Liebe Leser,

immer wieder liest man in Blogs, Foren, Kommentaren, bei Facebook oder wo auch immer die wildesten Spekulationen darüber, was eigentlich in so einem Profi-Vertrag steht bzw. was dort nicht steht. Da außer den direkt Beteiligten natürlich niemand genau weiß, was alles in einem solchen Vertrag enthalten sein kann, bleibt der Phantasie bisher Tür und Tor geöffnet. Ich habe mich einmal damit beschäftigt und bin auf einige lustige Details gestoßen, wirklich echte Sensationen blieben jedoch aus.

Grundsätzlich existiert in Deutschland ein Mustervertrag, der von allen Lizenzspielern, ihrem Berater sowie dem Verein unterschrieben werden muss. Dieser Vertrag ist für jeden Interessierten jederzeit einsehbar.

http://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/31696-Mustervertrag_Vertragsspieler_03-2014.pdf

In diesem Standardvertrag sind die grundsätzliche Vertragsinhalte geregelt, so kann man in diesem Werk erkennen, dass es immer eine vereinbarte monatliche Vergütung gibt, hinzu kommen Prämien, die sich an Einsätzen in der

Anfangsformation

18er-Kader

für eine Einwechslung

und auch für eventuelle Einsätze in der 2. Mannschaft orientieren. Diesen Vertrag hat jeder Spieler der 1., 2. und 3. Liga in der Bundesrepublik Deutschland, Ausnahmen existieren nicht. Wichtig ist auch, dass die Vertragslaufzeit grundsätzlich bis zum 30.06. terminiert ist, ein Detail, gegen welches einige Vereine vor einiger Zeit einmal Einspruch erheben wollten. Grund: Wenn die Saison beispielsweise am 23.5. beendet ist, bekommt jeder Spieler noch ein weiteres Monatsgehalt, obwohl er gar nicht mehr für den Club aktiv ist. Summiert man das bei einem Verein mal 28, kommt schon eine Summe zusammen. Eine Verkürzung des Standardvertrags auf das Datum des letzten Spieltages wurde jedoch von der DFL abgelehnt.

Die für die Fans „wichtigen“ Zusätze stehen jedoch im inoffiziellen Anhang, der von Spieler zu Spieler unterschiedlich ausgeprägt ist. Von Zuzahlungen bei Wohnung, über Benzingelder bis hin zu den beliebten Heimflügen ist vieles dabei, jedoch bei Weitem nicht so spektakulär, wie es sich viele möglicherweise ausmalen.

Übrigens: Was es definitiv nicht gibt, ist eine sogenannten „Einsatzgarantie“. Der Grund ist relativ einfach zu erklären. Wenn beispielsweise ein Verein einem oder mehreren Spielern eine Einsatzgarantie in den Vertrag schreiben würde, dann während der Saison den Trainer wechselt und diesem Trainer vor der Vertragsunterschrift erklären muss, dass Spieler X, Spieler Y und Spieler Z grundsätzlich auflaufen müssen, weil dies in ihren Verträgen verankert ist, würde jeder ernsthafte Trainer einen Vogel zeigen und abwinken. Nein, eine solche Klausel existiert nicht.

Es gibt im Übrigen einen gravierenden Unterschied zwischen beispielsweise den Lizenzspielerverträgen in Deutschland und denen in England. Auf der Insel bekommt jeder Spieler das ausgehandelte Gehalt garantiert, unabhängig von Einsätzen, Erfolge der Mannschaft usw. Zwar ist es auch dort möglich, weitere Prämien auszuhandeln, aber das Gehalt, welches sich Spieler und Berater vor der Vertragsunterzeichnung als Limit gesetzt hatten, ist garantiert. Das ist in Deutschland nicht der Fall.

Wenn man das weiß, werden natürlich auch verschiedene Dinge deutlicher. Zuerst einmal wird der Kauf eines Spielers aus der britischen Premier League für einen Bundesliga-Verein zum Problem, weil es der Spieler aus seiner Zeit in England gewohnt ist, garantiertes Gehalt zu empfangen, während er in Deutschland auf das gleiche Gehalt nur kommen würde, wenn er auch entsprechende Einsatzzeiten vorweisen kann. So gesehen werden auch die von Frank Arnesen ausgehandelten Verträge beispielsweise mit Michael Mancienne und Slobodan Rajkovic logischer, die angeblich beim HSV überproportional gut bezahlt wurden/werden. Das, was Boban Rajkovic in England fix verdiente, verdient er in Hamburg nur inkl. aller Prämien. Dieses einem Spieler schmackhaft zu machen, dürfte nicht ganz einfach sein und erklärt auch, warum so wenig Profis von der Insel in die Bundesliga wechseln.

Aber – wie gesagt, die wirklich Sensationen in den Verträgen wird man eher selten finden und so geht der nächste Mythos flöten.

Halt, eine Sache war dann doch noch ganz witzig. Ein Spieler aus einem europäischen Nachbarland wechselte (tatsächlich aus England) in die Bundesliga. Nach wochenlangen Verhandlungen war man sich endlich einig, der Spieler erhielt auch in Deutschland ein Millionengehalt. Nachdem alles ausverhandelt war, kam der Berater nochmals auf den Manager des Vereins zu und erklärte, dass der Vertrag im Grunde ok sei, aber er möchte auf eine Sache hinweisen.

Der Verein sollte sich bereit erklären, die Umzugskosten für den Profi zu übernehmen, andernfalls würde der Spieler nicht unterschreiben. Der Manager des Vereins stimmte kopfschüttelnd zu und so wechselte der Spieler für einige Jahre in die Bundesliga, wo er bei seinem Verein zu einer Art Kultfigur wurde. Er verdiente in den darauffolgenden Jahren einige Millionen Mark.

Die Umzugskosten beliefen sich übrigens auf ca. 3.000 D-Mark.