„Der HSV ist ein geiler Verein, immer mein erster Ansprechpartner“ (M. Jansen)

„Ich fühle mich in Hamburg wohl, möchte aber spielen“ (G. Kacar)

„Ich bin mit Hamburg und dem HSV verwurzelt, die Verbundenheit ist sehr groß. Ich habe immer gesagt, weiter für den HSV spielen zu wollen. Daran hat sich nichts geändert“ (R. van der Vaart)

„Ich habe oft gesagt, dass ich den Verein und die Stadt mag. (S. Rajkovic)

Fällt etwas auf? Richtig, die Verträge aller Spieler, die sich so positiv über Verein, Stadt und überhaupt äußern, laufen am 30.06.2015 aus. Natürlich positionieren sich die Spieler, häufig auf Anraten ihres Beraters frühzeitig, erklären den Medien und besonders den Fans, was diese gern hören wollen. Der HSV ist ein Wahnsinns-Verein, gehört eigentlich ganz woanders hin, man ist mit seiner „Mission HSV“ noch nicht fertig, möchte helfen, den HSV wieder nach oben zu bringen. Außerdem ist Hamburg natürlich die Stadt, direkt nach New York und Melbourne. Hinzu kommt erleichternd, dass der HSV die weltbesten Fans und das geilste Stadion überhaupt hat.

Keine Ahnung, wie oft ich diese Sprüche in den letzten 40 Jahren schon gehört und gelesen habe, auf jeden Fall sind sie im Verlauf der Zeit nicht besser und vor allem nicht glaubwürdiger geworden. Dennoch – so ist nun mal das Geschäft und ich denke (und hoffe), dass sowohl Beiersdorfer wie auch Knäbel diese Mechanismen kennen.

Wohlfühl-Oase Hamburg?

Nichtsdestotrotz kommen verschiedene Fragen auf und die erste Frage, die mir einfällt, wäre:

Fehlt denn all diesen Nationalspielern das Alternativ-Angebot? Sicher, van der Vaart und Westermann sind mittlerweile 31 Jahre alt, im Spätherbst ihrer Karriere, aber besonders für einen Spieler mit Rafas Ruf sollte es doch eigentlich Möglichkeiten im arabischen Raum oder den USA geben, wo er auch nicht schlechter verdienen würde als heute und zur Not noch eine ruhige Kugel schieben kann. Für Kacar (27) und Rajkovic (26) wird es garantiert Möglichkeiten in Russland oder Ähnlichem geben, wo auch nicht mit Erdnüssen bezahlt wird. Warum also wollen diese Spieler, die sich, da sie ab dem 01.07. Free agents sind, die Taschen mit einen netten Handgeld voll stopfen könnten, unbedingt im stressigen, regnerischen und medial-unterwanderten Hamburg bleiben?

Ich denke, dass man das Begehren der Spieler, einen neuen Vertrag zu erhalten in unmittelbaren Zusammenhang mit einem anderen Phänomen bringen kann, nämlich mit der Tatsache, dass so gut wie jeder Spieler, der nach Hamburg wechselt, nicht mehr an seine alte Leistungsfähigkeit anknüpfen kann. Aktuell haben wir mit Müller, Ostrzolek, Holtby solche „Kandidaten“ im Kader, die Liste derer, die ihnen vorausgingen, ist schier endlos. Bei vielen Spieler, die von sogenannten „kleineren Vereinen“ nach Hamburg wechselten, hat man den Eindruck, dass diese Spieler in Hamburg den Vertrag ihres Lebens abgeschlossen hatten (z.B.Ilicevic, vielleicht auch Lasogga) und es ab dann ein wenig ruhiger angehen lassen wollte, um es einmal vorsichtig auszudrücken.

Hamburg scheint also für einen Lizenzspieler, der rein sportlich mit weniger zufrieden ist, dafür aber Champions League-mäßig verdienen kann, ein Mekka des Fußballs zu sein.

Was noch dafür spricht: Fast alle Spieler, deren Verträge im Juni auslaufen, möchte der HSV bereits seit Jahren loswerden, bei fast keinem gelang es. Scheinbar ist es immer noch besser, in Hamburg seinen Vertrag auf der Tribüne aus zu sitzen, als in fernen Ländern sein Geld mit kicken verdienen zu müssen

Neue Saison, altes Gesicht?

Wohin man schaut, überall wird davon geträumt, dass der HSV ja im Sommer eine neue, sensationelle Truppe wird basteln können, da zahlreiche Verträge von Großverdienern auslaufen. Immer noch begreifen die Leute nicht, dass dies absoluter Mumpitz ist, selbst Peter Knäbel scheint auf dem schmalen Brett zu wandeln.

Der HSV wird, wenn er denn keinen der auslaufenden Verträge verlängert, ca. 7 Spieler aus dem heutigen Kader weniger haben. Punkt 1.

Damit würde der HSV Gehaltskosten von ungefähr € 15 Mio. sparen. Punkt 2.

Würde dies passieren, würde der Verein in Sachen Gehalts-Etat ungefähr da landen, wo er eigentlich hin wollte, nämlich bei ca. € 38 Mio. pro Jahr. Punkt 3.

Bis hierhin ist alles Klasse, aber die Sache hat einen Haken.

– der HSV hat 7 Spieler weniger. Punkt 4.

– der HSV hat allein dadurch, dass er seinen Gehalts-Etat auf die angestrebte Summe reduziert, kein Geld für Transfers über und somit keinen neuen Spieler im Kader.Punkt 5.

Um es nochmal einmal für alle verständlich zu formulieren:

Dadurch, dass ich die Gehaltskosten auf ein Mass reduziere, welches ich mir selbst seit 3 Jahren zum Ziel setze, haben ich keinen Cent über. Ich gebe lediglich in Zukunft kein Geld mehr aus, welches ich gar nicht habe.

Was aber kann, ja wird das möglicherweise bedeuten?

Bei uns ist kein einziger Spieler im Kader abgeschrieben“, sagte HSV-Sportchef Peter Knäbel, der erste Gespräche über die Zukunft bereits im Winter-Traningslager in Dubai führte. Die entscheidende Runde mit den Profis wird im März in der Länderspielpause folgen. Bis dahin will er erst mal Taten sehen.

Was sich für den Einen so anhört, als wolle Knäbel die Profis mit dieser Aussage nochmal zu Höchstleistungen pushen, klingt für mich wie der Vorgriff auf etwas, was sich die HSV-Fans noch vor wenigen Wochen nicht vorstellen wollten: Die Herren werden bleiben, zumindest die meisten von ihnen. Warum?

Eigentlich ist es eine Rechenaufgabe, die aus dem hervorgeht, was ich vorher schrieb. Der HSV hat kein Geld für Neu-Einkäufe, die Verpflichtungen von Diaz und Olic waren bereits ein Vorgriff auf die nächste Spielzeit. Wenn ich aber kein Geld für Transfers habe, muss ich mich bei ablösefreien Spielern bedienen und selbst die kosten Handgeld, Berater-Honorar etc. Wie aber umgehe ich diese Kosten, die ich mir nicht leisten kann? Richtig, ich verlängere zu (für den Verein) besseren Konditionen mit den Spielern, die bereits vor Ort sind.

Vorteil: Diese Spiele kennen Umfeld. Verein, Trainer etc., benötigen keine Eingewöhnungszeit.

Nachteil: Man tritt, was die Entwicklung, die Verjüngung und die Veränderung der Berufseinstellung betrifft auf der Stelle.

Jetzt muss man es nur noch den Fans so verkaufen, dass diese der Meinung sind, die Exzellenzen machen einen Wahnsinns-Job!