Auszüge aus “Die Zeit”, print, 05.März 2015, No. 10

[…]Sein Treffer im Achtelfinale katapultierte ihn weltweit zum »German Wunderkind«. Bundestrainer Joachim Löw, der ihn gerne in der deutschen Nationalmannschaft empfangen hätte, bezeichnet Green als »unheimlich großes Talent, er ist schnell und hat eine präzise Schusstechnik«.[…]

[…]Ein Woche später wird Slomka entlassen, Josef Zinnbauer übernimmt. Schwer zu sagen, was Zinnbauer an Greens Leistung genau beanstandet, warum er ihn nicht einsetzt. Man möchte es gerne wissen, aber der Verein möchte sich nicht äußern. »Ich hatte von Beginn an das Gefühl, nicht gebraucht zu werden«, sagt Green.[…]

[…] Green sagt, er habe um Austausch gebeten, sei hingehalten worden. »Der Trainer hat nicht mit mir gesprochen. Weder in der Hinrunde noch im Trainingslager. Im Vorbereitungsspiel habe ich 15 Minuten gespielt. Er hat mich bei der Einwechslung noch nicht mal angeguckt, kein Wort gesagt, gab mir das Gefühl, mich nicht wahrzunehmen. […]

[…] Denn so sieht es aus: Wer das Selbstvertrauen eines jungen Spielers brechen möchte, der kann sich ein Beispiel an dem nehmen, was in den vergangenen Wochen beim HSV geschehen ist. [..]

[…] Wenige Tage später hat sich Sportchef Knäbel bei mir entschuldigt«, sagt Green. Er habe im Interview unvorbereitet reagiert, sei überrascht worden, soll Knäbel eingeräumt haben. Von nun an sollten beide Seiten die Kommunikation mit der Öffentlichkeit einstellen. […]

[…] Deshalb bat erneut um ein Gespräch mit dem Trainer. Dazu kam es dann auch – im Beisein von Sportdirektor Knäbel. Man habe ihm ein Papier vorgelegt, erinnert sich Green: »Auf dem Zettel stand Abmahnung, und es stand dort, wenn ich noch einmal aufgefordert würde, in der zweiten Mannschaft zu spielen, dann müsse ich das machen, weil ich verpflichtet sei. Ich habe das nicht unterschrieben, aber meine Meinung gesagt.« Außerdem habe man beteuert, wenn er nur gut genug trainiere, dann könne er wieder oben mitspielen. [..]

Kommentar HSV-Arena:

Man mag dazu stehen, wie man will, aber es ist nicht das erste Mal, dass Spieler sagen, beim HSV hätte niemand (und besonders der Trainer) mit ihnen geredet. Tolgay Arslan sagte dies nach seinem Wechsel zu Besiktas Istanbul, Ivo Ilicevic während des Trainingslagers in Dubai, an dem er wegen einer angeblichen Verletzung nicht teilnehmen durfte.

Selbstverständlich werden jetzt wieder einige sagen, dass es ja grundsätzlich die Spieler sind, die nicht zum Einsatz kommen, welche sich öffentlich beschweren und dass diese Spieler doch besser nicht den Weg in die Öffentlichkeit gesucht hätten, um ihren Unmut kundzutun. Aber das ist zu kurz gesprungen, denn dies ist nur die halbe Wahrheit. Der HSV selbst, also die Führung des Vereins sucht selbst bei jeder passenden Gelegenheit den Weg nach „draußen“, es vergeht kaum ein Tag, an dem man keine Äußerung des Herrn Knäbel in den Medien bewundern darf. Insofern hat „Presse-Pete“ seinen Vorgänger „Presse-Olli“ 1:1 ersetzt. Die Spieler aber sollen das nicht dürfen?

Mittlerweile verfügt der Wasserkopf HSV, immerhin der zweitteuerste der Bundesliga, über einen „Direktor Profifußball“, einen „Direktor Sport“ (welcher für seine filmischen Künste bekannt sein soll), diverse Co-Trainer und zig Direktoren. Trotzdem scheint sich das Kernproblem des Vereins nicht zu lösen und das heißt nach wie vor Kommunikation.

Immer noch wird mehr übereinander als miteinander geredet, immer noch redet oder simst man offenbar aneinander vorbei. Dabei ist ausgerechnet die Kommunikation etwas, was von „ganz oben“ vorgegeben werden muss, der Spruch „der Fisch stinkt vom Kopf her“ stimmt nirgendwo so wie hier.

Aber – Kommunikation war noch nie Verbrennungs-Didis Stärke, er geht Problemen lieber dadurch aus dem Weg, indem er sie aussitzt.

By the way – wollte Beiersdorfer nicht dafür sorgen, dass sich die Gräben zwischen Ausgliederungs-Gegnern und bewegten Plussern schließen sollten? Was ist seither geschehen? Am Anfang seiner Amtsperiode machte der Vorstandsvorsitzende einen Schritt auf die abgewanderten Jungs von CFHH und Co. zu, als aber dort gesagt wurde, dass die Zeit für eine „Vereinigung“ noch nicht gekommen sei, meldete man sich von Seiten des HSV nie wieder.

Auch „Fanbeauftragter“ Jarchow schrieb irgendwann im Sommer letzten Jahres mal einen Brief und verschwand dann im Nirwana. Der Mann, dessen letzte Aufgabe innerhalb des Vorstandes zwischen Juni 2014 und Januar 2015 eine angestrebte Vereinigung der Fan-Lager sein sollte, schrieb einen Brief und saß ab dann seinen mittelmäßig dotierten Vertrag aus. € 250.000 für nichts, das geht wirklich nur beim HSV .

Fakt ist – der HSV kann auch weiterhin Talente verscherbeln, Alt-Stars für Millionen kaufen und mit Millionen zu scheißen. Er kann weitere 42 Direktoren und eventuell einen Vorstand Rasenheizung einstellen und die medizinische Abteilung nach Clausthal-Zellerfeld ausgliedern. Er kann weitere 12 Trainingsplätze, einen Campus und einen Fernsehturm im Volkspark errichten, er wird weiterhin auf der Stelle treten.

Solange man in Hamburg nicht versteht, dass Kommunikation das A und O in einem Unternehmen bedeutet, wird sich nichts zum Besseren wenden. Der HSV hatte die Möglichkeit, absolute Experten aus der Kommunikationsbranche an sich zu binden, einige wären zu Fuß gekommen, weil sie ihrem Verein helfen wollten. Die Exzellenzen setzten jedoch weiterhin auf einen Vorstand Kommunikation, der von Kühnes Gnaden als Standleitung in die Schweiz wirkt, einen Mediendirektor, der sich in Witzchen ergießt und seit mehr als einem Jahr mit dem Verein abgeschlossen hat und einem „Direktor interne Kommunikation, Mailverkehr und Facebook“, der sich Didi’s Freundschaft durch geneigte Artikel in Abendblatt-Berichten und MatzAb-Blogs verdient hat.

Vetternwirtschaft, Seilschaften, Gefälligkeitsdienste, Abhängigkeiten. Beim HSV 2015 ist nichts anders und schon gar nichts besser geworden.