Nein, eigentlich wollte ich es nicht machen. Ich wollte eigentlich nicht noch mehr Salz in die ohnehin schon entzündete Wunde streuen, aber – was soll’s? Die Situation ist schon beschissen genug, da kann man auch weiterhin die Wahrheit schreiben, auch, wenn einige jetzt Schnappatmung bekommen sollten.

Im Grunde könnte man doch annehmen, dass sich sowohl der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende wie auch der Ex-Präsident Jürgen Hunke in den letzten Wochen pausenlos in den Armen gelegen haben müssen. Wenn sie auf das blicken, was mit dem HSV seit dem 25.05.2014 tatsächlich passiert ist, könnten sie sogar soweit gehen, dass sie sich bestätigt fühlen könnten, schließlich hatten sie bis zuletzt leidenschaftlich gegen eine Ausgliederung der Profi-Abteilung gekämpft.

Heute, knapp 10 Monate später, könnten beide Herren die Frage stellen:

Was genau hat uns der Spaß jetzt eigentlich gebracht? Haben wir eigentlich soviel schlechter gearbeitet als die aktuellen Exzellenzen?

Zum Vergleich: Nach dem 25. Spieltag der Saison 2013/14 lag der HSV mit 23 Punkten (jetzt 25) und einer einer Tordifferenz von 41:54 (jetzt 16:36) Toren auf Tabellenplatz 14 (jetzt 15). Mit dem kleinen Unterschied, dass der HSV in der letzten Saison ab und zu noch Tore schießen (und einfangen) konnte, hat sich im Grunde nichts zum besseren geändert, oder?

Damit man mich nicht von Anfang an falsch versteht – die Herren haben während ihrer Amtszeit unfassbaren Mist gebaut. Angefangen von nach außen getragenen Dauerfehden, über Maulwurfs-Epidemien, unfassbaren Personal-Entscheidungen (Jarchow, Kreuzer, besonders Hilke etc.), die Liste der Verfehlungen ließe sich unendlich fortführen. Während der letzten 5 Jahre wurde beim HSV soviel falsch und kaputtgemacht, dass man mindestens die gleiche Zeit benötigen wird, die Scherben aufzukehren.

Und dennoch, die Herren könnten zufrieden sein, denn vieles (wenn nicht alles), von dem, was sich die Mitglieder von der Ausgliederung der Profi-Abteilung, der Heim-Holung von Verbrennungs-Didi, vom Einzug der Exzellenzen, dem Verkauf von AG-Anteilen etc. versprochen und erhofft hatten, hatte sich bis zum heutigen Tag als heiße Luft entpuppt. Denn trotz Ausgliederung, trotz „Didi“, trotz Kompetenz-Kuddel Gernandt, trotz Wahnsinns-Schweige-AR, trotz der größten Transfer-Anstrengungen in der Vereinsgeschichte, trotz des teuersten Spielerkaders und des teuersten HSV-Wasserkopfs aller Zeiten ist der Verein das geblieben, was er schon unter Ertel war und zu was ihn diese Herren damals gemacht haben – ein Pflegefall.

Dass sie nicht glücklich und zufrieden sind, glaube ich ihnen sogar, dann immerhin sind sie HSVer und kein HSVer kann mit dem, was er im Jahr 2015 Woche für Woche erleben muss, glücklich sein. Allerdings bekommt Beiersdorfer und sein Heer der Exzellenzen mit jedem weiteren Tag ein größeres Problem hinzu, denn ihnen gehen die Vasallen von der Stange. Selbst die größten Plus-Salafisten finden langsam aber sicher keine Argumente mehr, um ihr eintöniges „Geduld-Gesabbel“ unters Volk zu bringen, einfach deshalb, weil des Volkes Geduld aufgebraucht ist.

Würde man zumindest irgendwo einen verzweifelten Ansatz zur Besserung erkennen, viele würden immer noch mitgehen, aber eben diesen Ansatz gibt es einfach nicht. Didi hat sich unsichtbar gemacht, Knäbel sondert Worthülsen (6-Punkte-Spiel) ab, „Manic Joe“ weiß, dass man nur in den wichtigen Spielen Tore erzielen muss und Badelatschen-Bernhard malt im Keller fleißig die nächste 42 Konzepte, von denen er aber mittlerweile nicht mehr weiß, ob er sie überhaupt noch umsetzen kann.

Denn eines wissen die Herren: Konzepte schön und gut, aber wenn das Tagesgeschäft nicht stimmt, bringen dir die schönsten Konzepte nichts. Und es droht Ungemach, denn inzwischen vernimmt man aus dem Untergrund Stimmen, die sich gegen Didi und Co. zusammenrotten. Auch der alte Mann aus der Schweiz soll angeblich kurz vor der Explosion stehen und was das bedeutet, kann sich jeder ausmalen.

Hinzu kommt die ungewisse Zukunft, die dafür sorgt, dass man mit der Planung für die nächste Saison eventuell erst Ende Mai beginnen kann, weil man erst dann weiß, in welcher Liga man plant, von Lizenzierung etc.wollen wir gar nicht erst anfangen.

Ich habe in den letzten Monaten oft gehört, dass sich engagierte HSV-Plusser, die sich kritisch über die Entwicklung geäußert haben, nur deshalb aus dem Fenster gelehnt haben sollen, weil sie darüber verbittert gewesen wären, dass sie ohne Job aus der Revolution hervorgegangen sind. Heute muss man sagen, dass genau diese Personen zu den Gewinnern der Saison zählen, so traurig ist auch klingen mag.