Wie sagte doch unser aller Didi noch vor wenigen Tagen?

Wir haben auch deshalb unsere Probleme, weil hier über Jahre viel zu sehr auf die Außendarstellung geachtet wurde und weniger auf überzeugende Inhalte. Ob den Journalisten denn auch gefällt, wenn wir mit dem einen Spieler weitermachen oder eben nicht. Dabei darf es doch einzig und allein nur um die aktuelle Leistung gehen. (Abendblatt vom 30.03.2015)

Richtig so, möchte man sagen. Endlich. Der Verein möchte sich nicht mehr abhängig machen von der öffentlich Meinung oder gar der medialen Pseudo-Manipulation, man möchte so handeln, wie man es anhand der eigenen Analyse für richtig hält. Wäre mal was ganz Neues in Hamburg, wo seit Urzeiten die externen Meinungen und Eigeninteressen den Weg und das Ziel des Vereins (mit)bestimmt haben. Beiersdorfer, Knäbel, Peters und all die Rest-Exzellenzen meinen, einen Plan zu haben und bekunden, diesen in Zukunft selbst gegen eventuelle Widerstände von innen und außen bei zu behalten.

Wie dies jetzt allerdings mit den jüngsten Äußerungen von Trainer-Neuling Peter Knäbel zusammenpasst, erschließt sich mir nicht, denn Sprüche wie „Wir brauchen Männer. Aber heute habe ich keine elf Männer gesehen.“ dienen bestenfalls dazu, sein eigenes Missfallen gegenüber der sportlichen Performance nach außen zu demonstrieren und den Fans und Medien zu verdeutlichen, wie enttäuscht man selbst sei, der Vertrauensbildung nach innen ist es eher abträglich.

Natürlich jubeln frustrierte Anhänger auf, wenn sie solch deutliche Worte vom neuen Übungsleiter lesen dürfen, denn es trifft ihren Nerv und signalisiert ihnen, dass dort jemand sitzt, der genau wie sie möchte, dass die Herren Millionäre „Gras fressen“ und sich „den Arsch aufreißen“ sollen. Aber im Grunde ist es erneut eine Handlung, die man laut Beiersdorfer eben vermeiden wollte. Man wollte nicht mehr tun (und sagen), was andere von einem erwarten, sondern sachlich und analytisch den eigenen Grundsätzen folgen. Knäbel nun ledert aus dem Gefühl der tiefen Enttäuschung los und liefert seine Spieler ans Messer, nachdem er selbst entschieden hatte, in Aufstellung, Taktik und System gegenüber dem, was Joe Zinnbauer tat, so gut wie nichts zu ändern.

Jetzt, nach 27 Spielen auf der Bank, fällt dem Ex-St. Paulianer plötzlich auf, welche Memmen er im Team hat und auf wen er sich nicht verlassen kann und prompt muss er dies der Öffentlichkeit mitteilen. Er selbst bringt sich mit diesen Äußerungen in extremen Zugzwang und das nur 7 Spieltage vor Saisonschluss und ohne Not. Nach den getätigten Aussagen ist er nun gezwungen, seine Mannschaft radikal umzubauen, andernfalls wird er intern und extern unglaubwürdig. Hinzu kommt, dass die Spieler, die zwar am 27. Spieltag in der Startelf standen, gegen Wolfsburg aber nicht beginnen werden, für den Rest der Saison verbrannt sind, denn sie sind die Spieler, die offenkundig keine Männer sind und auf die man sich als Trainer nicht verlassen kann. Eigentlich kann es bis Saison-Ende für keinen von ihnen eine Rückkehr in die Mannschaft geben, zu deutlich waren die Worte des Konzern-Trainers Knäbel.

Was aber, wenn es sich bei einigen dieser Spieler um Akteure handelt, die im Besitz eines längerfristigen Vertrages sind? In der Startaufstellung gegen Leverkusen standen mit Westermann und Ilicevic lediglich zwei Spieler, deren Verträge am Saisonende auslaufen, schwer vorstellbar, dass es sich ausgerechnet bei diesen Beiden um die Manuelas gehandelt haben soll, zumal beide Spieler mit Sicherheit nicht die schlechtesten in einer schlechten Truppe waren.

Demnach hätte Knäbel Spieler als untauglich entlarvt, die auch in der nächsten Saison noch die Raute tragen sollen oder aber man plant ihren Verkauf. Nur wie das in Hamburg funktioniert (Verkauf von Spielern mit laufenden Verträgen), konnte man in den letzten Jahren bewundern.

Fehlen tut mir in dieser Zeit übrigens erneut die nicht vorhandene Selbstreflexion der Exzellenzen, die zwar in der Lage sind, sich hinter Worthülsen und staatstragenden Mienen zu verschanzen, die aber wieder einmal kein Sterbenswörtchen darüber verlieren, welche (Mit)-Schuld sie am augenblicklichen Zustand tragen. Beiersdorfer investierte in eine Mannschaft mit Spielern wie Drobny, Adler, Jansen, Westermann, Diekmeier, van der Vaart, Kacar, Jiracek etc. mehr als € 35 Mio. und Stand heute fällt ihm nichts anderes ein, als Worthülsen wie

„Da entscheiden die Spieler, ob sie sich vorführen lassen, ob sie Grenzen setzen oder nicht.“

abzusondern. Wie üblich verweist man (diesmal eher leise) auf die Fehler der Vorgänger, auf einen angeblich übel zusammen geschusterten Kader, aber man vergisst, dass im Spiel gegen Leverkusen insgesamt 7 Spieler auf dem Platz standen, die Verbrennungs-Didi selbst in den letzten beiden Transferperioden verpflichtet hat.

Wie schön wäre es doch, wenn auch nur einmal einer der Herren, die für ihre ungenügende Verwaltungsarbeit Millionen einstreichen, bekennen würden, dass ihre Arbeit mangelhaft und kritikwürdig ist. Aber darauf kann man als Fan wohl noch ein paar Jahrzehnte warten.

Fazit: Nach nur einem Spiel ist es Knäbel gelungen, einen Keil zwischen Trainer und Teile der Mannschaft zu treiben und dies in einer Situation, in der im Grunde jeder Spieler noch benötigt werden könnte. Motivation dafür? Ein Zeichen an die Öffentlichkeit zu setzen, also alles wie immer in der „schönsten Stadt der Welt“…