERN des Rasenballsports. Dort werden neue Begriffe von jungen Schreibern kreiert, die man nicht versteht und wahrscheinlich auch gar nicht verstehen soll. Denn, wie gesagt: Mystery ist cool und vermittelt unglaublich Plan. Ich habe mir mal die Analyse des Spiels HSV gegen Köln angeguckt und möchte gern ein paar Zitate mit Anmerkungen versehen, wenn ihr erlaubt.

Behramis weitläufiges Spiel als Abräumer war es zu verdanken, dass das hohe Pressing der Hamburger in der Hinrunde gut funktionierte

Hohes Pressing in der Hinrunde? Behramis „weitläufiges“ Spiel? Also, bei dem ersten muss ich geschlafen haben und was „weitläufiges Spiel“ ist, möchte man mir erklären.

Das HSV-Spiel war damit weniger auf Intensität ausgerichtet als noch in der Hinrunde. Sie agierten im Pressing stärker leitend und spielten den eigenen Ballbesitz ruhiger aus.

Wie genau spielt man ein Pressing eigentlich „stärker leitend“? Naja…

Risse positionierte sich im Pressing neben Ujah, ließ sich anfangs bei Ballbesitz jedoch etwas fallen und suchte die Anbindung an die Sechser.

Wie genau macht man das, die „Anbindung an die Sechser suchen“? Ich kann mir darunter nichts vorstellen, vielleicht bin ich zu blöd 🙁

Van der Vaart kippte erneut weit ab und war selten als Verbindungsspieler zu finden. Selbiges galt für den weit zurückkippenden Westermann, Jiracek hingegen agierte sehr hoch

Wohin kippen die denn alle? Bedeutet es, dass sich die Spieler eher rückwärts orientieren? Ja, warum schreibt man das dann nicht, sondern lässt sie alle kippen?

Die Flügelangriffe verteidigte Köln zunächst etwas fahrig.

Echt jetzt? „fahrig“? Oder meinen die vielleicht unkonzentriert? Man weiß es nicht…

Die Kölner Sechser überzeugten mit einem cleveren Bewegungsspiel und ließen sich in die freien Halbräume fallen, wenn Jiracek und van der Vaart herausrückten

Wo wir schon dabei sind, kann mir mal bitte einer diese „Halbräume“ erklären? Sind das jetzt die Räume zwischen den Ganzräumen und den Viertelräumen? Oder vielleicht die Zahnzwischenräume? Naja, solange sie nicht abkippen…

Da die Hamburger Außenstürmer die Kölner Außenverteidiger mannorientiert verfolgten, übte in diesen Szenen niemand Druck auf die Kölner Doppelsechs aus.

Warum nicht? Spielte der HSV nur mit Außenstürmern? Kein Wunder, dass die keine Tore schießen…

Da beide im Verlaufe des Spiels immer öfter herausrückten, bekam Westermann immer mehr Probleme. Ihm fehlt die Dynamik und Weiträumigkeit eines Behramis.

Wie geil ist das denn bitte? „Ihm fehlte die Weiträumigkeit eines Behramis“. Wenn ich jetzt noch wüsste, was „Weiträumigkeit“ ist, könnte ich auch begründen, warum Westermann keinen neuen Vertrag kriegen sollte.

Köln suchte immer öfter den Weg durch den Halbraum, wo die einlaufenden Außenstürmer freistanden.

Ja, verdammte Kacke, was ist denn jetzt dieser „Halbraum“???

Die offensive Viererkette im Hamburger 4-1-4-1 stand nun höher, sodass die offenen Räume im Mittelfeld größer wurden. Zusammen mit dem aggressiven Pressing der Kölner im Mittelfeld und der recht tiefen Viererkette der HSV entstand eine explosive Mischung.

Ich verstehe. Die offensive Viererkette im Hamburger 4-1-4-1  stand recht tief. Klar, dass das eine explosive Mischung ergibt, wer wollte das bestreiten?

Die Bombe platzte, als Köln in der 62. Minute einen Ball im Mittelfeld eroberte und Risse schickte, der leicht nach rechts verschoben auf den Schnittstellenpass lauerte. So einfach kann Fußball sein.

Exakt. So lange man weiß, was ein „Schnittstellenpass“ ist, ist alles einfach.

Eine Studie hat jüngst belegt: Wenn ein Team in Rückstand liegt, wirkt sich die Einwechslung von Stürmern meist negativ auf das Ergebnis aus.

Colt Seavers, ich höre dich grunzen…

Das ist die halbe Geschichte des Spiels. Die andere Hälfte ist schnell erzählt: Der HSV zeigte in der ersten Halbzeit gute Ansätze, warf diese nach der Pause aber völlig über Bord.

Fassen wir zusammen: Zinngruber ist ein Loser.

Artikel von TE

TEs Taktikleidenschaft erweckte Mourinhos Chelsea. Seitdem favorisiert er schnell umschaltende Teams. Bei Spielverlagerung kümmert er sich hauptsächlich um die Bundesliga und die Nationalmannschaft.

