Gestern machte ich mich zum ersten Mal seit einigen Wochen mal wieder auf in Richtung Volkspark, um eine Trainingseinheit eines Abstiegskandidaten zu beobachten. Normalerweise kann man aus aus diesen Beobachtungen so gut wie keine Erkenntnisse schöpfen, aber mich interessierten neben den Trainingsinhalten auch andere Dinge.

Wie ist die allgemeine Stimmung? Wie ist die Stimmung unter den Fans? Welche Rollen spielen Knäbel und Peters im Trainingsbetrieb? Was wird in dieser Phase der Saison überhaupt trainiert? Hat sich gegenüber dem Training der/des Vorgänger/s überhaupt irgendwas geändert?

Zuerst einmal fiel mir auf, dass von den „üblichen“ Trainingsbesuchern kaum einer anwesend war, selbst die unsägliche Rektal-Amöbe „Helm-Peter“ fehlte, was ich dankbar zur Kenntnis nahm. Ca. 50 Eventbesucher warteten auf die Mannschaft, die dann irgendwann aus dem Luxuszelt geschlendert kam. Hier ereilte mich das erste Mal das große Kopfschütteln. Ehrlich, ich bin weit davon entfernt, von den Profis zu erwarten, dass sie im Büßerhemd und mit tränenüberströmten Gesichtern zum Trainingsplatz sprinten, um anschließend vor lauter Scham vor Trainingsbeginn viermal mit dem Schädel gegen die Betonmauer schlagen. Aber als ich sah, wie sich Spieler wie Holtby, Diekmeier und ein paar andere lachend und scherzend auf dem Weg zur Arbeit machten, hatte ich den Eindruck, ich wäre im falschen Film.

Da wurden Witze gerissen, der anfahrende Eiswagen gab Anlass zur Belustigung „Hahaha…Coffee to go….hahahaha“ und Vergleichbares. Lediglich Rajkovic, Kacar und auch Drobny machten ernste und konzentrierte Gesichter. Auf einen Zuschauer und Fan, der vielleicht nur einmal pro Saison ein Training besucht, muss es den Eindruck gemacht haben, als hätten große Teile der Mannschaft den Ernst der Lage noch immer nicht umrissen.

So auch die Stimmen, die ich während des Trainings einfangen konnte. „Die haben es immer noch nicht gerafft“, „diesmal geht’s runter und zwar zu recht“, „Diese Führung kann es einfach nicht“ etc.  Bei vielen hat man aber auch einfach nur den Eindruck, als hätten sie sich mit dem Unvermeidbaren abgefunden. Keine pöbelnden Fans, keine harten und beschwörenden Worte an die Spieler, nichts. Schweigen und Gleichmut machen sich im Volkspark breit, eine Stimmung wie auf dem angrenzenden Friedhof, nur eben bei einem Großteil der Spielern nicht.

Das anschließende Training verstärkte dann meinen Eindruck, um ganz ehrlich zu sein, ich war fassungslos. Während die Herren Knäbel und Herrmann zumeist schweigend am Rand standen, machten die Spieler zu Beginn ein paar Stabilisations-Übungen, dann das unvermeidliche 5 gegen 2 oder 7 gegen 3. Im Anschluss daran warf man sich Bällchen zu, welche dem Werfer zurückgeköpft werden sollten. Die Trainer schwiegen. Zum Schluss noch ein Spielchen 11 gegen 11 auf der Hälfte des Platzes, da wurde gekickt wie auf dem Bolzplatz am Wildschwanbrook. Okay, es wurden endlich einmal Tore erzielt, aber was ist mit der großen Schwäche der Mannschaft, den Standard-Situationen? Was ist mit einem eventuell neu-formierten, eingespielten Team für das Spiel gegen Wolfsburg? Was ist mit einer dringend benötigten neuen Abwehrformation?

Nun bin ich kein Fußball-Lehrer und ich kann wirklich nicht beurteilen, ob es für Übungen solcher Art in dieser Phase der Saison eventuell schon zu spät sein kann, aber das gestrige Nachmittagstraining war Gedaddel und sonst nichts. Angesichts der Zeit, die dem Trainerteam bis zum nächsten Spieltag zur Verfügung steht, war war es für mich eine verschenkte Einheit. Apropos Trainerteam. Beide Herren (Knäbel und Herrmann) standen größtenteils am Spielfeldrand und beobachteten. Dagegen griff Zinnbauer bei jeder Trainingseinheit, die ich beobachten konnte, massiv in den Trainingsbetrieb ein.

Fazit: Wäre ich ein Jahr auf einer einsamen Insel gewesen, hätte den aktuellen Tabellenstand nicht vor Augen und wäre dann zum Training gegangen, hätte ich vermutet, dass dort eine Mannschaft trainiert, die am 27. Spieltag bei ungefähr 35 Punkten liegt und für die es um nichts mehr geht. Absolut verstörend.