Bruno Labbadia – wird er der „Notfall-Trainer“? So titelt die BILD heute morgen bzw. gestern Nacht und die ersten Patienten heulen reflexartig auf. Um Gottes Willen, bloß nicht Bruno. Wenn, dann mindestens Tuchel oder noch besser – Mourinho.

Genau Leute, so wird es kommen. Weil sich eben ein echter Klasse-Trainer nichts cooleres vorstellen kann, als in Chaos-City arbeiten zu dürfen. Das Ganze am besten unter der Aufsicht von Vize-König Didi I., assistiert von „Taktik-Fuchs“ Patrick „The matchplan“ Rahmen und beständig geschützt von Presse-Pete Knäbel. Manchmal überkommt einen das beklemmende Gefühl, dass die Leute in Hamburg einfach nicht lernen wollen und begreifen wollen sie schon gar nicht.

Jetzt aber wird vermutet, dass dem HSV der Trainer Labbadia „reingesungen“ werden soll, was unglücklicherweise nicht den Tatsachen entspricht. Labbadia war, nach HSV-Arena-Informationen,  eigentlich schon ein zweites Mal Trainer des Bundesliga-Dino, nämlich am 15.09.2014, der Tag, an dem Didi seinen ersten Trainer (Mirko Slomka) in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender killte. Man traf sich mit dem Wahl-Hamburger Labbadia in Hannover und war sich einig. Bruno wollte es machen, natürlich wollte er es machen, schließlich macht dauerhaftes Hospitieren für einen ehrgeizigen Menschen keinen Spaß.

Man ging also weitestgehend einig in Niedersachsen auseinander und am nächsten Tag wartete Labbadia auf Beiersdorfers Anruf. Nun ja, dieser kam bis heute nicht, stattdessen durfte der schöne Bruno im TV bewundern, wie ihm Exzellenz Didi einen U23-Trainer vorzog. Das ist nicht nur nicht die feine fränkische Art, das ist schlichtweg völlig daneben, aber water-walker Didi darf das, der darf eigentlich alles. Nur absteigen darf Didi nicht, denn dann wird ihm der dauerhafte Rückenwind wie von Geisterhand ins Gesicht wehen und die Geschichte zeigt, dass Figuren, die über einen längeren Zeitraum Götzen-gleich angebetet wurden, bei Versagen umso ekliger geschlachtet werden.

Nun kommt also die BILD mit Labbadia um die Ecke und das ist kein Zufall, auch wenn die HSVer dies gern glauben würden. Labbadia ist erneut um Gespräch und in diesem Fall fliegen einem Peter Knäbel seine Bekenner-Aussagen sowas von um die Ohren. Aber egal, ist doch ne Exzellenz, oder?

Auf jeden Fall könnte man sagen, dass die „Personalie Labbadia“ zu 100% ins Beiersdorfer-Schema passt, denn offenbar ist Verbrennungs-Didi ein Historie-Fan, wie man an Volksparkstadion, Rahmen und Olic erkennen kann. „Was einmal gut war, muss wieder gut werden.“, immer schön den Blick zurück.

Ob Labbadia der richtige Mann wäre, weiß ich nicht und kann ich nicht beurteilen. Zumindest kann man sagen, dass der HSV das letzte Mal erfolgreichen und ansehnlichen Fußball gespielt hat, als er Cheftrainer in Hamburg war. Legendär ist allerdings auch seine herzhafte Abneigung gegen die Hamburger Sportpresse, die bei seiner Demission im Jahr 2010 eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hat.

Außerdem ist Bruno bei den HSV-Fans nicht sonderlich beliebt, aber das muss er auch nicht sein, er muss nur vernünftig arbeiten. Sollte man zumindest denken, aber so ist es nicht. Wie ich bereits im gestrigen Blog schrieb, wird der „neue“ HSV mehr fremdbestimmt als je zuvor und hier könnte für Labbadia der Haken hängen. Didi trifft ungern unpopuläre Entscheidungen und er holt sich ungern Problemfälle ins Haus. Dies könnte einer Verpflichtung Labbadias im Wege stehen.

Ob es von Charakterstärke zeugt, dass man sich erneut zum Gespräch trifft, nachdem man vor knapp einem halben Jahr übelst verarscht wurde, steht auf einem anderen Blatt.