TE favorisiert schnell umschaltende Teams, finde ich super. Frage: Was sind eigentlich „schnell umschaltende Teams“ bzw. was bedeutet „schnelles Umschalten“? Bedeutet es nicht eigentlich, dass man als angreifende Mannschaft versucht, den Ball so schnell wie möglich nach vorn zu spielen und als verteidigende Mannschaft, so schnell wie möglich hinter den Ball bzw. wieder in Ballbesitz zu kommen? Also, ich habe ja keine Ahnung, aber kann man ohne diese Maßnahmen eigentlich überhaupt erfolgreich sein? eigentlich nicht, oder? Also würde das bedeuten, dass TE erfolgreiche Mannschaften favorisiert und da unterscheiden wir uns. Ich favorisiere Blindentruppen, deshalb bin ich wohl auch HSVer 🙂

Tatsächlich aber ist es so, dass es auch bei den Analysen anderer Spiele durchaus Halbraum-Ansätze zum intensiv-pressenden Zusammenbrechen gibt 🙂 Beispiel gefällig?

Werder gegen Hertha BSC.

Im Aufbau suchten sie situativ die Anbindung an die defensiven Halbräume, wo Philipp Bargfrede als aus dem Sechserraum vorstoßender Verbindungsspieler die Bälle verteilte

Der Weltraum, unendliche Weiten….

Mit dem seitlich ausweichenden Öztunali, den offensiv ausgerichteten Außenverteidigern, Selke oder di Santo als Wandspielern und den kombinationsstarken Halbpositionsakteuren bemühte man sich zwar, die jeweiligen Halbräume zu überladen, kam jedoch nur selten zu Durchbrüchen.

di Santo ist also ein „Wandspieler“. Ist dann Rudnevs ein Deckenspieler und Schweinsteiger ein Türrahmenspieler? Bitte um Aufklärung.

VFB Stuttgart gegen Borussia Mönchengladbach

Dem VfB fällt seine Limitiertheit auf die Füße.

Kann es nicht vielleicht sein, dass die Limitiertheit in die Halbräume abgekippt ist? Ich meinte, sowas beobachtet zu haben…

Im Mittelfeld gab es dabei viele kurze Mannorientierungen, die aber sehr lose gespielt wurden und nur als Orientierungshilfe dienten, anstatt um manndeckend Druck zu erzeugen.

Das hätte man besser machen können!

So gestaltete sich die Formation gewissermaßen als 6-1-2-1. Zwar gab es keine Sechserkette im Sinne der eigentlichen Staffelung, aber in den effektiven Mechanismen ähnelte es einer solchen.

Na klar, so ist es. Und nicht anders!

Zum gestrigen HSV-Spiel in Paderborn ein paar kurze Sätze.

Schnelles Tor erzwungen (gut, Jansen), danach gegen eine limitierte Mannschaft geschwommen, obwohl man deutlich defensiver als zuletzt agiert, was richtig war. Zweites Tor aus einer Ecke, die keine war, Paderborn bekam 3 Elfmeter nicht, wovon mindestens einer glasklar war. (beim Stand von 1:0). Nach Abpfiff hörte man aus dem Hamburger Block: „Europapokal, Europapokal“, was mich einfach nur fassungslos macht.

Trotzdem: Über die 3 Punkte muss man sich freuen dürfen.

Beste Spieler: Jiracek!, Rajkovic, Jansen (viel Willen). Schlecht: Olic, van der Vaart. Totalausfall (zum gefühlten 12. Mal) Nicolai Müller. Was muss sich eigentlich Julian Green jede Woche denken, wenn er das sieht?

Fazit: Überlebenswichtiger Sieg, da die Konkurrenz (Werder, Stuttgart) ebenfalls auswärts punktet. Der Sieg fiel mindestens um 2 Tore zu hoch aus und war bis zum 3:0 nicht in trockenden Tüchern. Der Dank geht an Herrn Gagelmann.

Anschließend noch ein paar signifikante Zitate eines Herren mit fragwürdiger Frisur, der es sich seit mehr als 30 Jahre nicht vorstellen kann, absoluten Schwachsinn über den HSV zu schreiben 🙂

Endlich! Der Knoten ist geplatzt!

Das war eine Leistung, auf der Trainer Joe Zinnbauer aufbauen kann

Heiko Westermann lief mit rosa Stiefeln auf und spielte tadellos mit diesen Buffern. So, als hätte er schon immer hinten rechts gespielt – die Allzweckwaffe eben.

Kommentar? Zwecklos!

P.S. Auch sehr schön der Einwand von Abendblatt-Ikone ShyKiller heute morgen:

Nur ein Platz auf der Bank blieb zunächst für Neuzugang Marcelo Diáz übrig, der sich bei minus vier Grad erst akklimatisieren sollte.

Macht Sinn, der Mann kommt ja auch direkt aus der tropischen Schweiz.

Und dann war da noch….

….aus der Abteilung Vollpfosten-Tweets 🙂

Drobny

Drobo, du bist ein Fußballgott. Zeitgleich in Dortmund und Paderborn zu sein, das schaffen nur die Wenigsten. Nun ja, vielleicht existiert ja im Halbraum zwischen den Städten ein abkippendes Raum-Zeit-Kontinuum, welches dem Wandtorwart Drobny ermöglicht, aus einer tiefstehenden 6er-Kette, fahrig und intensiv-pressend seine Weiträumigkeit zu entfesseln 😀